Zervikobrachialgie bezeichnet Schmerzen, die vom Hals (Zervikalbereich) bis in einen oder beide Arme ausstrahlen. Der Begriff setzt sich aus den lateinischen Wörtern „Zervix“ für Hals und „Brachium“ für Arm zusammen und beschreibt damit eine Schmerzausbreitung, die entlang von Nervenbahnen vom Nacken in die Schulter und weiter in den Arm verläuft.
Wie entsteht Zervikobrachialgie?
Die Ursache für diese Beschwerden liegt meist in einer Reizung oder Schädigung von Nervenwurzeln im Bereich der Halswirbelsäule. Dort treten die Nerven aus dem Rückenmark aus und ziehen in Richtung Arme. Kommt es zu einer Einengung, etwa durch einen Bandscheibenvorfall, Verschleißerscheinungen (Arthrose) oder muskuläre Verspannungen, können diese Nerven gereizt werden. Die Folge sind Schmerzen, die nicht nur im Nacken selbst, sondern auch in der Schulter, im Oberarm, manchmal bis in die Finger spürbar sind.
Manchmal entsteht eine Zervikobrachialgie auch durch eine ungünstige Körperhaltung, etwa langes Sitzen am Schreibtisch, oder durch plötzliche Bewegungen, die den Hals überlasten. Auch Unfälle, wie ein Schleudertrauma nach einem Auffahrunfall, können solche Beschwerden auslösen.
Welche Symptome treten auf?
Typisch ist ein ziehender, stechender oder brennender Schmerz, der vom Nacken ausgehend in den Arm ausstrahlt. Häufig verstärken sich die Beschwerden bei bestimmten Bewegungen oder Haltungen, etwa beim Drehen oder Neigen des Kopfes. Neben den Schmerzen können auch Missempfindungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder eine Schwäche im betroffenen Arm auftreten. In manchen Fällen sind die Beschwerden so stark, dass alltägliche Tätigkeiten wie das Anheben von Gegenständen oder das Schreiben erschwert werden.
Nicht selten klagen Betroffene zusätzlich über Kopfschmerzen, Verspannungen der Nackenmuskulatur oder eine eingeschränkte Beweglichkeit des Halses. Die genaue Ausprägung hängt davon ab, welche Nervenwurzeln betroffen sind und wie stark die Reizung ausgeprägt ist.
Muss man sich Sorgen machen?
Die Diagnose Zervikobrachialgie klingt zunächst beunruhigend, ist aber in den meisten Fällen kein Grund zur Panik. Häufig steckt eine vorübergehende Reizung oder Überlastung der Nerven hinter den Beschwerden, die sich mit geeigneten Maßnahmen gut behandeln lässt. Dennoch ist es wichtig, auf Warnzeichen zu achten: Treten plötzlich Lähmungen, starke Gefühlsstörungen oder Probleme beim Wasserlassen auf, sollte umgehend ärztliche Hilfe gesucht werden. Solche Symptome können auf eine schwerwiegendere Schädigung der Nerven oder des Rückenmarks hindeuten.
Im Regelfall bessern sich die Schmerzen innerhalb weniger Wochen deutlich, vor allem wenn frühzeitig mit einer gezielten Behandlung begonnen wird. Auch wenn die Beschwerden lästig sind, führen sie nur selten zu bleibenden Schäden. Viele Menschen fragen sich, ob eine Operation nötig wird – das ist nur in Ausnahmefällen erforderlich.
Wie wird Zervikobrachialgie behandelt?
Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden. Ziel ist es, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit wiederherzustellen und die Nerven zu entlasten. Am Anfang stehen meist schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente, zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac. Wärmebehandlungen, Massagen und gezielte Physiotherapie helfen, verspannte Muskeln zu lockern und die Beweglichkeit des Halses zu verbessern.
In vielen Fällen empfiehlt sich eine kurzfristige Schonung, allerdings sollte der Nacken nicht komplett ruhiggestellt werden. Sanfte Bewegungen und gezielte Übungen fördern die Heilung und beugen einer Versteifung vor. Bei sehr starken Schmerzen oder wenn die Beschwerden länger anhalten, kann eine Injektionstherapie mit schmerzlindernden oder entzündungshemmenden Mitteln direkt an die Nervenwurzel erwogen werden.
Nur wenn die Schmerzen trotz aller Maßnahmen nicht nachlassen oder deutliche Lähmungen auftreten, wird über eine Operation nachgedacht. Dabei wird die Ursache der Nervenreizung – etwa ein Bandscheibenvorfall – gezielt behandelt. In den allermeisten Fällen ist jedoch keine Operation notwendig.
Was kann man selbst tun?
Auch zu Hause gibt es Möglichkeiten, die Heilung zu unterstützen. Eine aufrechte Haltung, regelmäßige Bewegung und das Vermeiden einseitiger Belastungen entlasten die Halswirbelsäule. Wärme, zum Beispiel durch ein Kirschkernkissen, kann verspannte Muskeln lockern. Sanfte Dehnübungen, die von einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten gezeigt werden, helfen, die Beweglichkeit zu erhalten.
Wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören und Überlastungen zu vermeiden. Längeres Sitzen am Computer sollte immer wieder durch kleine Pausen und Positionswechsel unterbrochen werden. Auch gezielte Kräftigungsübungen für die Nacken- und Schultermuskulatur können langfristig helfen, erneuten Beschwerden vorzubeugen.
Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?
Wenn die Schmerzen sehr stark sind, sich verschlimmern oder mit Taubheitsgefühlen, Lähmungen oder anderen ungewöhnlichen Symptomen einhergehen, ist eine ärztliche Abklärung ratsam. Gleiches gilt, wenn die Beschwerden nach einigen Wochen nicht nachlassen oder immer wiederkehren. Eine genaue Diagnose ist wichtig, um schwerwiegende Ursachen auszuschließen und die passende Behandlung einzuleiten.
Zervikobrachialgie ist zwar unangenehm, in den meisten Fällen aber gut behandelbar. Mit der richtigen Mischung aus ärztlicher Unterstützung, Bewegung und Geduld lassen sich die Beschwerden meist erfolgreich in den Griff bekommen.