Ureterocele: Gefahr für Blase und Niere?

Ureterocele: Gefahr für Blase und Niere?

01.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ureterocele beschreibt eine ballonartige Ausbuchtung am unteren Ende des Harnleiters, also dort, wo der Harnleiter in die Blase mündet. Der Harnleiter, im medizinischen Sprachgebrauch auch als Ureter bezeichnet, ist das schlauchartige Organ, das den Urin von der Niere zur Blase transportiert. Eine Ureterocele ist also eine sackförmige Erweiterung dieses Endstücks, die meist schon bei der Geburt besteht.

Wie entsteht eine solche Ausstülpung?

In den meisten Fällen liegt die Ursache in einer angeborenen Fehlbildung. Während der Entwicklung im Mutterleib verschmilzt der Harnleiter nicht richtig mit der Blase. Dadurch bleibt eine dünnwandige Aussackung zurück, die sich wie ein kleiner Ballon in die Blase hinein vorwölbt. Seltener kann sich eine Ureterocele auch später im Leben bilden, zum Beispiel durch Narben oder Verengungen im Bereich des Harnleiters.

Dein Befund, verständlich erklärt.

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Welche Beschwerden können auftreten?

Nicht immer macht eine Ureterocele sofort Probleme. Oft bleibt sie lange unbemerkt und fällt nur durch Zufall auf, etwa bei einer Ultraschalluntersuchung. Wenn Beschwerden auftreten, dann meist, weil der Urinabfluss gestört ist. Typische Anzeichen sind wiederkehrende Harnwegsinfekte, Schmerzen beim Wasserlassen, ein abgeschwächter oder unterbrochener Harnstrahl oder sogar eine sichtbare Schwellung im Unterbauch. In manchen Fällen kann sich der Urin in der Niere zurückstauen, was zu einer sogenannten Hydronephrose führt, einer schmerzhaften Erweiterung des Nierenbeckens.

Bei Kindern zeigt sich eine Ureterocele oft schon früh durch Fieber, Bauchschmerzen oder eine unerklärliche Unruhe. Erwachsene bemerken manchmal erst dann etwas, wenn sich die Blase nicht mehr richtig entleert oder Infektionen immer wiederkehren.

Wie wird eine Ureterocele festgestellt?

Die Diagnose erfolgt meist mit bildgebenden Verfahren. Ein Ultraschall der Nieren und der Blase zeigt die typische Aussackung oft sehr gut. Bei unklaren Fällen kann eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel oder eine spezielle Blasenspiegelung weiterhelfen. So lässt sich genau erkennen, wie groß die Ausbuchtung ist und ob der Urinabfluss behindert wird.

Manchmal wird zusätzlich eine sogenannte Szintigrafie eingesetzt, um zu prüfen, wie gut die Niere noch arbeitet. Gerade bei Kindern ist es wichtig, mögliche Folgeschäden durch einen Rückstau frühzeitig zu erkennen.

Ist eine Ureterocele gefährlich?

Viele Menschen machen sich Sorgen, wenn sie von dieser Diagnose hören. Die gute Nachricht: Nicht jede Ureterocele ist sofort bedrohlich. Entscheidend ist, ob der Urinabfluss gestört ist oder bereits Folgeschäden an Niere oder Blase bestehen. Kleine, symptomlose Ureterocelen können manchmal einfach beobachtet werden, solange keine Beschwerden auftreten und die Nierenfunktion erhalten bleibt.

Problematisch wird es, wenn sich der Urin in der Niere staut oder immer wieder Infektionen auftreten. Dann drohen bleibende Schäden an Niere oder Blase. Besonders bei Kindern ist eine rechtzeitige Behandlung wichtig, um das Wachstum und die Funktion der Nieren nicht zu gefährden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad und den Beschwerden. Bei kleinen, unauffälligen Ureterocelen reicht oft eine regelmäßige Kontrolle mit Ultraschall. Kommt es jedoch zu wiederholten Infektionen, Schmerzen oder einem Rückstau des Urins, ist meist ein Eingriff nötig.

Häufig wird die Ausbuchtung minimalinvasiv durch eine Blasenspiegelung eröffnet. Dabei wird die dünne Wand der Ureterocele eingeschnitten, sodass der Urin wieder ungehindert abfließen kann. In schweren Fällen, etwa wenn die Niere bereits geschädigt ist oder der Harnleiter doppelt angelegt ist, kann eine größere Operation erforderlich sein. Hierbei wird entweder die Ureterocele entfernt oder der Harnleiter neu in die Blase eingepflanzt.

Nach dem Eingriff sind regelmäßige Kontrollen wichtig, um sicherzustellen, dass der Urinabfluss normal bleibt und sich keine neuen Probleme entwickeln.

Was kann selbst getan werden?

Wer eine Ureterocele hat, sollte besonders auf Anzeichen von Harnwegsinfekten achten. Brennen beim Wasserlassen, häufiges Wasserlassen, Fieber oder Schmerzen im Rückenbereich sind Warnsignale, die rasch ärztlich abgeklärt werden sollten. Viel trinken hilft, die Harnwege durchzuspülen und Infektionen vorzubeugen. Gerade bei Kindern ist es wichtig, regelmäßige Kontrollen beim Kinderarzt wahrzunehmen, um Folgeschäden zu vermeiden.

Bei Unsicherheiten oder neuen Beschwerden empfiehlt es sich, frühzeitig eine urologische Praxis aufzusuchen. Moderne Untersuchungsmethoden und schonende Therapien ermöglichen heute eine gezielte Behandlung, sodass die meisten Betroffenen ein normales Leben führen können.

Weitere Informationen zum Aufbau und zur Funktion des Harnleiters finden sich im Artikel über den Ureter.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Mit dem Latein am Ende?

Du willst einfach nur wissen, was dein Befund bedeutet?
Wir erklären ihn dir. Kostenlos, anonym und ärztlich geprüft.

Simply Onno

Datenschutz

Impressum

AGB