Eine Thoraxdrainage – auch Pleuradrainage genannt – ist ein medizinisches Verfahren, bei dem Luft, Blut oder Flüssigkeit aus dem Brustraum abgeleitet wird. Sie hilft der Lunge, sich wieder vollständig zu entfalten und frei zu atmen. Zwischen der Lunge und der Brustwand liegt ein schmaler Spalt, der sogenannte Pleuraspalt. In ihm herrscht normalerweise ein leichter Unterdruck, der die Lunge an der Brustwand „haftend“ hält. Wenn dort Luft oder Flüssigkeit eindringt, kann die Lunge zusammenfallen – eine Drainage stellt dann das natürliche Gleichgewicht wieder her.
Wann braucht man eine Thoraxdrainage?
Eine Thoraxdrainage ist immer dann notwendig, wenn sich Luft oder Flüssigkeit im Brustraum ansammelt und die Atmung behindert. Das kann in verschiedenen Situationen passieren:
nach Verletzungen des Brustkorbs (z. B. durch Unfälle oder Rippenbrüche)
bei einem Pneumothorax (Luft zwischen Lunge und Brustwand)
bei einem Hämatothorax (Blut im Brustraum)
bei einem Pleuraerguss oder Pleuraempyem (Flüssigkeit oder Eiter durch Entzündungen)
nach Operationen am Herzen oder an der Lunge, um Flüssigkeit oder Luft gezielt abzuleiten
Ohne Drainage kann sich die Lunge nicht richtig entfalten – es drohen Atemnot, Brustschmerzen und in schweren Fällen eine Lebensgefahr durch Druck auf Herz und große Blutgefäße. Mit der Drainage kann die Lunge dagegen oft innerhalb weniger Stunden wieder normal arbeiten.
Wie wird eine Thoraxdrainage gelegt?
Die Anlage einer Thoraxdrainage erfolgt unter örtlicher Betäubung oder im Operationssaal unter Narkose. Zunächst wird die Haut an der Seite des Brustkorbs desinfiziert und ein kleiner Schnitt von etwa 2–3 cm gesetzt. Durch diesen Schnitt führt die Ärztin oder der Arzt vorsichtig einen weichen Kunststoffschlauch zwischen zwei Rippen in den Brustraum ein.
Der Schlauch wird anschließend fixiert und an ein Drainagesystem angeschlossen. Dieses funktioniert wie ein Einweg-Sogsystem oder über Schwerkraft, sodass Luft und Flüssigkeit aus dem Brustraum abfließen können. Der Auffangbehälter bleibt immer unterhalb des Brustkorbs, damit nichts zurückfließt.
Die ganze Prozedur dauert meist nur wenige Minuten. Viele Betroffene berichten, dass sie sich schon kurz danach deutlich freier atmen können.
Wie fühlt sich das an – und wie lange bleibt die Drainage?
In den ersten Stunden kann die Drainage drücken oder ziehen, besonders beim Husten oder tiefen Einatmen. Das ist normal, weil sich die Lunge wieder ausdehnt. Wichtig ist, dass Sie regelmäßig und tief atmen – das unterstützt den Heilungsprozess. Ärztinnen und Ärzte achten auf eine gute Schmerztherapie, damit das Atmen und Bewegen möglich bleibt.
Wie lange eine Drainage liegen muss, hängt von der Ursache ab:
bei einem einfachen Pneumothorax oft nur 1–2 Tage
nach Operationen oder Blutergüssen etwa 2–5 Tage
bei Infektionen oder Eiter (Empyem) kann sie auch länger verbleiben
Sobald keine Luft oder Flüssigkeit mehr nachfließt und sich die Lunge auf den Röntgenbildern vollständig entfaltet hat, wird die Drainage wieder entfernt.
Was passiert während der Behandlung?
Solange die Drainage liegt, wird regelmäßig überprüft, wie viel Flüssigkeit oder Luft abgeleitet wird und ob die Lunge sich gut entfaltet. Viele Krankenhäuser nutzen inzwischen digitale Drainagesysteme, die genau anzeigen, wie stark der Sog ist und ob noch Luft austritt. Das macht die Behandlung sicherer und kann die Liegedauer verkürzen.
Während dieser Zeit können Sie sich in der Regel frei bewegen. Der Drainagebeutel hängt an einem fahrbaren Stativ und darf nicht über Herzhöhe angehoben werden. Schonendes Aufstehen und Gehen werden sogar empfohlen – Bewegung hilft, die Lunge zu belüften und Komplikationen zu vermeiden.
Welche Risiken gibt es?
Wie jeder medizinische Eingriff birgt auch die Thoraxdrainage gewisse Risiken. Leichte Schmerzen, ein Druckgefühl oder Blutergüsse an der Einstichstelle sind häufig, aber harmlos.
Selten können Infektionen, Luft unter der Haut (Emphysem) oder Nachblutungen auftreten. Diese Komplikationen sind gut behandelbar, werden im Krankenhaus überwacht und treten nur in wenigen Prozent der Fälle auf.
Nach Entfernung der Drainage kann sich die Lunge in seltenen Fällen erneut zusammenziehen – deshalb erfolgt häufig eine abschließende Röntgenkontrolle, bevor Sie entlassen werden.
Nachsorge und Erholung
Nach der Entfernung der Drainage sollten Sie weiterhin täglich tief atmen, viel bewegen und leichte Dehnübungen für den Brustkorb machen. Das beugt einer erneuten Belüftungsstörung vor.
Ein leichtes Ziehen an der Wunde ist normal. Wenn Sie jedoch Fieber, Atemnot, anhaltende Schmerzen oder starke Rötung bemerken, sollten Sie sofort ärztlichen Rat einholen.
Bei den meisten Menschen heilt die Drainagestelle problemlos ab, und die Lunge arbeitet nach kurzer Zeit wieder ganz normal.
Fazit
Eine Thoraxdrainage ist ein bewährtes und sicheres Verfahren, das in vielen Notfällen oder nach Operationen lebenswichtig sein kann. Sie hilft, Druck von der Lunge zu nehmen, die Atmung zu stabilisieren und Komplikationen zu vermeiden. Mit guter Schmerztherapie, etwas Geduld und aktiver Mitarbeit kann die Heilung meist innerhalb weniger Tage abgeschlossen werden.