IgG erklärt: Wie Antikörper auf Krankheiten hinweisen

IgG erklärt: Wie Antikörper auf Krankheiten hinweisen

26.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

IgG ist die Abkürzung für Immunglobulin G, eine bestimmte Klasse von Antikörpern, die im Blut und anderen Körperflüssigkeiten vorkommen und einen wichtigen Teil des Immunsystems bilden.

Was steckt hinter der Abkürzung?

Der Begriff Immunglobulin bezeichnet spezielle Eiweißstoffe (Proteine), die der Körper bildet, um Viren, Bakterien oder andere Fremdstoffe zu erkennen und unschädlich zu machen. Diese Eiweiße nennt man Antikörper.

Es gibt fünf Hauptklassen dieser Antikörper: IgG, IgA, IgM, IgE und IgD. Unter ihnen ist IgG die häufigste Form. Sie macht etwa 70 bis 80 Prozent aller Antikörper im Blut aus.

IgG ist besonders wichtig für die sogenannte langfristige Immunität. Das bedeutet: Wenn der Körper einmal Kontakt mit einem Krankheitserreger hatte, etwa durch eine Infektion oder Impfung, speichert das Immunsystem diese Information. Beim nächsten Kontakt kann IgG den Erreger schnell erkennen und gezielt bekämpfen.

Darum spielt IgG auch bei Impfungen eine entscheidende Rolle: Es sorgt dafür, dass der Körper bei erneutem Kontakt mit dem Erreger geschützt ist, ohne erneut zu erkranken.

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Welche Bedeutung hat IgG im Laborbefund?

Wenn in einem Laborbericht ein IgG-Wert angegeben ist, wurde gemessen, wie viel von diesem Antikörper im Blut vorhanden ist. Die Höhe des Wertes kann Hinweise auf verschiedene Vorgänge im Körper geben. Ein normaler IgG-Spiegel zeigt, dass das Immunsystem ausreichend Abwehrstoffe bereithält. Liegt der Wert über oder unter dem Referenzbereich, kann das unterschiedliche Ursachen haben.

Ein erhöhter IgG-Wert kann auf eine Infektion, eine chronische Entzündung oder eine Autoimmunerkrankung hindeuten. Auch nach Impfungen oder bei bestimmten Lebererkrankungen kann der Wert steigen. Ein zu niedriger IgG-Spiegel kann bedeuten, dass die körpereigene Abwehr geschwächt ist – etwa bei angeborenen oder erworbenen Immundefekten, nach bestimmten Therapien oder bei schweren Erkrankungen.

Oft wird IgG auch im Zusammenhang mit speziellen Tests genannt, zum Beispiel bei Verdacht auf bestimmte Infektionen. Dann wird geprüft, ob sich gezielt IgG-Antikörper gegen einen bestimmten Erreger im Blut nachweisen lassen. Das hilft dabei, herauszufinden, ob eine Infektion bereits länger zurückliegt oder ob eine Immunität besteht.

Wann ist der IgG-Wert erhöht?

Ein erhöhter IgG-Wert bedeutet, dass das Immunsystem stark aktiv ist. Mögliche Ursachen sind:

  • Akute oder chronische Infektionen (z. B. durch Viren oder Bakterien)

  • Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift

  • Lebererkrankungen wie Hepatitis oder Leberzirrhose

  • Bestimmte Krebserkrankungen oder Plasmazellvermehrungen

  • Impfreaktionen, wenn der Körper gerade Antikörper bildet

Ein kurzfristig erhöhter IgG-Spiegel ist oft eine normale Reaktion des Immunsystems, zum Beispiel nach einer durchgemachten Infektion.

Wann ist der IgG-Wert zu niedrig?

Ein niedriger IgG-Wert kann darauf hinweisen, dass das Immunsystem geschwächt ist oder nicht ausreichend Antikörper bildet. Mögliche Ursachen sind:

  • Angeborene Immundefekte (selten, oft genetisch bedingt)

  • Erworbene Immundefekte, z. B. durch bestimmte Medikamente oder Erkrankungen

  • Langzeittherapien mit Kortison, Immunsuppressiva oder Chemotherapie

  • Schwere Infektionen, die die Immunzellen stark beanspruchen

  • Eiweißmangel bei Unterernährung oder Darmkrankheiten

In solchen Fällen kann der Körper Infektionen schlechter abwehren, und Betroffene leiden häufiger oder länger an Erkältungen oder anderen Infekten.

IgG-Antikörper in speziellen Tests

Oft wird IgG auch im Zusammenhang mit Infektionsdiagnostik genannt. In solchen Fällen wird nicht der Gesamtwert gemessen, sondern es wird geprüft, ob gezielte IgG-Antikörper gegen einen bestimmten Erreger vorhanden sind, zum Beispiel gegen Masern, Borrelien oder Hepatitis-Viren.

Das Ergebnis hilft, den Zeitpunkt einer Infektion besser einzuordnen:

  • IgM-Antikörper weisen meist auf eine frische oder akute Infektion hin.

  • IgG-Antikörper deuten dagegen auf eine frühere Infektion oder Immunität hin.

Beispiel: Wenn im Blut IgG gegen Röteln nachweisbar ist, zeigt das, dass man geschützt ist, entweder durch eine Impfung oder eine überstandene Erkrankung.

Was kann man selbst tun, um den IgG-Wert im Gleichgewicht zu halten?

Ein gesunder IgG-Spiegel spiegelt ein funktionierendes Immunsystem wider. Zwar kann man den Wert nicht direkt „steuern“, aber vieles im Alltag trägt dazu bei, dass die Antikörperproduktion und die Immunbalance stabil bleiben.

1. Gesunde Ernährung

Eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und ausreichend Eiweiß ist entscheidend. Besonders wichtig sind:

  • Zink, Selen, Eisen und Vitamin C für die Antikörperbildung

  • Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Fisch oder Leinöl) zur Unterstützung der Entzündungsregulation

  • Probiotische Lebensmittel wie Joghurt oder fermentiertes Gemüse, da ein gesunder Darm die Immunantwort stärkt

2. Ausreichend Schlaf

Während des Schlafs werden Immunzellen aktiviert und Antikörper gebildet. Wer dauerhaft weniger als sieben Stunden schläft, hat nachweislich ein höheres Risiko für Infekte.

3. Bewegung und frische Luft

Regelmäßige moderate Bewegungen, etwa Spazierengehen, Radfahren oder leichtes Ausdauertraining, fördert die Durchblutung und aktiviert das Immunsystem. Schon 30 Minuten täglich machen einen messbaren Unterschied.

4. Stress reduzieren

Chronischer Stress schwächt die Abwehr. Entspannungstechniken wie Atemübungen, Yoga, Musik oder Achtsamkeit können helfen, den Cortisolspiegel zu senken und das Immunsystem zu entlasten.

5. Sonnenschutz und Impfungen

Übermäßige UV-Strahlung schädigt Immunzellen, während Impfungen gezielt zur Bildung von IgG-Antikörpern beitragen. Beide Maßnahmen schützen langfristig, indem sie das Immunsystem entlastet und sie es trainiert.

6. Alkohol und Nikotin vermeiden

Beides kann die Antikörperproduktion hemmen und Entzündungsprozesse fördern. Schon ein spürbarer Konsumverzicht verbessert die Abwehrleistung innerhalb weniger Wochen.

IgG im Zusammenspiel mit anderen Antikörpern

Das Immunsystem nutzt verschiedene Antikörperklassen, die sich ergänzen:

  • IgM reagiert als erste Abwehrlinie bei neuen Infektionen.

  • IgA schützt die Schleimhäute von Mund, Darm und Atemwegen.

  • IgE ist an Allergien beteiligt, z. B. bei Heuschnupfen oder Asthma.

  • IgD spielt eine Rolle bei der Aktivierung von Immunzellen.

Jeder dieser Antikörper erfüllt eine spezifische Aufgabe im Abwehrsystem. In Laborbefunden können daher mehrere Werte gleichzeitig gemessen werden, um das Immunprofil zu beurteilen.

Abkürzungen im medizinischen Alltag

Gerade in Arztbriefen oder Laborberichten begegnen viele Abkürzungen . In fast allen Fällen steht IgG für Immunglobulin G.

Die genaue Bedeutung ergibt sich jedoch aus dem Zusammenhang: Handelt es sich um einen Gesamtwert im Blut, einen Erreger-spezifischen Antikörpertest oder einen Verlaufswert?

Bei Unklarheiten lohnt es sich immer, die behandelnde Ärztin oder den Arzt zu fragen. Eine einzelne Abkürzung erzählt nie die ganze Geschichte, sie ist immer Teil des Gesamtbilds.

Fazit

IgG (Immunglobulin G) ist der häufigste und wichtigste Antikörper im menschlichen Blut. Er sorgt dafür, dass der Körper Krankheitserreger erkennt, neutralisiert und sich langfristig gegen sie schützt.

Ein veränderter IgG-Wert kann Hinweise auf Infektionen, Entzündungen oder Störungen des Immunsystems geben, ist aber nicht automatisch ein Krankheitszeichen. Die Interpretation erfolgt immer im Zusammenhang mit anderen Befunden.

Wer seine Laborwerte besser verstehen möchte, sollte sich nicht scheuen, beim Arzt oder der Ärztin nachzufragen. Gut informierte Patient:innen können aktiv zu ihrer Gesundheit beitragen.

Wissenschaftliche Quellen

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  • Fadlallah J, El-Khorazaty J, Spencer J, et al. Determinants of serum immunoglobulin levels: a systematic review and meta-analysis. Front Immunol. 2021;12:664526. doi:10.3389/fimmu.2021.664526 https://doi.org/10.3389/fimmu.2021.664526

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BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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