Wundtasche – Wenn die Heilung stockt

Wundtasche – Wenn die Heilung stockt

23.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist eine Wundtasche?

Eine Wundtasche bezeichnet in der Medizin einen Hohlraum, der sich im Gewebe unter einer Wunde gebildet hat. Dieser Raum entsteht, wenn sich die äußere Öffnung einer Verletzung bereits schließt oder verkleinert, während darunter noch eine größere Höhle besteht. In diesem Bereich kann sich Flüssigkeit, Wundsekret oder sogar Eiter ansammeln, was die Heilung verzögern oder zu Komplikationen führen kann.

Wie entsteht eine Wundtasche?

Eine Wundtasche bildet sich häufig nach Operationen, Unfällen oder bei chronischen Wunden. Besonders dann, wenn die Wundränder nicht gleichmäßig zusammenwachsen oder das Gewebe unter der Haut abgebaut wurde, kann ein Hohlraum zurückbleiben. Auch wenn die Wunde zu früh oder nur an der Oberfläche verschlossen wird, ohne dass die tieferen Schichten ausreichend verheilt sind, kann sich darunter eine Tasche bilden.

Manchmal tragen bestimmte Risikofaktoren dazu bei, dass sich eine Wundtasche entwickelt. Dazu zählen zum Beispiel ein geschwächtes Immunsystem, Diabetes, Durchblutungsstörungen oder eine Infektion im Wundbereich. Auch wenn sich abgestorbenes Gewebe (Nekrosen) in der Wunde befindet, kann dies die Entstehung einer solchen Tasche begünstigen.

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Warum ist eine Wundtasche problematisch?

Eine Wundtasche kann dafür sorgen, dass die Heilung einer Wunde deutlich langsamer verläuft. Da sich in dem Hohlraum Flüssigkeit und Keime ansammeln können, besteht die Gefahr, dass sich die Wunde entzündet oder erneut aufbricht. In manchen Fällen kommt es zu einer sogenannten Abszessbildung – das bedeutet, dass sich in der Tasche eine Eiteransammlung bildet, die sogar Fieber und starke Schmerzen verursachen kann.

Die Wunde sieht von außen manchmal schon fast verheilt aus, während sich darunter noch ein größerer Defekt verbirgt. Das kann dazu führen, dass Beschwerden wie Ziehen, Schwellung oder Druckgefühl bestehen bleiben. In seltenen Fällen kann eine unbehandelte Wundtasche sogar zu einer Ausbreitung der Infektion ins umliegende Gewebe führen.

Wie erkennt man eine Wundtasche?

Oft bemerkt man eine Wundtasche daran, dass trotz scheinbar geschlossener Wunde weiterhin Sekret austritt oder die Heilung ungewöhnlich lange dauert. Auch eine sichtbare Vertiefung, Schwellung oder ein unangenehmer Geruch können Hinweise sein. Bei Unsicherheit kann eine Ärztin oder ein Arzt die Wunde untersuchen und gegebenenfalls mit einem Tupfer, einer Sonde oder bildgebenden Verfahren wie Ultraschall feststellen, ob sich unter der Oberfläche ein Hohlraum gebildet hat.

Behandlungsmöglichkeiten bei einer Wundtasche

Die Therapie einer Wundtasche richtet sich immer nach deren Größe, Tiefe und dem Zustand des umliegenden Gewebes. Ziel ist es, den Hohlraum zu beseitigen und eine Heilung von innen nach außen zu ermöglichen. Häufig wird die Wunde zunächst geöffnet oder erweitert, damit Sekret abfließen kann und keine Keime eingeschlossen bleiben. In manchen Fällen wird die Wundtasche mit speziellen Tamponaden oder Kompressen ausgefüllt, die regelmäßig gewechselt werden. So kann sich das Gewebe langsam von unten her wieder aufbauen.

Bei größeren oder entzündeten Wundtaschen kann eine chirurgische Reinigung nötig sein, bei der abgestorbenes Gewebe entfernt wird. Unterstützend kommen oft moderne Wundauflagen, Spülungen oder – falls eine Infektion vorliegt – auch Antibiotika zum Einsatz. In bestimmten Fällen kann eine sogenannte Unterdrucktherapie helfen: Hierbei wird ein spezieller Verband angelegt, der durch sanften Sog das Zusammenwachsen des Gewebes fördert und Flüssigkeit abzieht.

Fragen und Sorgen rund um die Wundtasche

Viele Menschen fragen sich, ob eine Wundtasche gefährlich ist oder ob sie sich Sorgen machen müssen, falls eine solche Diagnose im Arztbrief steht. Grundsätzlich ist eine Wundtasche ein Hinweis darauf, dass die Heilung noch nicht abgeschlossen ist und ein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht. Mit der richtigen Behandlung lässt sich der Hohlraum aber in den allermeisten Fällen gut in den Griff bekommen.

Wichtig ist, die Wunde regelmäßig kontrollieren zu lassen und auf Veränderungen wie Rötung, Schmerzen oder zunehmende Schwellung zu achten. Auch wenn der Heilungsprozess länger dauert als erwartet, lohnt es sich, Rücksprache mit der behandelnden Fachperson zu halten. Unbehandelt kann eine Wundtasche zu weiteren Problemen führen – rechtzeitig erkannt und versorgt, steht einer vollständigen Genesung jedoch meist nichts im Wege.

Was kann man selbst tun?

Eine sorgfältige Wundhygiene und die Einhaltung der ärztlichen Empfehlungen sind entscheidend für eine gute Heilung. Regelmäßige Verbandwechsel, das Vermeiden von Druck auf die betroffene Stelle und eine ausgewogene Ernährung unterstützen den Prozess. Bei Anzeichen einer Infektion oder wenn Unsicherheit besteht, sollte immer eine medizinische Fachkraft hinzugezogen werden.

Eine Wundtasche ist zwar lästig und kann die Heilung verzögern, lässt sich aber mit gezielter Behandlung und etwas Geduld meistens gut therapieren. So kann das Gewebe wieder vollständig zusammenwachsen und die Wunde ohne Komplikationen abheilen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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