Urostoma: Alltag und neue Möglichkeiten

Urostoma: Alltag und neue Möglichkeiten

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist ein Urostoma?

Ein Urostoma ist eine künstlich geschaffene Öffnung in der Bauchdecke, durch die der Urin aus dem Körper abgeleitet wird, wenn die natürliche Blasenfunktion nicht mehr möglich ist. Der Begriff setzt sich aus den Worten „Uro“ für Urin und „Stoma“ für Mund oder Öffnung zusammen. Mit einem Urostoma wird also ein neuer Ausgang für den Urin geschaffen, meist dann, wenn die Harnblase entfernt werden musste oder dauerhaft nicht mehr funktioniert.

Wann wird ein Urostoma notwendig?

Oft steht am Anfang eine Erkrankung, die die Harnblase oder die ableitenden Harnwege betrifft. Ein häufiger Grund ist Blasenkrebs, bei dem die Blase komplett entfernt werden muss. Auch schwere Fehlbildungen, chronische Entzündungen oder Verletzungen können dazu führen, dass die Blase ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen kann. In solchen Situationen suchen Ärztinnen und Ärzte nach einer Möglichkeit, den Urin zuverlässig aus dem Körper zu leiten – das Urostoma ist dann eine bewährte Lösung.

Es gibt verschiedene Techniken, wie ein solches Stoma angelegt werden kann. Am häufigsten wird ein Stück Dünndarm genutzt, das als Leitung dient und mit der Bauchdecke verbunden wird. Der Urin fließt dann über diese Verbindung in einen speziellen Beutel, der außen auf der Haut befestigt wird.

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Was bedeutet ein Urostoma im Alltag?

Das Leben mit einem Urostoma bringt Veränderungen mit sich, aber mit etwas Übung kann der Alltag wieder weitgehend normal verlaufen. Der Urin wird nicht mehr auf natürlichem Weg ausgeschieden, sondern über das Stoma in einen Beutel abgeleitet. Dieser Beutel muss regelmäßig geleert und gewechselt werden. Moderne Versorgungssysteme sind so entwickelt, dass sie diskret und sicher getragen werden können, sodass viele Aktivitäten weiterhin möglich sind.

Gerade zu Beginn tauchen viele Fragen auf: Wie funktioniert die Pflege? Was ist beim Sport oder im Beruf zu beachten? Kann man mit einem Urostoma reisen oder schwimmen gehen? Die Antworten darauf sind meist beruhigend – mit der richtigen Anleitung und Versorgung lassen sich viele Wünsche erfüllen. Spezialisierte Pflegekräfte, sogenannte Stomatherapeuten, unterstützen bei der Eingewöhnung und stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Häufige Sorgen und Ängste rund um das Urostoma

Der Gedanke an eine künstliche Ableitung des Urins löst oft Unsicherheit aus. Viele Menschen fragen sich, ob der Beutel auffällt, ob es zu Gerüchen kommt oder wie das soziale Leben beeinflusst wird. Auch die Angst vor Komplikationen wie Hautreizungen oder Infektionen ist nicht selten.

Wichtig zu wissen: Moderne Urostoma-Systeme sind ausgereift. Sie sind so gestaltet, dass sie sicher am Körper haften und den Urin zuverlässig auffangen. Bei richtiger Pflege lassen sich Hautprobleme meist vermeiden. Spezielle Filter verhindern, dass unangenehme Gerüche entstehen. Der Beutel ist unter der Kleidung kaum sichtbar, was das Selbstbewusstsein im Alltag stärkt.

Viele Menschen berichten, dass sie nach der Eingewöhnungszeit wieder aktiv am Leben teilnehmen können. Unterstützungsangebote, Selbsthilfegruppen und erfahrene Fachkräfte helfen dabei, Unsicherheiten abzubauen und neue Routinen zu entwickeln.

Was ist bei der Pflege zu beachten?

Die Pflege eines Urostomas erfordert Aufmerksamkeit, ist aber mit etwas Übung gut zu bewältigen. Besonders wichtig ist die sorgfältige Reinigung der Haut rund um das Stoma, damit keine Reizungen entstehen. Der Beutel sollte regelmäßig geleert und nach Bedarf gewechselt werden. Es gibt verschiedene Systeme – einteilig oder zweiteilig – je nachdem, was besser passt und sich angenehmer anfühlt.

Auch der Wechsel der Basisplatte, also des Teils, der direkt auf der Haut klebt, will gelernt sein. Stomatherapeuten zeigen Schritt für Schritt, wie alles funktioniert, und geben Tipps für den Alltag. Mit der richtigen Technik lassen sich Komplikationen wie Undichtigkeiten oder Infektionen meist vermeiden.

Leben mit Urostoma – was ist möglich?

Nach der ersten Eingewöhnungszeit ist vieles wieder machbar. Sport, Reisen, Schwimmen und sogar Sauna sind mit einem Urostoma grundsätzlich möglich, wenn ein paar Hinweise beachtet werden. Die meisten Menschen gewöhnen sich an die neue Situation und finden ihren eigenen Weg, mit dem Stoma umzugehen. Spezielle Schutzhüllen, hautfreundliche Materialien und diskrete Beutelsysteme erleichtern das Leben und geben Sicherheit.

Auch Intimität und Partnerschaft müssen nicht auf der Strecke bleiben. Es kann anfangs Überwindung kosten, offen mit dem Thema umzugehen, doch viele Partnerschaften wachsen an der gemeinsamen Herausforderung. Beratung und Austausch mit anderen Betroffenen helfen, Hemmungen abzubauen.

Medizinische Nachsorge und Kontrolle

Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um die Funktion des Urostomas zu überprüfen und mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Ärztinnen und Ärzte achten auf die Haut, die Stomaöffnung und die ableitenden Wege. Auch die Nierenfunktion wird kontrolliert, da der Urinfluss dauerhaft gewährleistet sein muss.

In manchen Fällen kann es zu Komplikationen wie Infektionen, Verengungen oder Steinbildungen kommen. Mit guter Pflege und regelmäßigen Untersuchungen lassen sich diese Risiken jedoch meist deutlich verringern.

Ein Urostoma bedeutet einen Einschnitt im Leben, eröffnet aber auch neue Möglichkeiten, wenn die natürliche Blasenfunktion nicht mehr gegeben ist. Mit Unterstützung und etwas Geduld gelingt es, den Alltag wieder selbstbestimmt und aktiv zu gestalten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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