Eine Urinkultur ist ein spezielles labormedizinisches Verfahren, bei dem eine kleine Menge Urin genutzt wird, um darin vorhandene Bakterien oder andere Erreger sichtbar zu machen und zu bestimmen. So lässt sich feststellen, ob im Urin Keime wachsen, die auf eine Harnwegsinfektion oder eine andere Erkrankung hindeuten können.
Wie funktioniert eine Urinkultur?
Im Gegensatz zu einem einfachen Urintest, bei dem nur bestimmte Werte wie Eiweiß oder Blut im Urin gemessen werden, geht es bei der Urinkultur darum, lebende Mikroorganismen nachzuweisen. Dafür wird der Urin auf einen Nährboden gebracht, der im Labor unter optimalen Bedingungen gelagert wird. Nach ein bis zwei Tagen zeigt sich, ob und welche Bakterienkolonien entstehen. Die genaue Bestimmung der Keime hilft dabei, gezielt zu erkennen, ob eine Infektion vorliegt und welcher Erreger dafür verantwortlich ist.
Oft wird die Urinkultur eingesetzt, wenn der Verdacht auf eine Blasenentzündung besteht, aber auch bei anderen Infektionen der Harnwege oder bei unklaren Beschwerden im Bereich der Nieren. Das Ergebnis gibt Aufschluss darüber, ob Bakterien im Urin sind, wie viele es sind und um welche Art es sich handelt.
Wann ist eine Urinkultur sinnvoll?
Nicht bei jedem Arztbesuch wird automatisch eine Urinkultur durchgeführt. Sie kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn die Symptome auf eine Infektion hindeuten, aber die Ursache noch nicht klar ist. Auch bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten, bei Schwangeren oder bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen kann sie sinnvoll sein, um eine gezielte Behandlung zu ermöglichen.
Eine Urinkultur ist besonders wichtig, wenn die bisherigen Therapien nicht angeschlagen haben oder wenn es um die Auswahl des passenden Antibiotikums geht. Denn manche Bakterien sind gegen bestimmte Medikamente resistent. Durch die sogenannte Resistenztestung im Anschluss an die Urinkultur lässt sich herausfinden, welches Antibiotikum am besten wirkt.
Was bedeutet das Ergebnis einer Urinkultur?
Das Laborergebnis zeigt, ob und welche Keime im Urin nachgewiesen wurden. Wachsen keine Bakterien, spricht man von einer sterilen Urinkultur – das bedeutet, dass keine Infektion nachweisbar ist. Werden hingegen typische Erreger gefunden, kann das auf eine Harnwegsinfektion, eine Blasenentzündung oder in seltenen Fällen auch auf eine Nierenbeckenentzündung hindeuten.
Die genaue Bedeutung hängt immer von den Beschwerden und dem individuellen Gesundheitszustand ab. Nicht jeder Nachweis von Bakterien ist automatisch behandlungsbedürftig. Gerade bei älteren Menschen oder bei bestimmten chronischen Erkrankungen kann es vorkommen, dass Bakterien im Urin entdeckt werden, ohne dass Beschwerden bestehen. In solchen Fällen spricht man von einer sogenannten asymptomatischen Bakteriurie, die meist keine Behandlung erfordert.
Wie läuft die Probenentnahme ab?
Damit das Ergebnis möglichst zuverlässig ist, muss die Urinprobe sauber entnommen werden. In der Regel wird der sogenannte Mittelstrahlurin verwendet: Nach dem ersten kurzen Wasserlassen wird der Mittelstrahl in einen sterilen Becher aufgefangen. Wichtig ist, dass vorher die Genitalregion gründlich gereinigt wird, um Verunreinigungen durch Hautkeime zu vermeiden.
Bei kleinen Kindern, bettlägerigen Personen oder in besonderen Situationen kann die Probe auch mit einem Katheter gewonnen werden. Das wird meist dann gemacht, wenn eine normale Urinabgabe nicht möglich ist oder ein besonders genaues Ergebnis erforderlich ist.
Was passiert nach der Urinkultur?
Das weitere Vorgehen hängt davon ab, ob und welche Keime gefunden wurden und ob Beschwerden bestehen. Wenn eine Infektion nachgewiesen wird, kann gezielt das passende Antibiotikum ausgewählt werden. Das ist vor allem bei wiederkehrenden oder komplizierten Infektionen wichtig, um Resistenzen zu vermeiden und die Behandlung möglichst effektiv zu gestalten.
In manchen Fällen bleibt die Urinkultur ohne auffälligen Befund. Dann wird gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt überlegt, ob weitere Untersuchungen nötig sind oder ob andere Ursachen für die Beschwerden in Frage kommen.
Was ist der Unterschied zu anderen Urintests?
Im Alltag werden viele verschiedene laborchemische Urintests durchgeführt. Ein einfacher Urinteststreifen kann zum Beispiel Blut, Eiweiß, Zucker oder Nitrit im Urin anzeigen. Die Urinkultur ist jedoch das einzige Verfahren, das gezielt lebende Keime nachweist und identifiziert. Nur so lässt sich sicher beurteilen, welche Bakterien eine Infektion verursachen und wie sie behandelt werden können.
Wann ist eine Urinkultur nicht notwendig?
Nicht immer ist eine Urinkultur erforderlich. Bei unkomplizierten, leichten Harnwegsinfekten ohne besondere Risikofaktoren reicht oft eine Behandlung nach den typischen Symptomen. Eine Urinkultur wird meist dann empfohlen, wenn die Beschwerden ungewöhnlich stark sind, immer wiederkehren oder wenn die Behandlung nicht wie erwartet anschlägt.
Auch bei Schwangeren, Männern oder Kindern mit Harnwegsinfekten ist eine Urinkultur meist sinnvoll, um Komplikationen zu vermeiden und die richtige Therapie zu wählen.
Was tun, wenn das Ergebnis auffällig ist?
Wird bei der Urinkultur ein Bakterienwachstum festgestellt und bestehen Beschwerden, wird in der Regel eine gezielte Behandlung eingeleitet. Die Auswahl des Medikaments erfolgt anhand des sogenannten Antibiogramms, das zeigt, welches Antibiotikum gegen den gefundenen Erreger am wirksamsten ist.
In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden nach einer passenden Therapie rasch. Bei ungewöhnlichen oder wiederkehrenden Infektionen kann es jedoch notwendig sein, weitere Untersuchungen durchzuführen, um mögliche Ursachen zu klären.
Zusammenfassung
Die Urinkultur ist ein wichtiges labormedizinisches Verfahren, um Infektionen der Harnwege sicher zu erkennen und gezielt zu behandeln. Das Ergebnis hilft dabei, den passenden Wirkstoff auszuwählen und unnötige Therapien zu vermeiden. Die genaue Bedeutung hängt immer vom Einzelfall ab und wird gemeinsam mit der behandelnden Fachperson besprochen.