Waldenström: Beschwerden und Leben mit der Krankheit

Waldenström: Beschwerden und Leben mit der Krankheit

PD Dr. med. Witold Polanski

Waldenström bezeichnet eine seltene Form von Blutkrebs, die offiziell als „Morbus Waldenström“ oder „Waldenström-Makroglobulinämie“ bekannt ist. Dabei handelt es sich um eine langsam verlaufende Erkrankung des Lymphsystems, bei der bestimmte weiße Blutkörperchen, die sogenannten B-Lymphozyten, entarten und sich unkontrolliert vermehren.

Was steckt hinter Morbus Waldenström?

Der Name geht auf den schwedischen Arzt Jan G. Waldenström zurück, der diese Erkrankung erstmals in den 1940er Jahren beschrieb. Die Krankheit gehört zu den sogenannten Lymphomen, also Tumoren des lymphatischen Systems. Genauer gesagt zählt sie zu den sogenannten „indolenten“, also langsam wachsenden Non-Hodgkin-Lymphomen. Das Besondere: Die entarteten Zellen produzieren große Mengen eines bestimmten Eiweißes, das als Immunglobulin M (IgM) bezeichnet wird. Dieses Eiweiß reichert sich im Blut an und kann dort verschiedene Beschwerden verursachen.

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Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar?

Viele Menschen mit Morbus Waldenström bemerken zunächst lange Zeit keine Beschwerden. Die Erkrankung entwickelt sich oft schleichend. Erst wenn die Zahl der entarteten Zellen und die Menge des IgM-Proteins im Blut deutlich ansteigen, treten Symptome auf. Typische Anzeichen sind zum Beispiel Müdigkeit, Schwäche, Gewichtsverlust oder Nachtschweiß. Manche berichten über wiederkehrende Infekte, da das Immunsystem durch die krankhaft veränderten Zellen weniger effektiv arbeitet.

Das überschüssige IgM kann das Blut „dicker“ machen. Dadurch kann es zu Durchblutungsstörungen kommen, die sich etwa durch Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel oder sogar Kribbeln in den Händen und Füßen äußern. Bei einigen Betroffenen vergrößern sich Milz oder Lymphknoten, was manchmal ein Druckgefühl im Bauch verursacht. Die Beschwerden sind sehr unterschiedlich und hängen davon ab, wie ausgeprägt die Erkrankung ist.

Ist Morbus Waldenström gefährlich?

Die Diagnose löst häufig Unsicherheit und Angst aus. Viele fragen sich, wie bedrohlich die Krankheit ist und was nun auf sie zukommt. Morbus Waldenström verläuft meist langsam und kann über Jahre oder sogar Jahrzehnte stabil bleiben. Oft ist zunächst keine sofortige Behandlung nötig. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einer „watch and wait“-Strategie, bei der die Erkrankung regelmäßig kontrolliert wird, ohne gleich einzugreifen.

Trotzdem handelt es sich um eine Form von Blutkrebs. Unbehandelt kann die Erkrankung im Verlauf zu ernsthaften Problemen führen, vor allem wenn das IgM-Protein stark ansteigt und wichtige Organe belastet. Deshalb ist eine genaue Beobachtung und regelmäßige Kontrolle wichtig. Wer Symptome wie starke Müdigkeit, Blutungsneigung, häufige Infekte oder neurologische Beschwerden bemerkt, sollte dies ärztlich abklären lassen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich danach, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist und ob Beschwerden vorliegen. Solange keine oder nur geringe Symptome bestehen, wird oft abgewartet. Erst wenn die Krankheit Beschwerden verursacht oder das Risiko für Komplikationen steigt, kommen verschiedene Behandlungsoptionen in Betracht.

Zum Einsatz kommen unter anderem Medikamente, die das Wachstum der entarteten Zellen bremsen oder sie gezielt zerstören. Dazu zählen zum Beispiel bestimmte Antikörper-Therapien, Chemotherapie oder neuere, gezielte Wirkstoffe (sogenannte „targeted therapies“). In seltenen Fällen, wenn das Blut durch das IgM sehr dickflüssig wird, kann eine sogenannte Plasmapherese helfen. Dabei wird das überschüssige Eiweiß aus dem Blut entfernt.

Die Wahl der Behandlung hängt immer von der individuellen Situation ab – etwa vom Alter, Allgemeinzustand und den Begleiterkrankungen. Viele Menschen leben trotz der Diagnose über viele Jahre mit einer guten Lebensqualität.

Was bedeutet die Diagnose im Alltag?

Eine seltene Krebserkrankung wie Morbus Waldenström kann viele Fragen und Sorgen aufwerfen. Was bedeutet das für die eigene Lebensplanung? Wie geht es weiter, wenn zunächst keine Behandlung nötig ist? Darf Sport getrieben werden, ist Reisen möglich, oder muss ständig mit neuen Beschwerden gerechnet werden?

Wichtig ist: Die Erkrankung verläuft meist langsam. Viele führen ein weitgehend normales Leben, solange keine ausgeprägten Symptome bestehen. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind entscheidend, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Bei Unsicherheiten oder neuen Beschwerden sollte immer das Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt gesucht werden.

Es gibt spezialisierte Anlaufstellen und Selbsthilfegruppen, die unterstützen und den Austausch mit anderen Betroffenen ermöglichen. So lässt sich mit der Diagnose besser umgehen, und der Alltag bleibt trotz allem möglichst selbstbestimmt.

Zusammengefasst

Morbus Waldenström ist eine seltene, langsam verlaufende Form von Blutkrebs, bei der bestimmte weiße Blutkörperchen entarten und zu viel IgM-Eiweiß bilden. Die Krankheit entwickelt sich oft über Jahre, viele bemerken zunächst keine Beschwerden. Eine Therapie ist häufig erst dann nötig, wenn Symptome auftreten oder das Risiko für Komplikationen steigt. Die Diagnose ist zwar ernst, aber die Prognose ist meist günstig, und viele leben lange Zeit ohne größere Einschränkungen. Regelmäßige Kontrollen und ein gutes Vertrauensverhältnis zu den behandelnden Fachleuten helfen, den eigenen Weg mit der Erkrankung zu finden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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