Vertigo Bedeutung – Mehr als nur Schwindel

Vertigo Bedeutung – Mehr als nur Schwindel

22.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Vertigo bezeichnet in der Medizin das Symptom Schwindel, also das Gefühl, dass sich entweder die eigene Umgebung oder der eigene Körper dreht, schwankt oder kippt.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Ausdruck stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt so viel wie „das Drehen“ oder „das Sich-im-Kreis-Drehen“. In medizinischen Befunden, Arztbriefen oder Gesprächen taucht „Vertigo“ meist dann auf, wenn jemand unter Schwindelattacken leidet. Dabei beschreibt der Begriff nicht die Ursache, sondern lediglich das Symptom selbst. Es handelt sich also nicht um eine eigene Krankheit, sondern um ein Zeichen dafür, dass im Körper, meist im Gleichgewichtssystem, etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.

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Wie äußert sich Vertigo?

Schwindel kann sehr unterschiedlich empfunden werden. Häufig berichten Betroffene von einem Drehschwindel, bei dem alles um sie herum zu kreisen scheint. Andere erleben eher einen Schwankschwindel, als würde der Boden unter den Füßen wanken oder die Umgebung hin und her schwanken. Manchmal fühlt es sich so an, als würde man gleich umkippen oder das Gleichgewicht verlieren. Diese Empfindungen können plötzlich auftreten oder über längere Zeit anhalten.

Häufig wird Schwindel begleitet von weiteren Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Unsicherheit beim Gehen oder sogar Angstgefühlen. Besonders belastend ist es, wenn die Attacken ohne Vorwarnung auftreten oder so stark sind, dass normales Gehen oder Stehen kaum noch möglich ist.

Was bedeutet das für den Alltag?

Schwindel ist eines der häufigsten Symptome, mit denen Menschen einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Gerade weil das Gleichgewicht so grundlegend für alltägliche Bewegungen ist, können Schwindelattacken stark verunsichern. Viele machen sich Sorgen, ob eine ernste Erkrankung dahintersteckt, etwa etwas am Gehirn, am Innenohr oder am Herzen.

Nicht jeder Schwindel ist gleich gefährlich. Häufig steckt eine harmlose Ursache dahinter, zum Beispiel Kreislaufschwäche, Flüssigkeitsmangel oder eine kurzfristige Störung im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs. In manchen Fällen kann Vertigo aber auch auf ernstere Probleme hinweisen, etwa eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs, Migräne, Durchblutungsstörungen oder selten sogar einen Schlaganfall.

Welche Ursachen kann Schwindel haben?

Das Gleichgewicht wird im Körper durch ein Zusammenspiel verschiedener Organe gesteuert: Das Innenohr, die Augen und die Tiefensensibilität in Muskeln und Gelenken liefern dem Gehirn ständig Informationen darüber, wo sich der Körper im Raum befindet. Wenn eine dieser Informationsquellen gestört ist, kann Schwindel entstehen.

Typische Auslöser für Vertigo sind zum Beispiel:

- Lagerungsschwindel: Hier lösen bestimmte Kopfbewegungen kurze, heftige Schwindelattacken aus. - Entzündungen im Innenohr oder Gleichgewichtsnerv: Sie sorgen oft für plötzlich auftretenden, starken Drehschwindel. - Migräne: Auch ohne Kopfschmerzen kann Migräne Schwindel verursachen. - Kreislaufprobleme: Niedriger Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen führen manchmal zu Unsicherheitsgefühl oder Schwanken. - Angst und Stress: Auch psychische Belastungen können das Gleichgewichtssystem beeinflussen und zu Schwindel führen.

Selten stecken ernsthafte Erkrankungen wie Tumoren, Schlaganfälle oder Multiple Sklerose dahinter. Diese werden in der ärztlichen Untersuchung gezielt ausgeschlossen.

Ist Vertigo gefährlich?

Die meisten Schwindelformen sind zwar unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich. Besonders der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel lässt sich in der Regel gut behandeln und klingt oft von selbst wieder ab. Allerdings kann starker oder plötzlich neu auftretender Schwindel, vor allem in Verbindung mit weiteren Symptomen wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen, ein Hinweis auf eine ernste Erkrankung sein. Dann sollte sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Viele Menschen fürchten, dass Schwindel ein Anzeichen für eine schwere Krankheit ist oder dass sie plötzlich stürzen könnten. Diese Ängste sind verständlich, denn das Gleichgewicht ist für Sicherheit und Selbstständigkeit im Alltag sehr wichtig. Wichtig ist: In den allermeisten Fällen steckt keine lebensbedrohliche Ursache hinter Vertigo.

Was tun bei Schwindel?

Die Behandlung von Vertigo richtet sich immer nach der Ursache. Deshalb ist eine genaue ärztliche Abklärung wichtig, wenn der Schwindel neu auftritt, sehr stark ist oder immer wiederkehrt. In vielen Fällen genügt ein Gespräch und eine körperliche Untersuchung, manchmal sind weiterführende Tests nötig.

Je nach Auslöser gibt es verschiedene Ansätze:

  • Beim gutartigen Lagerungsschwindel helfen spezielle Lagerungsübungen, die das Gleichgewichtsorgan wieder ins Lot bringen.

  • Entzündungen werden mit Medikamenten behandelt.

  • Bei Kreislaufproblemen kann es helfen, ausreichend zu trinken, langsam aufzustehen und sich regelmäßig zu bewegen.

  • Wenn psychische Belastungen eine Rolle spielen, kann eine Beratung oder Therapie unterstützend wirken.

In seltenen Fällen sind Medikamente gegen Übelkeit oder zur Beruhigung des Gleichgewichtssystems nötig. Wichtig ist, die Balance zwischen Schonung und Bewegung zu finden, denn zu viel Ruhe kann das Gleichgewichtssystem eher schwächen.

Wann zum Arzt?

Wenn Schwindel neu auftritt, sehr stark ist, länger anhält oder mit anderen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Lähmungen, Sprach- oder Sehstörungen einhergeht, sollte unverzüglich ärztlicher Rat eingeholt werden. Auch wenn die Unsicherheit beim Gehen zunimmt oder Stürze drohen, ist eine Abklärung sinnvoll.

In allen anderen Fällen kann Schwindel zwar sehr belastend sein, ist aber meist gut behandelbar. Ein vertrauensvolles Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt hilft, die Ursache zu finden und gemeinsam einen Weg aus dem Schwindel zu erarbeiten.

Zusammengefasst

Vertigo steht in der Medizin für das Symptom Schwindel. Es handelt sich nicht um eine eigene Krankheit, sondern um ein Warnsignal des Körpers. Die Ursachen sind vielfältig, von harmlosen Gleichgewichtsstörungen bis hin zu seltenen, ernsteren Erkrankungen. Eine genaue Abklärung ist wichtig, um die richtige Behandlung zu finden und unnötige Ängste zu nehmen. In den meisten Fällen lässt sich Schwindel gut in den Griff bekommen und der Alltag wieder sicherer gestalten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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