Marklagergliosen – Was steckt dahinter?

Marklagergliosen – Was steckt dahinter?

23.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Marklagergliosen sind Veränderungen im Gehirn, bei denen bestimmte Zellen – sogenannte Gliazellen – im sogenannten Marklager vermehrt auftreten oder sich umbilden. Das Marklager ist ein Bereich des Gehirns, der vor allem aus Nervenfaserbündeln besteht und für die Weiterleitung von Informationen zwischen verschiedenen Hirnregionen verantwortlich ist. Der Begriff „Marklagergliosen“ taucht häufig in Befunden von MRT- oder CT-Untersuchungen auf und beschreibt keine eigenständige Krankheit, sondern eine Reaktion des Gehirngewebes auf unterschiedliche Einflüsse oder Schädigungen.

Was passiert bei einer Marklagergliose?

Im Gehirn übernehmen Gliazellen eine Art „Versorgungs- und Schutzfunktion“ für die eigentlichen Nervenzellen. Wenn das Gehirn durch verschiedene Ursachen – etwa Durchblutungsstörungen, Entzündungen, Verletzungen oder altersbedingte Veränderungen – belastet wird, reagieren die Gliazellen darauf. Sie vermehren sich oder verändern ihre Struktur, um das betroffene Gewebe zu stabilisieren und zu schützen. Diese Reaktion wird als „Gliose“ bezeichnet. Befindet sich diese Gliose im Marklager, spricht man von einer Marklagergliose.

Im Kern bedeutet das: Das Gehirn hat auf eine Belastung oder Schädigung reagiert, indem es das betroffene Areal „umbaut“. Auf Bildern der Magnetresonanztomografie (MRT) erscheinen diese Veränderungen oft als helle Flecken oder Bereiche im weißen Marklager des Gehirns.

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Häufige Ursachen und Zusammenhänge

Marklagergliosen entstehen meist nicht „einfach so“, sondern sind Ausdruck dafür, dass das Gehirn auf bestimmte Einflüsse reagiert hat. Häufig stehen sie im Zusammenhang mit kleinen Durchblutungsstörungen, wie sie bei Bluthochdruck, Diabetes, erhöhten Blutfettwerten oder Rauchen auftreten können. Auch das normale Altern kann feine Veränderungen im Marklager verursachen, die dann als Gliose sichtbar werden. Seltener sind Entzündungen, frühere Verletzungen, Multiple Sklerose oder andere neurologische Erkrankungen die Ursache.

Besonders bei älteren Menschen finden sich Marklagergliosen relativ häufig, ohne dass sie immer Beschwerden verursachen. Manchmal sind sie ein Zufallsbefund bei einer MRT, die aus ganz anderen Gründen gemacht wurde.

Was bedeutet das für den Alltag?

Das Auftreten von Marklagergliosen im Befund kann zunächst verunsichern, vor allem wenn keine Beschwerden vorliegen. Die Entdeckung bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine schwere Erkrankung besteht oder sich zwangsläufig Symptome entwickeln. Viele Menschen leben jahrelang mit solchen Veränderungen, ohne dass es zu Einschränkungen kommt.

In manchen Fällen können ausgeprägte Marklagergliosen jedoch Hinweise auf eine verminderte Durchblutung im Gehirn sein. Bei deutlichen oder fortschreitenden Veränderungen kann das Risiko für Gedächtnisstörungen, Konzentrationsprobleme oder eine verlangsamte Informationsverarbeitung steigen. Auch das Risiko für einen Schlaganfall kann erhöht sein, wenn viele Marklagergliosen im Zusammenhang mit anderen Risikofaktoren stehen.

Ist das schlimm? Typische Sorgen und Einordnung

Die Entdeckung von Marklagergliosen wirft oft viele Fragen auf. Ist das gefährlich? Muss jetzt sofort gehandelt werden? Bedeutet das, dass eine Demenz droht? Solche Sorgen sind verständlich, aber nicht immer gerechtfertigt. Einzelne oder milde Marklagergliosen sind häufig harmlos und gehören bei älteren Menschen fast schon zum normalen Alterungsprozess des Gehirns.

Erst wenn die Veränderungen ausgeprägt sind, schnell zunehmen oder mit anderen Beschwerden wie Gedächtnisproblemen, Gangunsicherheit oder neurologischen Ausfällen einhergehen, wird genauer hingeschaut. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt beurteilt die Bedeutung immer im Zusammenhang mit anderen Befunden, Beschwerden und Risikofaktoren.

Was kann man tun?

Eine gezielte Behandlung der Marklagergliosen selbst gibt es nicht. Im Mittelpunkt steht die Vorbeugung weiterer Veränderungen und das Verhindern von Risikofaktoren. Das bedeutet: Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte sollten gut eingestellt werden. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Rauchen können helfen, die Gefäße zu schützen und das Fortschreiten zu bremsen.

Wenn bereits Symptome wie Gedächtnisprobleme oder Unsicherheiten beim Gehen auftreten, kann eine gezielte neurologische Abklärung sinnvoll sein. Manchmal helfen dann spezielle Trainings oder Therapien, die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Marklagergliosen sind oft ein Zufallsbefund und müssen nicht immer weiter abgeklärt werden. Treten jedoch neue oder zunehmende Beschwerden auf – etwa Vergesslichkeit, Konzentrationsprobleme, Schwindel oder Unsicherheiten beim Gehen – sollte das mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden. Auch bei bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes lohnt sich eine gute Einstellung der Werte, um das Gehirn langfristig zu schützen.

Oft hilft es, sich bewusst zu machen: Marklagergliosen sind kein Grund zur Panik. Sie zeigen, dass das Gehirn auf Belastungen reagiert hat. Mit einem gesunden Lebensstil und regelmäßigen Kontrollen lässt sich viel dafür tun, dass das Gehirn auch im Alter leistungsfähig bleibt.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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