Ergussbildung – Wenn sich Flüssigkeit staut

Ergussbildung – Wenn sich Flüssigkeit staut

25.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ergussbildung beschreibt in der Medizin die Ansammlung von Flüssigkeit in einem Gewebe, einem Organ oder einem Hohlraum des Körpers, die dort normalerweise nicht oder nur in sehr geringer Menge vorkommt.

Wie entsteht eine Flüssigkeitsansammlung im Körper?

Im gesunden Zustand herrscht im Körper ein genaues Gleichgewicht: Flüssigkeiten bewegen sich zwischen Blutgefäßen, Geweben und Organen, ohne dass sich irgendwo zu viel davon staut. Kommt es aber zu einer Störung – etwa durch eine Entzündung, eine Verletzung, eine Erkrankung oder einen gestörten Abfluss – kann überschüssige Flüssigkeit austreten und sich an einer bestimmten Stelle sammeln. Dieses Phänomen wird dann als Ergussbildung bezeichnet.

Je nachdem, wo sich die Flüssigkeit ansammelt, sprechen Ärztinnen und Ärzte von unterschiedlichen Ergüssen. Im Gelenkbereich entsteht zum Beispiel ein Kniegelenkserguss, wenn sich Flüssigkeit im Kniegelenkraum sammelt. Im Brustkorb nennt man die Ansammlung zwischen Lunge und Rippenfell einen Pleuraerguss. Befindet sich Flüssigkeit im Herzbeutel, wird von einem Perikarderguss gesprochen. Im Bauchraum kann sich Flüssigkeit ebenfalls stauen, was dann als Aszites bezeichnet wird. Mehr dazu findest du unter Flüssigkeiten im Bauchraum, Aszites oder intraabdominelle Flüssigkeit.

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Was bedeutet das für den Alltag?

Eine Ergussbildung ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Hinweis darauf, dass im Körper etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Die Ursache kann harmlos sein, etwa nach einer leichten Verletzung oder Überbelastung eines Gelenks. Es gibt aber auch schwerwiegendere Auslöser wie Infektionen, Entzündungen, Herzschwäche oder Tumorerkrankungen. Entscheidend ist immer, wo der Erguss auftritt und wie viel Flüssigkeit sich angesammelt hat.

Bei einem Kniegelenkserguss äußern sich Beschwerden oft durch Schwellung, Spannungsgefühl und eingeschränkte Beweglichkeit. Mehr Informationen dazu findest du unter Kniegelenkserguss. Eine peritendinöse Flüssigkeitsansammlung betrifft dagegen die Umgebung einer Sehne, wie zum Beispiel nach einer Überlastung, und wird hier genauer erklärt: Peritendinöse Flüssigkeitsansammlung.

Ist eine Ergussbildung gefährlich?

Ob eine Ergussbildung gefährlich ist, hängt stark von Ursache, Ort und Ausmaß ab. Ein kleiner Gelenkerguss nach dem Sport ist meist harmlos und bildet sich oft von selbst zurück. Größere oder wiederkehrende Ergüsse, zum Beispiel im Bauchraum oder im Herzbeutel, können aber auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen und sollten ärztlich abgeklärt werden.

Viele Menschen sorgen sich, wenn sie im Arztbrief von einer Ergussbildung lesen. Typische Fragen sind: Muss das behandelt werden? Ist das ein Zeichen für eine schwere Krankheit? Die Antwort darauf ist nicht pauschal möglich. Manchmal reicht es, den Erguss zu beobachten und die Ursache zu behandeln. In anderen Fällen – etwa bei starken Beschwerden oder wenn lebenswichtige Organe betroffen sind – kann eine gezielte Behandlung notwendig werden.

Was passiert bei der Behandlung?

Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache und dem betroffenen Bereich. Steckt eine Entzündung oder Verletzung hinter der Ergussbildung, kann Schonung, Kühlung oder eine medikamentöse Behandlung ausreichen. Bei bakteriellen Infektionen kommen manchmal Antibiotika zum Einsatz. Größere Ergüsse, die Beschwerden machen oder Organe beeinträchtigen, werden gelegentlich punktiert. Das bedeutet, dass die Flüssigkeit mit einer feinen Nadel abgelassen wird, um Druck zu nehmen oder Proben zu gewinnen.

In manchen Fällen, zum Beispiel nach Operationen, kann sich ein sogenanntes Serom bilden – eine Flüssigkeitsansammlung im Gewebe. Was das genau ist, wird unter Serom erklärt. Ergüsse im Herzbeutel, sogenannte Perikardergüsse, werden besonders sorgfältig überwacht. Es gibt auch Situationen, in denen ausdrücklich festgehalten wird, dass kein Erguss vorliegt, wie etwa unter kein Perikarderguss.

Was tun bei einem Befund „Ergussbildung“?

Steht im Befund oder Arztbrief der Begriff „Ergussbildung“, ist das zunächst eine Beschreibung des aktuellen Zustands. Es sagt noch nichts darüber aus, wie schwerwiegend die Situation ist oder ob sofort gehandelt werden muss. Entscheidend ist, was genau der Auslöser ist und wie die Beschwerden aussehen. Bei Unsicherheit lohnt es sich, gezielt nachzufragen, wo sich die Flüssigkeit befindet, wie groß der Erguss ist und ob weitere Untersuchungen nötig sind.

Oft wird die Ergussbildung im Rahmen von Ultraschall- oder MRT-Untersuchungen festgestellt. Die Ärztin oder der Arzt entscheidet dann, ob eine Kontrolle, eine gezielte Behandlung oder einfach Geduld angebracht ist.

Verschiedene Formen und Begriffe rund um Ergussbildung

In der medizinischen Sprache gibt es zahlreiche Begriffe, die eine Ergussbildung genauer beschreiben. So steht „intraabdominelle Flüssigkeit“ für Wasseransammlungen im Bauchraum, während „peritendinöse Flüssigkeitsansammlung“ die Umgebung einer Sehne betrifft. Ein „Pleuraerguss“ beschreibt Flüssigkeit im Brustkorb, ein „Perikarderguss“ die Ansammlung im Herzbeutel. Nach Operationen kann ein „Serom“ entstehen, das meist harmlos ist, aber beobachtet werden sollte.

Alle diese Begriffe meinen im Kern das Gleiche: Irgendwo im Körper sammelt sich mehr Flüssigkeit an als üblich, was auf eine Störung oder Erkrankung hinweisen kann.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Wenn Beschwerden wie Schwellungen, Schmerzen, Atemnot, Druckgefühl oder andere ungewöhnliche Symptome auftreten, empfiehlt sich immer eine ärztliche Abklärung. Besonders wichtig ist das, wenn Ergussbildungen wiederholt auftreten oder mit anderen Krankheitszeichen verbunden sind. Nur so lässt sich klären, ob eine harmlose Ursache dahintersteckt oder eine gezielte Behandlung notwendig ist.

Ergussbildung ist also ein Sammelbegriff für Flüssigkeitsansammlungen, die im Rahmen vieler verschiedener Erkrankungen, Verletzungen oder Belastungen auftreten können. Die genaue Bedeutung ergibt sich immer aus dem Zusammenhang – und aus dem, was im Befund oder Arztbrief sonst noch steht.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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