Cholestase: Wenn Galle nicht abfließt

Cholestase: Wenn Galle nicht abfließt

05.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Cholestase bedeutet, dass der Gallenfluss aus der Leber gestört oder verlangsamt ist, sodass die Galle nicht mehr richtig abfließen kann.

Wenn der Gallenfluss stockt

Die Leber produziert täglich eine große Menge Galle, die eigentlich über kleine Kanäle in den Darm gelangt. Dort hilft sie bei der Verdauung von Fetten und bei der Ausscheidung von Abfallstoffen wie Bilirubin. Kommt es zu einer Cholestase, staut sich die Galle zurück, entweder, weil die kleinen Gallengänge in der Leber selbst betroffen sind oder weil ein Hindernis außerhalb der Leber den Abfluss blockiert. In Arztbriefen findet sich manchmal auch die Bezeichnung „cholestatisches Syndrom“ oder einfach „Gallenstau“.

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Woran erkennt man eine Cholestase?

Oft bemerkt man zunächst gar nichts, da viele Fälle unauffällig verlaufen. Mit der Zeit können jedoch typische Beschwerden auftreten. Die Haut beginnt zu jucken, manchmal färbt sich der Urin dunkler und der Stuhl wird auffallend hell. In stärker ausgeprägten Fällen entwickelt sich eine Gelbfärbung der Haut und Augen, die sogenannte Gelbsucht (Ikterus). Der Grund dafür: Bilirubin, ein Abbauprodukt aus dem Blut, kann nicht mehr mit der Galle ausgeschieden werden und sammelt sich im Körper an.

Ein weiteres Anzeichen ist eine erhöhte Konzentration bestimmter Laborwerte, die als Cholestaseparameter bezeichnet werden. Dazu gehören vor allem die Enzyme Gamma-GT, alkalische Phosphatase und Bilirubin. Sie zeigen im Blutbild an, dass der Gallenfluss gestört ist.

Ursachen: Warum staut sich die Galle?

Die Gründe für eine Cholestase sind vielfältig. Häufig steckt ein Stein in den Gallengängen dahinter, der den Abfluss blockiert. Auch Tumore, Entzündungen, bestimmte Medikamente oder seltene Erkrankungen der Leber können dazu führen, dass die Galle nicht mehr richtig abfließt. Man unterscheidet dabei zwischen einer intrahepatischen Cholestase (das Problem liegt innerhalb der Leber) und einer extrahepatischen Cholestase (die Blockade befindet sich außerhalb der Leber, meist in den größeren Gallengängen oder im Bereich der Bauchspeicheldrüse).

In der Schwangerschaft kann es zu einer speziellen Form kommen, der sogenannten Schwangerschaftscholestase. Hierbei treten meist Juckreiz und auffällige Laborwerte auf, die sich nach der Geburt wieder normalisieren.

Ist eine Cholestase gefährlich?

Ob eine Cholestase bedrohlich ist, hängt stark von der Ursache ab. Ein kurzfristiger Gallenstau durch einen Stein kann sehr unangenehm sein, führt aber meist nicht zu dauerhaften Schäden, wenn die Ursache schnell behoben wird. Bleibt die Störung jedoch länger bestehen, kann die Leber Schaden nehmen. Es drohen Entzündungen, Narbenbildung oder sogar ein Leberversagen. Auch die Aufnahme von wichtigen fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K) kann gestört sein, was langfristig zu Mangelerscheinungen führt.

Viele Menschen sorgen sich, wenn sie den Begriff Cholestase im Befund lesen. Typische Fragen sind: Wie schlimm ist das für mich? Muss ich mit einer chronischen Erkrankung rechnen? Die Antwort hängt davon ab, ob die Ursache schnell gefunden und behandelt werden kann. In vielen Fällen ist das möglich.

Wie wird eine Cholestase festgestellt?

Neben den typischen Beschwerden und der körperlichen Untersuchung spielen Laborwerte eine wichtige Rolle. Bestimmte Enzyme im Blut steigen an, wenn der Gallenfluss gestört ist. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie oder eine spezielle Röntgenuntersuchung der Gallengänge helfen, die genaue Ursache zu finden. Manchmal ist auch eine Gewebeprobe aus der Leber notwendig, um seltene Ursachen zu klären.

Behandlungsmöglichkeiten und was du selbst tun kannst

Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache. Steckt ein Stein oder eine andere Blockade dahinter, wird versucht, das Hindernis zu entfernen, oft gelingt das schonend mit einem endoskopischen Eingriff. Liegt eine Entzündung oder eine Erkrankung der Leber vor, kommen je nach Diagnose Medikamente oder andere Maßnahmen zum Einsatz. In einigen Fällen bessert sich die Cholestase von allein, etwa nach Absetzen eines auslösenden Medikaments.

Wer unter starkem Juckreiz leidet, kann mit kühlen Duschen, lockerer Kleidung und bestimmten Cremes Linderung verschaffen. Auf fettreiche Speisen sollte möglichst verzichtet werden, denn die Verdauung von Fetten ist bei gestörter Galle erschwert. Auch eine ausreichende Versorgung mit fettlöslichen Vitaminen kann wichtig sein. Das bespricht man am besten mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt.

Was bedeuten die Cholestaseparameter im Labor?

Bei Verdacht auf Cholestase werden im Blutbild bestimmte Werte überprüft. Die wichtigsten sind Gamma-GT, alkalische Phosphatase und Bilirubin. Sind diese erhöht, deutet das auf einen Gallenstau hin. Mehr dazu und wie die Werte zu deuten sind, findest du im Artikel zu den Cholestaseparametern.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei anhaltendem Juckreiz, Gelbsucht, dunklem Urin oder sehr hellem Stuhl ist es ratsam, zeitnah medizinischen Rat einzuholen. Auch wenn im Labor erhöhte Cholestaseparameter festgestellt werden, sollte die Ursache weiter abgeklärt werden. Nur so lässt sich verhindern, dass die Leber dauerhaft geschädigt wird.

Eine Cholestase ist also keine eigenständige Krankheit, sondern ein Hinweis auf ein Problem im Bereich von Leber und Gallenwegen. Mit einer gezielten Diagnose und Behandlung bestehen in den meisten Fällen gute Chancen auf eine vollständige Besserung.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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