Aszites: Wasseransammlung im Bauch verstehen

Aszites: Wasseransammlung im Bauch verstehen

11.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Aszites bezeichnet die Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum, also zwischen den Organen und der inneren Bauchwand.

Wenn sich Wasser im Bauch sammelt

Normalerweise befindet sich im Bauchraum nur eine sehr geringe Menge Flüssigkeit. Diese dient als „Gleitmittel“, damit sich die Organe beim Atmen oder Bewegen nicht aneinander reiben. Kommt es jedoch zu einer sichtbaren oder tastbaren Ansammlung, sprechen Ärztinnen und Ärzte von Aszites. Häufig wird der Begriff auch als „Bauchwassersucht“ bezeichnet, wobei das Wort „Sucht“ hier nichts mit Abhängigkeit zu tun hat, sondern aus dem Altdeutschen stammt und „krankhafte Ansammlung“ bedeutet.

Die Flüssigkeit kann sich in kleinen Mengen (oft unbemerkt) oder auch in großen Mengen ansammeln, sodass der Bauch deutlich dicker erscheint und sich gespannt anfühlt. Je nach Ausprägung kann das zu einem Völlegefühl, Unwohlsein oder sogar zu Atemnot führen, weil das Zwerchfell durch den Druck nach oben geschoben wird.

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Mögliche Ursachen von Aszites

Die Gründe für eine Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum sind vielfältig. Am häufigsten entsteht Aszites durch eine Leberzirrhose, also eine schwere Vernarbung der Leber. Die Leber spielt eine zentrale Rolle im Flüssigkeitshaushalt des Körpers. Wenn sie dauerhaft geschädigt ist, steigt der Druck in den Blutgefäßen rund um die Leber an. Gleichzeitig verliert das Blut Eiweiße, die normalerweise Flüssigkeit in den Gefäßen halten. Das Zusammenspiel aus erhöhtem Druck und Eiweißmangel sorgt dafür, dass Wasser aus den Gefäßen in den Bauchraum austritt.

Neben der Leberzirrhose gibt es weitere Ursachen. Auch bösartige Tumoren im Bauchraum, zum Beispiel Eierstock-, Darm- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs, können Aszites auslösen. Seltener stecken Herzschwäche, Entzündungen im Bauchraum oder bestimmte Infektionen dahinter. In manchen Fällen bleibt die genaue Ursache zunächst unklar und muss durch gezielte Untersuchungen herausgefunden werden.

Wie bemerkt man Aszites?

Kleine Mengen bleiben oft unentdeckt, da sie keine Beschwerden machen. Erst wenn mehr Flüssigkeit zusammenkommt, fällt auf, dass der Bauchumfang zunimmt. Die Kleidung sitzt plötzlich enger, der Gürtel drückt oder es entsteht ein unangenehmes Spannungsgefühl. Viele berichten auch über schnelleres Sättigungsgefühl, Appetitlosigkeit oder Verdauungsprobleme. Bei einer sehr ausgeprägten Flüssigkeitsansammlung kann es zu Atemnot kommen, besonders beim Liegen.

Manchmal ist die Flüssigkeit sogar sichtbar, wenn sich der Bauch nach vorne wölbt oder die Haut gespannt glänzt. In fortgeschrittenen Fällen können auch die Beine anschwellen, weil der Rückstau im Kreislauf zunimmt.

Ist Aszites gefährlich?

Die Entdeckung von Aszites löst oft Sorgen aus – verständlich, denn die Ursache liegt meist in einer ernsthaften Erkrankung. Für viele stellt sich die Frage: Wie schlimm ist das jetzt? Grundsätzlich ist Aszites ein Warnsignal, dass im Körper etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Insbesondere bei Lebererkrankungen zeigt sich daran, dass die Leber ihre Aufgaben nicht mehr vollständig erfüllen kann. Das Risiko für Infektionen im Bauchraum steigt, und im schlimmsten Fall kann es zu einer sogenannten bakteriellen Bauchfellentzündung kommen, die rasch behandelt werden muss.

Auch bei Tumorerkrankungen ist Aszites ein Hinweis darauf, dass die Krankheit fortgeschritten sein könnte. Dennoch bedeutet Aszites nicht automatisch das Schlimmste. Es gibt heute zahlreiche Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Entscheidend ist, die genaue Ursache zu kennen und gezielt zu behandeln.

Wie wird Aszites festgestellt?

Meist reicht schon eine gründliche ärztliche Untersuchung, um einen Aszites zu vermuten. Der Bauch klingt beim Abklopfen oft dumpf, und beim Drücken auf die Bauchdecke kann sich die Flüssigkeit verschieben. Für eine sichere Diagnose wird in der Regel eine Ultraschalluntersuchung gemacht. So lässt sich nicht nur die Menge der Flüssigkeit bestimmen, sondern auch abklären, ob Organe wie Leber, Milz oder Nieren verändert sind.

In vielen Fällen entnimmt die Ärztin oder der Arzt eine kleine Menge der Flüssigkeit mit einer dünnen Nadel. Diese sogenannte Punktion hilft dabei, die Ursache genauer einzugrenzen – zum Beispiel, ob eine Entzündung, Tumorzellen oder bestimmte Eiweißmuster vorliegen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Aszites

Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache. Steckt eine Leberzirrhose dahinter, ist der wichtigste Schritt, die Grunderkrankung zu behandeln und die Leber möglichst zu entlasten. Das bedeutet meist, auf Alkohol zu verzichten, leberschädigende Medikamente zu vermeiden und die Ernährung anzupassen. Häufig werden entwässernde Medikamente (Diuretika) eingesetzt, um die Flüssigkeitsmenge im Bauch zu verringern. Manchmal reicht das aus, um die Beschwerden zu lindern.

Falls die Flüssigkeit sehr stark zunimmt oder zu Atemnot führt, kann eine Punktion nötig werden. Dabei wird unter sterilen Bedingungen Flüssigkeit direkt aus dem Bauchraum abgelassen. Das bringt oft rasche Erleichterung, ist aber keine Dauerlösung. In besonderen Situationen – zum Beispiel bei wiederkehrendem Aszites – können spezielle Katheter gelegt werden, die eine regelmäßige Entlastung ermöglichen.

Bei Tumorerkrankungen hängt die Behandlung davon ab, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist. Neben der gezielten Therapie des Tumors kommen ebenfalls entwässernde Medikamente und Punktionen zum Einsatz. In einigen Fällen können auch spezielle Medikamente helfen, die Flüssigkeitsansammlung zu bremsen.

Was tun im Alltag?

Mit Aszites zu leben, kann herausfordernd sein. Wichtig ist, auf plötzliche Veränderungen zu achten. Wenn der Bauch sehr schnell wächst, Schmerzen auftreten oder Fieber dazukommt, sollte sofort ärztliche Hilfe gesucht werden. Auch eine plötzliche Verschlechterung der Atmung ist ein Warnsignal.

Im Alltag kann es helfen, das Gewicht regelmäßig zu kontrollieren, da eine Zunahme auf eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung hinweisen kann. Oft empfehlen Ärztinnen und Ärzte eine salzarme Ernährung, um die Wassereinlagerung zu bremsen. Viel Ruhe und das Hochlegen der Beine können ebenfalls entlasten, wenn zusätzlich Schwellungen auftreten.

Wer unsicher ist, wie er sich verhalten soll, findet Unterstützung bei Hausärzten, Fachärzten für Innere Medizin oder speziellen Leberzentren. Auch Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen bieten wertvolle Tipps und Austauschmöglichkeiten.

Aszites ist zwar ein ernstzunehmendes Zeichen, doch mit einer guten medizinischen Begleitung und einer angepassten Lebensweise lässt sich der Alltag oft deutlich erleichtern. Die wichtigste Voraussetzung bleibt, die zugrunde liegende Erkrankung so gut wie möglich zu behandeln und regelmäßig ärztlich kontrollieren zu lassen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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