Elektrophysiologisch bedeutet, dass etwas mit der elektrischen Aktivität von Zellen oder Geweben im Körper zu tun hat. In der Medizin beschreibt der Begriff meist Messungen oder Untersuchungen, bei denen elektrische Signale im Körper aufgezeichnet oder ausgewertet werden.
Was steckt hinter dem Begriff?
Der menschliche Körper arbeitet nicht nur mit chemischen, sondern auch mit elektrischen Impulsen. Besonders Nervenzellen und Muskelzellen kommunizieren über winzige elektrische Ströme. Wenn in einem Arztbrief oder Befund das Wort elektrophysiologisch auftaucht, geht es immer um die Untersuchung oder Darstellung solcher elektrischer Vorgänge. Oft wird dabei geprüft, wie gut Nerven oder Muskeln funktionieren oder ob irgendwo Störungen auftreten.
Wo wird elektrophysiologisch untersucht?
Ein typisches Beispiel ist die Messung der Nervenleitungsgeschwindigkeit. Hier wird geprüft, wie schnell ein elektrisches Signal durch einen Nerv läuft. Auch bei der Untersuchung von Muskeln kommt das Verfahren zum Einsatz. Die sogenannte Elektromyographie, oft als EMG abgekürzt, zeigt, wie Muskeln auf elektrische Reize reagieren und ob sie richtig arbeiten. Wer mehr über den Ablauf und die Ergebnisse einer solchen Untersuchung wissen möchte, findet ausführliche Informationen unter Elektromyographie (EMG).
Auch im Bereich des Herzens ist der Begriff verbreitet. Das Elektrokardiogramm (EKG) ist eine elektrophysiologische Untersuchung, bei der die elektrische Aktivität des Herzmuskels abgeleitet wird. So lassen sich Herzrhythmusstörungen oder Durchblutungsprobleme aufdecken.
Warum sind elektrophysiologische Untersuchungen wichtig?
Elektrische Messungen liefern Hinweise darauf, wie gut bestimmte Organe oder Gewebe funktionieren. Bei Verdacht auf Nervenkrankheiten, Muskelerkrankungen oder Herzprobleme helfen diese Verfahren, die Ursache von Beschwerden einzugrenzen. Zum Beispiel kann bei Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen eine elektrophysiologische Untersuchung klären, ob ein Nerv geschädigt ist oder ob das Problem an anderer Stelle liegt.
Im Herzbereich werden sie eingesetzt, um den Ursprung von Herzrhythmusstörungen zu finden. In manchen Fällen kann sogar eine gezielte Behandlung direkt während einer solchen Messung erfolgen, etwa bei einer sogenannten Katheterablation.
Was passiert bei einer elektrophysiologischen Untersuchung?
Je nach Fragestellung gibt es unterschiedliche Methoden. Häufig werden kleine Elektroden auf die Haut geklebt. Diese messen die elektrischen Ströme, die von Nerven, Muskeln oder dem Herzen ausgehen. Manchmal werden auch feine Nadeln verwendet, um direkt im Muskel die Aktivität zu erfassen. Die Untersuchung ist meist wenig belastend und dauert je nach Verfahren zwischen wenigen Minuten und einer Stunde.
Vor einer solchen Messung ist in der Regel keine besondere Vorbereitung nötig. Es kann jedoch sein, dass bestimmte Medikamente vorher abgesetzt werden müssen oder dass du gebeten wirst, dich zu entspannen und ruhig zu liegen. Die Ergebnisse helfen Ärztinnen und Ärzten, die genaue Ursache von Beschwerden zu erkennen und die passende Behandlung zu planen.
Typische Einsatzgebiete in der Medizin
Neben der Untersuchung von Nerven, Muskeln und Herz gibt es noch weitere Bereiche, in denen elektrophysiologische Methoden genutzt werden. In der Neurologie werden sie zum Beispiel eingesetzt, um Multiple Sklerose, Polyneuropathien oder andere Erkrankungen des Nervensystems zu diagnostizieren. In der Augenheilkunde oder Hals Nasen Ohren Medizin können sie helfen, die Funktion von Sinnesorganen zu überprüfen.
Auch im Schlaflabor kommen solche Messungen zum Einsatz, um etwa bei Schlafstörungen die Aktivität des Gehirns zu überwachen. In der Epilepsiediagnostik ist das Elektroenzephalogramm (EEG) ein wichtiges elektrophysiologisches Verfahren, bei dem die Hirnströme aufgezeichnet werden.
Was bedeutet ein elektrophysiologischer Befund?
Steht im Befund, dass etwas „elektrophysiologisch“ untersucht oder festgestellt wurde, heißt das, dass die Bewertung auf Basis elektrischer Messungen erfolgt ist. Zum Beispiel kann dort stehen, dass „elektrophysiologisch keine Auffälligkeiten“ gefunden wurden, dann ist die Funktion der geprüften Nerven oder Muskeln in Ordnung. Findet sich hingegen ein Hinweis auf eine „elektrophysiologische Störung“, kann das bedeuten, dass irgendwo die Signalweiterleitung gestört ist.
Die genaue Bedeutung hängt immer vom Zusammenhang ab. Deshalb lohnt es sich, im Zweifel noch einmal gezielt nachzufragen, was die jeweiligen Werte oder Aussagen im eigenen Fall bedeuten.
Kurz zusammengefasst
Elektrophysiologisch beschreibt alles, was mit der Messung elektrischer Vorgänge im Körper zu tun hat. Solche Untersuchungen sind ein wichtiger Baustein, um Funktionsstörungen von Nerven, Muskeln oder Organen wie dem Herzen aufzudecken. Die Verfahren sind in der Regel gut verträglich und liefern wertvolle Hinweise für die weitere Behandlung. Wer einen Befund mit diesem Begriff erhält, weiß: Hier wurde ganz genau hingeschaut, wie die elektrischen Signale im Körper arbeiten.