Zerrung: Mehr als nur Muskelkater

Zerrung: Mehr als nur Muskelkater

24.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Zerrung ist eine Verletzung, bei der Muskelfasern überdehnt werden, ohne dass der Muskel vollständig reißt. Häufig entsteht sie durch plötzliche, ungewohnte oder zu starke Bewegungen, etwa beim Sport oder durch eine unglückliche Bewegung im Alltag.

Wie entsteht eine Zerrung?

Typisch für eine Zerrung ist, dass der betroffene Muskel kurzzeitig stärker beansprucht wird, als er es gewohnt ist. Das kann beim Sprinten, Springen oder abrupten Richtungswechseln passieren. Auch eine unvorbereitete Bewegung, etwa beim Heben schwerer Gegenstände, kann zu einer Überdehnung führen. Die Muskulatur wird dabei so stark auseinandergezogen, dass einzelne Fasern verletzt werden, aber der Muskel als Ganzes bleibt intakt.

Meist sind die Beine betroffen, zum Beispiel die Oberschenkel- oder Wadenmuskulatur. Aber auch Rücken, Schulter oder Arm können durch eine Zerrung in Mitleidenschaft gezogen werden. Besonders bei unzureichendem Aufwärmen oder fehlender Dehnung steigt das Risiko.

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Welche Beschwerden treten auf?

Eine Zerrung macht sich durch einen plötzlich einschießenden, ziehenden Schmerz bemerkbar. Oft fühlt sich die betroffene Stelle angespannt oder verhärtet an. Bewegung ist eingeschränkt und schmerzhaft, manchmal kommt es zu leichten Schwellungen oder einem Druckgefühl. Im Gegensatz zu einem Muskelriss oder Muskelfaserriss treten bei einer Zerrung in der Regel keine größeren Blutergüsse auf.

Zwar ist die Beweglichkeit gestört, doch der Muskel bleibt grundsätzlich funktionsfähig. Viele bemerken, dass die Schmerzen vor allem bei Belastung stärker werden und in Ruhe etwas nachlassen.

Ist eine Zerrung gefährlich?

Eine Zerrung ist unangenehm, aber in den meisten Fällen nicht gefährlich. Es handelt sich um eine leichte bis mittelschwere Muskelverletzung, die in der Regel von selbst wieder ausheilt. Allerdings kann ein unbehandeltes oder ignoriertes Problem dazu führen, dass der Muskel länger schmerzt oder sich die Beschwerden verschlimmern. Wer trotz Schmerzen weitertrainiert, riskiert, dass aus der Zerrung ein Muskelfaserriss oder sogar ein kompletter Muskelriss wird.

Wie wird eine Zerrung behandelt?

Im Mittelpunkt steht die Entlastung des betroffenen Muskels. Am besten hilft es, die Aktivität sofort zu unterbrechen und den Muskel zu schonen. Kühlung – etwa mit einem kalten Umschlag oder einer Eispackung – kann Schwellungen und Schmerzen lindern. Wichtig dabei: Das Eis nie direkt auf die Haut legen, sondern ein Tuch dazwischen verwenden, um Erfrierungen zu vermeiden.

Leichte Kompression, zum Beispiel durch einen elastischen Verband, und das Hochlagern der betroffenen Extremität unterstützen die Heilung zusätzlich. In den ersten Tagen hilft es, auf schmerzhafte Bewegungen zu verzichten und dem Körper Zeit zur Regeneration zu geben. Schmerzmittel oder entzündungshemmende Salben können die Beschwerden lindern, sollten aber in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt verwendet werden.

Nach einigen Tagen, wenn die Schmerzen nachlassen, kann mit vorsichtigen Dehnübungen und leichtem Muskeltraining begonnen werden. So wird verhindert, dass der Muskel an Beweglichkeit verliert. Wer sich unsicher ist oder die Schmerzen nicht abklingen, sollte ärztlichen Rat einholen. In seltenen Fällen kann sich hinter den Beschwerden eine ernstere Verletzung verbergen.

Wie lange dauert die Heilung?

Die Heilungsdauer hängt davon ab, wie stark die Zerrung ist und wie konsequent geschont wird. Meist bessern sich die Beschwerden innerhalb weniger Tage bis zu einer Woche deutlich. Nach etwa zwei Wochen ist der Muskel in der Regel wieder voll belastbar. Bei schwereren Zerrungen oder wenn zu früh wieder mit dem Training begonnen wird, kann sich die Genesung verzögern.

Kann man einer Zerrung vorbeugen?

Vorbeugung ist möglich – und gerade für Sportlerinnen und Sportler besonders wichtig. Ein gründliches Aufwärmen vor dem Training bereitet die Muskulatur auf Belastung vor. Regelmäßige Dehnübungen halten die Muskeln geschmeidig und verbessern die Beweglichkeit. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und passende Sportkleidung helfen, das Verletzungsrisiko zu senken.

Wer bereits häufiger Zerrungen hatte, sollte auf Warnzeichen wie Muskelverspannungen achten und bei ersten Beschwerden das Training anpassen. So lässt sich verhindern, dass aus einer leichten Überdehnung ein ernsthafter Muskelschaden wird.

Wann zum Arzt?

Normalerweise heilt eine Zerrung komplikationslos ab. Wenn jedoch starke Schmerzen auftreten, die Beweglichkeit massiv eingeschränkt ist oder ein deutlicher Bluterguss entsteht, kann auch eine schwerwiegendere Verletzung wie ein Muskelfaserriss vorliegen. In solchen Fällen ist eine ärztliche Untersuchung sinnvoll, um die genaue Ursache abzuklären und eine passende Behandlung einzuleiten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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