Varusgonarthrose – Wenn das Knie nach außen abnutzt

Varusgonarthrose – Wenn das Knie nach außen abnutzt

PD Dr. med. Witold Polanski

Varusgonarthrose bezeichnet eine Arthrose (Gelenkverschleiß) im Kniegelenk, die durch eine O-Bein-Stellung verursacht oder verstärkt wird – dabei nutzt sich vor allem der innere (mediale) Gelenkanteil des Knies ab.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Ausdruck Varusgonarthrose setzt sich aus mehreren medizinischen Begriffen zusammen: „Varus“ beschreibt eine Fehlstellung der Beine, bei der die Knie nach außen zeigen – das klassische O-Bein. „Gon“ steht für das Kniegelenk, und „Arthrose“ meint den alters- oder belastungsbedingten Verschleiß des Gelenkknorpels. Zusammengefasst bedeutet es also: Das Kniegelenk ist durch eine O-Bein-Stellung stärker einseitig belastet, was zu einem vorzeitigen Knorpelabbau und damit zu Arthrose führt.

Manchmal findet sich im Befund auch die Bezeichnung mediale Gonarthrose oder mediale Kniegelenksarthrose, weil vor allem der innere Bereich des Kniegelenks betroffen ist. Das Gegenteil wäre die Valgusgonarthrose, die bei einer X-Bein-Stellung auftritt.

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Wie entsteht diese spezielle Arthroseform?

Bei einer O-Bein-Stellung lastet das Körpergewicht hauptsächlich auf der Innenseite des Knies. Diese Überbelastung führt dazu, dass der Knorpel dort schneller verschleißt. Mit der Zeit wird die Knorpelschicht immer dünner, das Gelenk verliert an Pufferung und die Knochen reiben näher aneinander. Schmerzen, eine eingeschränkte Beweglichkeit und manchmal auch Schwellungen sind typische Folgen.

Die Ursachen für eine Varusstellung können angeboren sein, aber auch durch Verletzungen, Übergewicht oder altersbedingte Veränderungen entstehen. Je ausgeprägter die O-Bein-Stellung, desto größer das Risiko, dass sich eine solche Arthrose entwickelt.

Was bedeutet das für den Alltag?

Viele Menschen fragen sich nach der Diagnose, wie sich eine Varusgonarthrose im Alltag bemerkbar macht. Zu Beginn treten die Beschwerden meist nur bei stärkerer Belastung auf, etwa beim längeren Gehen, Treppensteigen oder nach sportlicher Betätigung. Mit fortschreitendem Verschleiß können die Schmerzen auch in Ruhe oder nachts auftreten.

Häufig berichten Betroffene über ein Steifheitsgefühl morgens nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen. Das Knie kann gelegentlich anschwellen oder fühlt sich instabil an. Im weiteren Verlauf nimmt die Beweglichkeit ab, und alltägliche Aktivitäten wie Spazierengehen oder Einkaufen werden anstrengender.

Ist das schlimm? Muss man sich Sorgen machen?

Die Diagnose Varusgonarthrose kann verunsichern. Viele machen sich Sorgen, ob das Knie dauerhaft geschädigt ist oder eine Operation notwendig wird. Grundsätzlich handelt es sich bei Arthrose um einen fortschreitenden, aber meist langsam verlaufenden Prozess. Der Verschleiß lässt sich nicht vollständig rückgängig machen, aber das Fortschreiten kann oft gebremst werden.

Nicht jede Arthrose führt sofort zu starken Einschränkungen. Viele leben über Jahre mit nur leichten Beschwerden. Erst wenn die Knorpelschicht fast vollständig abgebaut ist, kommt es zu stärkeren Schmerzen und einer deutlichen Einschränkung der Beweglichkeit. Das Risiko für eine Operation steigt dann, wenn der Alltag massiv beeinträchtigt ist oder konservative Maßnahmen nicht mehr helfen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und dem Grad der Arthrose. Ziel ist es, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu erhalten und das Fortschreiten des Knorpelabbaus zu verlangsamen.

Im Anfangsstadium helfen oft gezielte Krankengymnastik, um die Muskulatur rund ums Knie zu stärken und das Gelenk zu entlasten. Auch Gewichtsreduktion kann die Belastung auf das Knie spürbar verringern. Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente kommen zum Einsatz, wenn die Beschwerden stärker werden. Bandagen oder spezielle Einlagen können das Knie zusätzlich stabilisieren.

Bei fortgeschrittener Arthrose und anhaltenden Schmerzen kann eine Operation notwendig werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Von der Achskorrektur (Umstellungsosteotomie), die die O-Bein-Stellung korrigiert, bis hin zum künstlichen Kniegelenk (Knieprothese), wenn der Knorpel komplett zerstört ist.

Mehr Informationen zu Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten findest du auch im Artikel zur Gonarthrose.

Häufige Fragen und Ängste

Viele fragen sich nach der Diagnose: Muss ich sofort operiert werden? Ist Sport noch erlaubt? Wie kann ich den Verlauf positiv beeinflussen? Eine Operation ist nur selten im Frühstadium notwendig. Bewegung bleibt wichtig, solange sie keine starken Schmerzen verursacht. Radfahren, Schwimmen oder Spazierengehen sind meist gut verträglich und stärken die Muskulatur, ohne das Gelenk zu überlasten.

Auch die Angst vor dem „kompletten Verschleiß“ ist verständlich, aber es gibt viele Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten. Moderne Therapiekonzepte setzen auf eine Kombination aus Bewegung, gezielter Entlastung und Medikamenten – und erst dann, wenn nichts mehr hilft, wird über eine Operation nachgedacht.

Was lässt sich tun, um vorzubeugen?

Wer eine O-Bein-Stellung hat, sollte auf das Körpergewicht achten und Überlastungen vermeiden. Regelmäßige Bewegung, kräftige Muskeln und gelenkschonende Sportarten helfen, das Knie zu stabilisieren. Frühzeitige Physiotherapie kann das Fortschreiten der Arthrose bremsen und Beschwerden lindern.

Varusgonarthrose ist zwar eine chronische Erkrankung, doch mit dem richtigen Umgang, gezielten Maßnahmen und einer guten Betreuung lässt sich der Alltag oft lange aktiv gestalten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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