Großes Blutbild: Überblick und Bedeutung

Großes Blutbild: Überblick und Bedeutung

29.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ein großes Blutbild ist eine Laboruntersuchung, bei der verschiedene Bestandteile des Blutes gleichzeitig ausgewertet werden, um einen umfassenden Überblick über die Gesundheit und mögliche Erkrankungen zu erhalten.

Was steckt hinter dem großen Blutbild?

Wer einen Befund mit dem Vermerk „großes Blutbild“ in den Händen hält, fragt sich oft, was genau dabei untersucht wird. Im Gegensatz zum kleinen Blutbild, das nur die wichtigsten Werte der Blutzellen erfasst, liefert das große Blutbild deutlich mehr Details. Es setzt sich aus zwei Teilen zusammen: dem kleinen Blutbild und dem sogenannten Differentialblutbild.

Im kleinen Blutbild werden vor allem die Konzentrationen der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), der Blutplättchen (Thrombozyten) sowie der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin) und der sogenannte Hämatokrit bestimmt. Das Differentialblutbild geht einen Schritt weiter und schaut sich die verschiedenen Untergruppen der weißen Blutkörperchen genauer an. Dazu zählen zum Beispiel Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten. So lässt sich feststellen, ob das Immunsystem gerade besonders aktiv ist, etwa bei einer Infektion, oder ob Hinweise auf andere Erkrankungen bestehen.

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Wann wird ein großes Blutbild gemacht?

Ein großes Blutbild wird oft angeordnet, wenn Ärztinnen oder Ärzte einen umfassenden Eindruck vom Gesundheitszustand gewinnen möchten. Das kann bei allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen der Fall sein, aber auch bei unklaren Beschwerden wie Müdigkeit, häufigen Infekten, Fieber oder Gewichtsverlust. Auch vor Operationen, bei Verdacht auf Blutarmut (Anämie), Entzündungen oder Erkrankungen des Immunsystems kommt diese Untersuchung zum Einsatz.

Manchmal wird das große Blutbild auch als Kontrolluntersuchung genutzt, zum Beispiel bei bestimmten chronischen Erkrankungen oder während einer Therapie, die das Blut beeinflussen kann.

Welche Werte werden beim großen Blutbild bestimmt?

Im Rahmen eines großen Blutbilds werden verschiedene Werte erhoben. Die wichtigsten sind:

Die Anzahl der roten Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport im Körper verantwortlich sind. Der Wert des roten Blutfarbstoffs, der ebenfalls mit dem Sauerstofftransport zusammenhängt. Die Konzentration der Blutplättchen, die eine Rolle bei der Blutgerinnung spielen. Die Zahl der weißen Blutkörperchen, die das Immunsystem repräsentieren.

Zusätzlich werden die verschiedenen Unterarten der weißen Blutkörperchen wie Neutrophile, Eosinophile, Basophile, Lymphozyten und Monozyten einzeln ausgewertet. Veränderungen in deren Verteilung können auf Infektionen, Entzündungen, Allergien oder auch auf schwerwiegendere Erkrankungen wie Leukämien hindeuten.

Ein weiterer wichtiger Wert, der manchmal im Rahmen des Blutbilds bestimmt wird, ist der Thrombokrit. Er gibt an, wie groß der Anteil der Blutplättchen am gesamten Blutvolumen ist. Mehr dazu lässt sich im Artikel Thrombokrit nachlesen.

Was bedeutet das Ergebnis für dich?

Die Ergebnisse eines großen Blutbilds können viele Hinweise liefern, müssen aber immer im Zusammenhang mit den Beschwerden und der Vorgeschichte betrachtet werden. Abweichungen vom sogenannten Normalbereich bedeuten nicht automatisch eine schwere Erkrankung. Häufig sind leichte Schwankungen harmlos und können zum Beispiel durch eine Erkältung, Stress oder einen Flüssigkeitsmangel entstehen.

Manchmal zeigen sich aber auch Veränderungen, die auf eine Infektion, eine Blutarmut, eine Störung der Blutbildung oder – seltener – auf eine Erkrankung des Knochenmarks oder des Immunsystems hindeuten. In diesen Fällen werden meist weitere Untersuchungen empfohlen, um die Ursache genauer zu klären.

Muss man sich Sorgen machen, wenn Werte auffällig sind?

Viele machen sich Sorgen, wenn im großen Blutbild Werte außerhalb des Normalbereichs liegen. Doch nicht jeder auffällige Wert ist gleich ein Grund zur Beunruhigung. Die meisten Veränderungen sind vorübergehend oder haben harmlose Gründe, wie eine gerade überstandene Infektion oder eine leichte Entzündung.

Erst wenn mehrere Werte deutlich abweichen oder Beschwerden dazukommen, besteht Anlass für eine genauere Abklärung. Ärztinnen und Ärzte besprechen die Befunde in der Regel ausführlich und schlagen bei Bedarf weitere Schritte vor. Es hilft, Nachfragen zu stellen, wenn Unsicherheit besteht. So lässt sich gemeinsam klären, was die Werte bedeuten und ob Handlungsbedarf besteht.

Wie läuft die Blutentnahme ab?

Für ein großes Blutbild reicht meist eine einfache Blutabnahme aus der Armvene. Die Probe wird im Labor untersucht – das Ergebnis liegt oft schon nach wenigen Stunden oder am nächsten Tag vor. In der Regel ist keine besondere Vorbereitung nötig. Es kann jedoch sein, dass die Ärztin oder der Arzt empfiehlt, nüchtern zur Blutentnahme zu erscheinen, damit bestimmte Werte nicht verfälscht werden.

Was lässt sich mit dem großen Blutbild nicht erkennen?

Obwohl das große Blutbild viele Informationen liefert, gibt es auch Grenzen. Es zeigt zum Beispiel keine Hinweise auf Vitaminmängel wie Eisen- oder Vitamin-B12-Mangel, solange diese noch keine Auswirkungen auf die Blutzellen haben. Auch Leber- oder Nierenwerte, Blutzucker oder Cholesterin werden im Rahmen des Blutbilds nicht bestimmt, sondern in separaten Laboruntersuchungen.

Zusammengefasst: Wozu dient das große Blutbild?

Das große Blutbild ist eine der wichtigsten Routineuntersuchungen in der Medizin. Es hilft, Krankheiten frühzeitig zu erkennen, den Verlauf von Erkrankungen zu kontrollieren und Therapien zu überwachen. Die Vielzahl an Werten ermöglicht eine erste Einschätzung, ob im Körper alles im Gleichgewicht ist oder ob genauer hingeschaut werden sollte.

Wer einen Befund mit auffälligen Werten erhält, sollte nicht in Panik verfallen. Oft ist eine harmlose Erklärung die Ursache. Im Zweifel lohnt es sich, das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt zu suchen und die Bedeutung der einzelnen Werte gemeinsam durchzugehen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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