Vaskulitis bezeichnet eine Entzündung der Blutgefäße, bei der die Gefäßwände selbst vom Immunsystem angegriffen und geschädigt werden können.
Was passiert bei einer Gefäßentzündung?
Bei einer Vaskulitis entzünden sich Blutgefäße im Körper. Blutgefäße sind die „Röhren“, durch die das Blut überall hin transportiert wird. Dazu zählen Arterien, Venen und feinste Kapillaren. Durch die Entzündung kann die Wand dieser Gefäße anschwellen, sich verdicken oder sogar beschädigt werden. Das führt manchmal dazu, dass sich das Gefäß verengt, verschließt oder aufreißt. Je nachdem, welche Gefäße betroffen sind und wie stark die Entzündung ausfällt, kann das ganz unterschiedliche Beschwerden verursachen.
Welche Formen gibt es?
Vaskulitis ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, bei denen immer die Gefäße im Mittelpunkt stehen. Es gibt viele Unterformen, die sich vor allem darin unterscheiden, welche Blutgefäße betroffen sind und wie schwer die Entzündung verläuft. Manche Formen betreffen eher kleine Gefäße, andere eher die großen Arterien. Bekannte Beispiele sind die Riesenzellarteriitis, die vor allem ältere Menschen betrifft, oder die Purpura Schönlein-Henoch, die häufig bei Kindern vorkommt. Auch das Kawasaki-Syndrom oder die Granulomatose mit Polyangiitis gehören zu den Vaskulitiden.
Wie macht sich eine Vaskulitis bemerkbar?
Die Beschwerden hängen davon ab, welche Gefäße und damit auch welche Organe betroffen sind. Häufige Symptome sind Fieber, Müdigkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Manche bemerken Hautveränderungen wie rötliche Flecken, kleine Einblutungen oder Knoten. Werden die Gefäße in bestimmten Organen angegriffen, können dort zusätzliche Beschwerden auftreten, etwa Schmerzen in den Gelenken, Muskeln, im Bauch oder Kopfschmerzen. Wenn Nieren, Lunge oder das Nervensystem betroffen sind, können auch ernstere Probleme entstehen, wie zum Beispiel Blut im Urin, Atemnot oder Taubheitsgefühle.
Ist eine Vaskulitis gefährlich?
Viele machen sich Sorgen, wenn sie das Wort Vaskulitis in einem Arztbrief lesen. Die Unsicherheit ist verständlich, denn es handelt sich tatsächlich um eine Erkrankung, die schwerwiegende Folgen haben kann. Die Entzündung kann die Blutversorgung wichtiger Organe beeinträchtigen. Gerade wenn lebenswichtige Organe wie Herz, Nieren oder das Gehirn betroffen sind, kann das gefährlich werden. Allerdings verlaufen nicht alle Vaskulitiden gleich schwer. Manche Formen sind gut behandelbar und heilen vollständig aus, andere können chronisch werden und immer wieder aufflammen.
Wie entsteht eine Vaskulitis?
Die genauen Ursachen sind oft nicht eindeutig geklärt. Meist liegt eine Fehlsteuerung des Immunsystems vor, bei der die körpereigene Abwehr irrtümlich die eigenen Gefäße angreift. Man spricht dann von einer sogenannten Autoimmunerkrankung. In manchen Fällen können Infektionen, Medikamente oder andere Grunderkrankungen eine Vaskulitis auslösen. Es gibt auch seltene Fälle, in denen die Entzündung nach Impfungen oder im Zusammenhang mit bestimmten Krebserkrankungen auftritt. Häufig bleibt die genaue Ursache aber unklar.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Therapie richtet sich danach, welche Form der Vaskulitis vorliegt und wie stark die Beschwerden sind. Ziel ist immer, die Entzündung zu stoppen und Schäden an den Gefäßen oder Organen zu verhindern. In den meisten Fällen kommen Medikamente zum Einsatz, die das Immunsystem bremsen, sogenannte Immunsuppressiva. Dazu zählen zum Beispiel Kortisonpräparate, die Entzündungen schnell lindern können. Bei schwereren Verläufen werden manchmal auch stärkere Mittel wie Cyclophosphamid oder Rituximab eingesetzt. Die Behandlung wird individuell an die jeweilige Situation angepasst. Wichtig ist, die Therapie regelmäßig zu kontrollieren, um Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen und die Dosierung anzupassen.
Was ist im Alltag zu beachten?
Mit einer Vaskulitis leben zu müssen, kann verunsichern. Viele fragen sich, ob sie ihren Alltag weiterführen können oder auf bestimmte Dinge verzichten müssen. Entscheidend ist, die Erkrankung ernst zu nehmen und die Behandlung mit der Ärztin oder dem Arzt gut abzustimmen. Bei einer gut eingestellten Therapie ist ein weitgehend normales Leben oft möglich. Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um einen erneuten Schub rechtzeitig zu bemerken. Bei Infekten, neuen Beschwerden oder Unsicherheiten sollte möglichst frühzeitig ärztlicher Rat eingeholt werden.
Wie sind die Aussichten?
Die Prognose hängt stark von der jeweiligen Form der Vaskulitis und dem betroffenen Organ ab. Viele Menschen sprechen gut auf die Behandlung an und erleben lange beschwerdefreie Phasen. Bei anderen kann die Erkrankung immer wieder aufflammen oder chronisch verlaufen. Frühes Erkennen und eine gezielte Therapie sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten.
Eine Vaskulitis ist also eine ernstzunehmende, aber in vielen Fällen gut behandelbare Entzündung der Blutgefäße, die unterschiedlich verlaufen kann. Wer die Diagnose erhält, sollte sich nicht scheuen, Fragen zu stellen und gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt den besten Weg für sich zu finden.
Wissenschaftliche Quellen
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