Die Forrest Klassifikation ist ein medizinisches System, mit dem Ärztinnen und Ärzte das Blutungsrisiko bei Geschwüren im Magen oder Zwölffingerdarm anhand des Aussehens während einer Magenspiegelung (Endoskopie) einstufen.
Was steckt hinter der Einteilung?
Wenn im Magen-Darm-Trakt – vor allem im Magen oder im Zwölffingerdarm – eine Blutung auftritt, etwa durch ein Geschwür, ist es wichtig, schnell einzuschätzen, wie groß das Risiko für eine erneute oder anhaltende Blutung ist. Genau dafür wurde die Forrest Klassifikation entwickelt. Sie dient als eine Art Ampelsystem: Je nachdem, wie das Geschwür während der Endoskopie aussieht, wird es einer bestimmten Stufe zugeordnet.
Die Einteilung reicht von frischen, aktiven Blutungen bis hin zu älteren, bereits verheilenden Blutungszeichen. Jede Stufe gibt Hinweise darauf, wie wahrscheinlich es ist, dass es erneut zu einer Blutung kommt.
Die verschiedenen Stufen einfach erklärt
Die Forrest Klassifikation besteht aus mehreren Gruppen, die mit römischen Zahlen und Buchstaben bezeichnet werden. Sie orientiert sich daran, was bei der Spiegelung zu sehen ist:
Forrest I beschreibt eine aktuell aktive Blutung. Das kann entweder eine spritzende, pulsierende Blutung (Ia) oder eine langsam sickernde Blutung (Ib) sein. Hier besteht ein hohes Risiko für weitere Blutverluste, die sofort behandelt werden müssen.
Forrest II steht für eine kürzlich gestoppte Blutung. Das zeigt sich zum Beispiel als sichtbares Blutgerinnsel (IIa), ein anhaftendes Blutkoagel (IIb) oder als dunkle, flache Verfärbung (IIc), die auf bereits älteres Blut hinweist. Das Risiko für eine erneute Blutung ist hier noch vorhanden, aber meist geringer als bei aktiver Blutung.
Forrest III bedeutet, dass keine frischen Blutungszeichen mehr zu sehen sind. Das Geschwür zeigt sich sauber und ohne Blutspuren – die Gefahr einer erneuten Blutung ist hier am niedrigsten.
Warum ist diese Einteilung so wichtig?
Die Forrest Klassifikation hilft Ärztinnen und Ärzten, schnell zu entscheiden, wie dringend und intensiv behandelt werden muss. Bei einer aktiven Blutung (Forrest I) ist sofortiges Handeln gefragt, etwa durch eine endoskopische Blutstillung, manchmal auch durch eine Operation. In den anderen Stufen kann die weitere Versorgung unterschiedlich aussehen und wird individuell angepasst.
Außerdem dient die Einteilung als gemeinsame Sprache für das Behandlungsteam. So ist auf einen Blick klar, wie ernst die Situation ist und welche Überwachung oder Nachbehandlung nötig sein könnte.
Was bedeutet das für Betroffene?
Wer im Arztbrief oder Befund die Bezeichnung „Forrest Klassifikation“ oder eine der Stufen liest, findet darin eine Einschätzung, wie hoch das Risiko für eine erneute Blutung eingeschätzt wird. Das ist vor allem nach einer Magen- oder Zwölffingerdarmblutung wichtig, da davon abhängt, wie engmaschig überwacht werden muss und ob weitere Maßnahmen nötig sind.
Ein Befund wie „Forrest III“ kann beruhigend sein: Hier gibt es keine frischen Blutungszeichen mehr, das Risiko für erneute Blutungen ist gering. Bei Forrest I oder II hingegen wird meist eine engmaschige Überwachung empfohlen und es können weitere Behandlungen notwendig sein. Das Ziel ist immer, eine erneute oder stärkere Blutung zu verhindern und Komplikationen vorzubeugen.
Häufige Fragen und Unsicherheiten
Gerade nach einer akuten Magen- oder Darmblutung tauchen viele Fragen auf: Wie gefährlich ist das? Muss operiert werden? Was passiert, wenn es wieder blutet? Die Forrest Klassifikation selbst ist keine Krankheit, sondern ein Hilfsmittel für die Einschätzung der Situation. Sie gibt Hinweise, ob die Gefahr bereits gebannt ist oder ob noch besondere Vorsicht geboten ist.
Ob und wie behandelt wird, hängt immer vom Gesamteindruck ab: Wie sieht das Geschwür aus? Wie stabil ist der Kreislauf? Gibt es weitere Risikofaktoren? Die Forrest-Einstufung ist dabei ein wichtiger Baustein, aber nicht das einzige Kriterium.
Wie geht es nach dem Befund weiter?
Je nach Einteilung wird das weitere Vorgehen festgelegt. Bei aktiven Blutungen erfolgt meist sofort eine endoskopische Behandlung, zum Beispiel durch Unterspritzung, Clips oder andere Techniken, um die Blutung zu stoppen. In den anderen Stufen reicht es manchmal aus, Medikamente zu geben, die die Magensäure hemmen und so die Heilung fördern. Die genaue Therapie richtet sich immer nach dem individuellen Befund und der Einschätzung des Behandlungsteams.
Wichtig zu wissen: Die Forrest Klassifikation ist ein Werkzeug, das die Situation besser einschätzbar macht. Sie hilft, das Risiko zu erkennen und die Behandlung gezielt zu steuern, damit Komplikationen möglichst vermieden werden.