Vorhofflimmern: Herz aus dem Takt

Vorhofflimmern: Herz aus dem Takt

07.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, bei der die Vorhöfe des Herzens unregelmäßig und meist zu schnell schlagen, anstatt in einem gleichmäßigen Rhythmus zu arbeiten.

Was passiert bei dieser Herzrhythmusstörung?

Im Normalfall sorgt ein fein abgestimmtes elektrisches System dafür, dass das Herz gleichmäßig schlägt und das Blut zuverlässig durch den Körper gepumpt wird. Bei Vorhofflimmern geraten die elektrischen Impulse im Bereich der Vorhöfe jedoch durcheinander. Die Folge: Die Vorhöfe zucken unkoordiniert, das Herz schlägt unregelmäßig und oft deutlich schneller als normal. Das kann sich anfühlen wie ein Stolpern, Flattern oder Rasen im Brustkorb. Manchmal bleibt das Herzrasen aus und die Störung fällt erst durch andere Symptome oder ganz zufällig bei einer Routineuntersuchung auf.

Dein Befund, verständlich erklärt.

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Typische Anzeichen und Beschwerden

Nicht jeder bemerkt Vorhofflimmern sofort. Manche spüren deutlich, dass das Herz aus dem Takt gerät, es klopft plötzlich stark, schnell oder unregelmäßig. Dazu können Schwindel, Kurzatmigkeit, Schwäche oder ein Druckgefühl auf der Brust kommen. Viele erleben eine schnelle Erschöpfbarkeit, selbst bei leichten Tätigkeiten. Es gibt aber auch Fälle, in denen keinerlei Beschwerden auftreten und das Vorhofflimmern erst durch eine EKG Untersuchung entdeckt wird. Gerade ältere Menschen oder Personen mit anderen Herzerkrankungen merken oft lange nichts.

Wie wird Vorhofflimmern festgestellt?

Der wichtigste Schritt zur Diagnose ist das EKG, also die Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Herzens. Hier zeigt sich das typische unregelmäßige Muster. Manchmal reicht ein normales EKG nicht aus, weil die Rhythmusstörung nur gelegentlich auftritt. Dann kann ein Langzeit EKG helfen, das über 24 Stunden oder länger getragen wird. In manchen Fällen kommen zusätzliche Untersuchungen wie ein Herzultraschall oder spezielle Bluttests dazu, um andere Ursachen auszuschließen und den Zustand des Herzens besser einzuschätzen.

Ist Vorhofflimmern gefährlich?

Viele fragen sich, wie schlimm diese Diagnose wirklich ist. Die Rhythmusstörung selbst ist oft nicht direkt lebensbedrohlich, kann aber ernsthafte Folgen haben, wenn sie unbehandelt bleibt. Besonders gefürchtet ist das erhöhte Risiko für einen Schlaganfall. Durch das unregelmäßige Schlagen der Vorhöfe kann sich Blut im Herzen stauen und gerinnen. Löst sich so ein Gerinnsel und wandert in die Blutgefäße des Gehirns, kann ein Schlaganfall entstehen. Das Risiko ist individuell unterschiedlich und hängt von Alter, Vorerkrankungen und weiteren Faktoren ab. Auch das Herz selbst kann durch die dauerhafte Rhythmusstörung geschwächt werden, was zu einer Herzschwäche führen kann.

Wie sieht die Behandlung aus?

Die Therapie richtet sich nach mehreren Faktoren: Wie ausgeprägt sind die Beschwerden? Gibt es zusätzliche Erkrankungen? Wie hoch ist das persönliche Risiko für einen Schlaganfall? Häufig verschreiben Ärzte Medikamente, die das Herz schützen oder den Rhythmus regulieren. Dazu zählen sogenannte Blutverdünner, die das Risiko für Blutgerinnsel und damit für einen Schlaganfall senken. In bestimmten Fällen kommen Medikamente zum Einsatz, die den Herzschlag wieder in einen normalen Rhythmus bringen oder zumindest die Herzfrequenz kontrollieren. Manchmal wird versucht, das Vorhofflimmern durch einen kurzen elektrischen Impuls von außen zu beenden – das nennt sich Kardioversion. In speziellen Situationen kann auch ein Eingriff am Herzen selbst sinnvoll sein, zum Beispiel eine sogenannte Katheterablation, bei der die fehlerhaften elektrischen Impulse gezielt ausgeschaltet werden.

Ängste und Unsicherheiten: Was bedeutet die Diagnose im Alltag?

Viele Menschen sind verunsichert, wenn sie erstmals von dieser Diagnose hören. Die Sorge vor einem Schlaganfall oder einer Herzschwäche ist groß. Wichtig zu wissen: Mit einer passenden Behandlung und regelmäßigen Kontrollen lässt sich das Risiko deutlich senken. Auch wenn die Rhythmusstörung meist chronisch bleibt, kann die Lebensqualität oft erhalten oder sogar verbessert werden. Wer seinen Lebensstil anpasst, profitiert zusätzlich: Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Nikotin oder übermäßigen Alkoholkonsum unterstützen das Herz. Stressabbau und ausreichend Schlaf helfen, das Herz nicht zusätzlich zu belasten.

Was kann jeder selbst tun?

Es lohnt sich, die Risikofaktoren im Blick zu behalten. Ein gut eingestellter Blutdruck, normale Blutzuckerwerte und ein gesunder Umgang mit Cholesterin sind entscheidend. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte diese nicht eigenmächtig absetzen oder verändern, sondern immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten. Auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um Veränderungen früh zu erkennen. Bei neuen Beschwerden wie plötzlicher Atemnot, Brustschmerzen oder starken Schwindelattacken gilt: Nicht abwarten, sondern zeitnah ärztliche Hilfe suchen.

Wissenswertes rund um Vorhofflimmern

Die Rhythmusstörung ist die häufigste Form von anhaltendem Herzstolpern. Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa 1,5 bis 2 Millionen Menschen betroffen, Tendenz steigend, vor allem, weil das Risiko mit dem Alter zunimmt. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. Viele leben jahrelang mit der Diagnose, ohne größere Einschränkungen. Entscheidend ist, das persönliche Risiko richtig einzuschätzen und die Therapie individuell anzupassen. Wer Fragen hat oder sich unsicher fühlt, sollte nicht zögern, das Gespräch mit dem behandelnden Arzt zu suchen. So lässt sich gemeinsam ein Weg finden, um mit der Diagnose gut und sicher zu leben.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Mit dem Latein am Ende?

Du willst einfach nur wissen, was dein Befund bedeutet?
Wir erklären ihn dir. Kostenlos, anonym und ärztlich geprüft.

Simply Onno

Datenschutz

Impressum

AGB