Granulozytopoese: Was bei gestörter Blutzellbildung passiert

Granulozytopoese: Was bei gestörter Blutzellbildung passiert

26.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Granulozytopoese bezeichnet die Entstehung und Entwicklung der sogenannten Granulozyten, einer wichtigen Gruppe weißer Blutkörperchen, im Knochenmark. Dieser Begriff beschreibt also einen ganz natürlichen Prozess im Körper, bei dem aus Vorläuferzellen nach und nach funktionstüchtige Granulozyten entstehen, die später eine zentrale Rolle bei der Abwehr von Infektionen spielen.

Wie läuft die Bildung von Granulozyten ab?

Im Knochenmark, das sich im Inneren vieler Knochen befindet, werden ständig neue Blutzellen gebildet. Die Granulozytopoese ist dabei der Abschnitt, in dem aus sogenannten Stammzellen spezielle weiße Blutkörperchen heranreifen. Diese Granulozyten lassen sich in drei Haupttypen unterteilen: Neutrophile, Eosinophile und Basophile. Jeder dieser Zelltypen übernimmt im Immunsystem eine eigene Aufgabe, etwa das Bekämpfen von Bakterien, Parasiten oder das Vermitteln allergischer Reaktionen.

Die Entwicklung beginnt mit sogenannten myeloischen Stammzellen. Aus ihnen entstehen zunächst unreife Vorläuferzellen, die sich im Verlauf der Granulozytopoese mehrfach teilen und spezialisieren. Im Laufe dieses Reifungsprozesses durchlaufen sie verschiedene Stadien, bis schließlich voll funktionsfähige Granulozyten entstehen. Erst dann gelangen sie vom Knochenmark ins Blut und können dort ihre Abwehrarbeit leisten.

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Warum ist die Granulozytopoese wichtig?

Ohne eine funktionierende Granulozytopoese wäre der Körper nicht in der Lage, sich gegen viele Krankheitserreger zu verteidigen. Die Granulozyten sind gewissermaßen die „erste Einsatztruppe“ des Immunsystems. Sie erkennen und zerstören Fremdkörper, Bakterien oder abgestorbene Zellen. Ist die Produktion gestört, kann das zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen.

In manchen Fällen kann es vorkommen, dass im Blutbild sogenannte unreife Granulozyten auftauchen. Das bedeutet, dass noch nicht vollständig ausgereifte Zellen ins Blut gelangen. Mehr Informationen dazu gibt es im Artikel zu unreifen Granulozyten.

Wann taucht der Begriff Granulozytopoese im Befund auf?

Der Begriff Granulozytopoese findet sich meist im Rahmen von Blutuntersuchungen oder Knochenmarkbefunden. Ärztinnen und Ärzte beschreiben damit, wie aktiv oder verändert die Bildung der Granulozyten im Knochenmark abläuft. Das kann zum Beispiel bei bestimmten Blutkrankheiten, Infektionen oder während einer Chemotherapie von Bedeutung sein. Auch bei der Diagnose und Verlaufskontrolle von Erkrankungen wie Leukämien oder anderen Störungen des blutbildenden Systems wird die Granulozytopoese beurteilt.

Oft wird im Befund vermerkt, ob die Granulozytopoese „unauffällig“, „gesteigert“ oder „vermindert“ ist. Das gibt Hinweise darauf, ob das Knochenmark ausreichend Granulozyten produziert oder ob es Auffälligkeiten gibt, die weiter abgeklärt werden sollten.

Was bedeutet eine gestörte Granulozytopoese?

Wenn die Granulozytopoese gestört ist, kann das verschiedene Ursachen haben. Eine zu geringe Produktion (verminderte Granulozytopoese) führt dazu, dass weniger Granulozyten ins Blut gelangen. Das kann zum Beispiel durch Infektionen, bestimmte Medikamente, Mangelzustände oder Erkrankungen des Knochenmarks ausgelöst werden. Eine gesteigerte Granulozytopoese wiederum kann ein Hinweis auf eine akute Infektion, eine Entzündung oder eine Reaktion auf Blutverlust sein.

Die genaue Bedeutung hängt immer vom Gesamtbild und den Begleitbefunden ab. Ein einzelner Hinweis auf die Granulozytopoese im Arztbrief ist also meist nur ein Puzzlestück und wird von Fachleuten immer im Zusammenhang mit anderen Laborwerten und Symptomen beurteilt.

Zusammengefasst

Granulozytopoese beschreibt die Bildung und Reifung der Granulozyten im Knochenmark. Sie ist ein zentraler Bestandteil des Immunsystems und sorgt dafür, dass der Körper sich gegen Infektionen schützen kann. Der Begriff taucht vor allem in medizinischen Befunden auf, wenn die Aktivität der Blutzellbildung beurteilt werden soll. Auffälligkeiten in diesem Prozess können Hinweise auf verschiedene Erkrankungen oder körperliche Reaktionen liefern, sind aber immer im Zusammenhang mit weiteren Befunden zu bewerten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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