Antistreptolysin ist ein Begriff aus der Labormedizin und bezeichnet Antikörper, die vom Immunsystem gebildet werden, nachdem es mit bestimmten Bakterien, sogenannten Streptokokken, in Kontakt gekommen ist.
Was steckt hinter dem Begriff?
Konkret geht es bei Antistreptolysin um Abwehrstoffe, die sich gegen ein bestimmtes Eiweiß richten, das von Streptokokken-Bakterien produziert wird. Dieses Eiweiß trägt den Namen Streptolysin O. Sobald der Körper mit diesen Bakterien – meist Streptokokken der Gruppe A – infiziert wird, erkennt das Immunsystem das Streptolysin O als fremd und beginnt, gezielt Antikörper dagegen zu bilden. Diese Antikörper werden als Antistreptolysin oder auch Antistreptolysin O (oft abgekürzt als ASL oder ASO) bezeichnet.
Ein wichtiger Punkt: Die Messung der Antistreptolysin-Werte erfolgt meist im Rahmen eines sogenannten Antistreptolysin-Titers (ASL-Titer oder ASO-Titer). Damit lässt sich feststellen, ob und wie stark das Immunsystem auf eine Streptokokken-Infektion reagiert hat.
Wann wird der Antistreptolysin-Titer bestimmt?
Der Nachweis von Antistreptolysin spielt vor allem dann eine Rolle, wenn der Verdacht besteht, dass eine Infektion mit Streptokokken vorliegt oder vor einiger Zeit stattgefunden hat. Besonders bei Erkrankungen wie Scharlach, Mandelentzündung (Angina tonsillaris) oder bestimmten Hautinfektionen durch Streptokokken kann der Wert erhöht sein.
Häufig wird der ASO-Titer dann bestimmt, wenn Komplikationen nach einer Streptokokken-Infektion auftreten, zum Beispiel rheumatisches Fieber oder eine Entzündung der Nieren (Glomerulonephritis). In diesen Fällen hilft der Test dabei, einen Zusammenhang zwischen der Infektion und den aktuellen Beschwerden herzustellen.
Was bedeutet ein erhöhter Wert?
Ein erhöhter Antistreptolysin-Wert im Blut zeigt an, dass das Immunsystem in der letzten Zeit Kontakt mit Streptokokken hatte und darauf reagiert hat. Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass aktuell eine Infektion besteht. Der Wert kann auch noch Wochen bis Monate nach einer überstandenen Erkrankung erhöht bleiben.
Viele Menschen haben nach einer Streptokokken-Infektion einen vorübergehend erhöhten ASO-Titer, ohne dass dies weitere Folgen hat. Erst wenn zusätzlich Beschwerden oder Komplikationen auftreten, wird der Wert medizinisch relevant.
Muss man sich Sorgen machen?
Ein erhöhter Antistreptolysin-Titer allein ist kein Grund zur Sorge. Viele Menschen tragen nach einer Infektion mit Streptokokken für eine gewisse Zeit erhöhte Werte, ohne dass dies zu Problemen führt. Erst wenn im Zusammenhang mit dem erhöhten Titer bestimmte Symptome wie Gelenkschmerzen, Herzprobleme oder Nierenbeschwerden auftreten, wird genauer untersucht, ob eine Folgeerkrankung vorliegt.
Die Angst, dass ein erhöhter ASO-Titer automatisch auf eine schwere Erkrankung hinweist, ist meistens unbegründet. Der Wert ist vielmehr ein Hinweis darauf, dass das Immunsystem aktiv war. Die eigentliche Bedeutung hängt immer vom Gesamtbild und den weiteren Befunden ab.
Wie geht es weiter, wenn der Wert auffällig ist?
Ob und wie ein erhöhter Antistreptolysin-Titer behandelt werden muss, entscheidet sich erst anhand der Beschwerden und weiterer Laborwerte. Gibt es keine Symptome, ist in der Regel keine Therapie erforderlich. Treten jedoch Anzeichen auf, die auf eine Folgeerkrankung durch Streptokokken hindeuten, werden gezielt weitere Untersuchungen gemacht und bei Bedarf eine Behandlung eingeleitet.
Ein erhöhter Titer allein ist also kein Krankheitsnachweis, sondern ein Baustein im Gesamtbild der Diagnostik. Wichtig ist, dass der Wert immer im Zusammenhang mit der Krankengeschichte und anderen Untersuchungen betrachtet wird.
Verwandte Begriffe und weitere Informationen
Im Laborbericht tauchen neben dem Antistreptolysin-Titer manchmal auch andere Werte auf, die mit Infektionen oder dem Immunsystem zu tun haben. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte IgG, das eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielt. Mehr dazu findet sich im Artikel IgG einfach erklärt – Bedeutung.
Zusammengefasst ist Antistreptolysin ein Hinweis darauf, dass das Immunsystem auf Streptokokken-Bakterien reagiert hat. Für die Beurteilung ist immer das Gesamtbild entscheidend – der Wert allein ist kein Grund zur Beunruhigung.