Unterberger Tretversuch bei Schwindel prüfen

Unterberger Tretversuch bei Schwindel prüfen

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist der Unterberger Tretversuch?

Der Unterberger Tretversuch ist ein einfacher medizinischer Test, der dazu dient, die Funktion des Gleichgewichtsorgans im Innenohr zu überprüfen. Dabei wird beobachtet, ob und wie stark sich eine Person beim Treten auf der Stelle mit geschlossenen Augen um die eigene Achse dreht oder verschiebt.

Wie läuft der Test ab?

Beim Unterberger Tretversuch steht man aufrecht, schließt die Augen und hebt abwechselnd die Knie, als würde man auf der Stelle marschieren. Meistens wird gebeten, etwa 50 Schritte so auszuführen. Währenddessen achtet die untersuchende Person darauf, ob es zu einer Drehung oder zu einem seitlichen Abweichen kommt.

Die Besonderheit: Mit geschlossenen Augen fehlt die Orientierungshilfe durch das Sehen. Das Gleichgewicht muss also allein durch das sogenannte Vestibularorgan im Innenohr und die Tiefensensibilität der Muskeln gehalten werden. Ein gesundes Gleichgewichtsorgan sorgt dafür, dass man dabei weitgehend auf der Stelle bleibt.

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Was kann der Test zeigen?

Weicht man beim Treten deutlich von der Stelle ab oder dreht sich um die eigene Achse, kann das ein Hinweis darauf sein, dass das Gleichgewichtsorgan auf einer Seite nicht richtig funktioniert. Besonders bei einer Störung eines Gleichgewichtsorgans im Innenohr – zum Beispiel durch eine Entzündung oder einen sogenannten Vestibularisausfall – zeigt sich oft eine charakteristische Drehbewegung in eine bestimmte Richtung.

Typischerweise wird der Unterberger Tretversuch eingesetzt, wenn Beschwerden wie Schwindel, Unsicherheit beim Gehen oder Gleichgewichtsstörungen bestehen. Er ist jedoch kein alleiniges Diagnosewerkzeug, sondern liefert einen ersten Hinweis, ob eine Störung vorliegen könnte.

Wie zuverlässig ist der Unterberger Tretversuch?

Der Test ist zwar einfach durchzuführen, aber nicht immer eindeutig in der Aussage. Auch gesunde Menschen können sich beim Treten leicht drehen oder verschieben, zum Beispiel durch ungleichmäßiges Treten oder Muskelverspannungen. Außerdem können andere Ursachen wie Nervenerkrankungen oder Probleme mit den Beinen das Ergebnis beeinflussen.

Deshalb wird der Unterberger Tretversuch meist zusammen mit weiteren Untersuchungen eingesetzt. Dazu gehören beispielsweise spezielle Gleichgewichtstests, Hörprüfungen oder bildgebende Verfahren, um die Ursache der Beschwerden genauer einzugrenzen.

Was bedeutet ein auffälliges Ergebnis?

Dreht sich der Körper beim Test deutlich um mehr als 30 Grad oder weicht seitlich ab, kann das auf eine Funktionsstörung des Gleichgewichtsorgans auf einer Seite hindeuten. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass eine schwere Erkrankung vorliegt. Manchmal sind die Ergebnisse auch durch Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder andere harmlose Faktoren beeinflusst.

Ein auffälliger Befund ist immer ein Anlass, genauer nachzuschauen. Die behandelnde Fachperson wird dann weitere Untersuchungen anordnen, um die genaue Ursache zu klären. Erst wenn andere Tests eine Störung bestätigen, wird eine gezielte Behandlung in Betracht gezogen.

Warum wird der Test gemacht?

Der Unterberger Tretversuch hilft, eine erste Einschätzung zu gewinnen, ob das Gleichgewichtsorgan mitbeteiligt ist, wenn Schwindel oder Unsicherheiten auftreten. Besonders bei plötzlichem Drehschwindel, Gangunsicherheit oder nach bestimmten Infektionen kann der Test wertvolle Hinweise liefern. Er ist schnell, unkompliziert und ohne spezielle Geräte durchführbar.

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?

Der Test ist grundsätzlich ungefährlich. Es kann jedoch passieren, dass bei starkem Schwindelgefühl das Gleichgewicht verloren geht. Deshalb sollte der Test immer unter Aufsicht durchgeführt werden, damit im Notfall sofort geholfen werden kann.

Was passiert nach dem Test?

Abhängig vom Ergebnis entscheidet die Ärztin oder der Arzt, ob weitere Untersuchungen notwendig sind. Oft folgt eine genauere Überprüfung des Gleichgewichtsorgans, eine HNO-ärztliche Untersuchung oder eine Überweisung in eine spezialisierte Schwindelambulanz. Wird eine Störung festgestellt, richtet sich die Behandlung nach der zugrunde liegenden Ursache.

Der Unterberger Tretversuch ist also ein einfacher, aber hilfreicher Baustein in der Diagnostik von Gleichgewichtsstörungen – und liefert wichtige erste Hinweise, wenn Schwindel oder Unsicherheit auftreten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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