Tracheostoma – Alltag, Sorgen und neue Wege

Tracheostoma – Alltag, Sorgen und neue Wege

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ein Tracheostoma ist eine künstlich geschaffene Öffnung in der Luftröhre, die durch einen chirurgischen Eingriff am Hals angelegt wird, damit die Atmung auf direktem Weg über diese Öffnung erfolgen kann.

Warum wird ein Tracheostoma angelegt?

Ein Tracheostoma kommt immer dann zum Einsatz, wenn die normale Atmung durch Mund oder Nase dauerhaft oder vorübergehend nicht mehr möglich oder zu riskant ist. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn im Bereich von Kehlkopf, Rachen oder oberen Atemwegen eine schwere Erkrankung, eine Verengung oder eine Verletzung vorliegt. Auch große Operationen im Halsbereich, bestimmte Tumorerkrankungen oder langanhaltende Beatmung auf Intensivstationen können dazu führen, dass ein Tracheostoma notwendig wird.

Der Eingriff selbst läuft meist unter Vollnarkose ab. Dabei wird die Haut am Hals eingeschnitten, die Luftröhre freigelegt und dort eine kleine Öffnung geschaffen. In diese Öffnung wird eine spezielle Kanüle eingesetzt, durch die die Luft direkt in die Lunge strömen kann. Die Kanüle hält die Öffnung offen und sorgt dafür, dass das Atmen problemlos funktioniert.

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Was bedeutet ein Leben mit Tracheostoma?

Nach der Anlage eines Tracheostomas verändert sich der Alltag spürbar. Die Atmung läuft nun nicht mehr über Mund und Nase, sondern über die Öffnung am Hals. Das bedeutet auch, dass die Luft nicht mehr auf dem natürlichen Weg befeuchtet und erwärmt wird. Viele Betroffene bemerken, dass die Atemluft trockener ist und sich Schleim in der Kanüle oder in der Luftröhre ansammelt. Deshalb ist eine regelmäßige Reinigung und Pflege des Tracheostomas besonders wichtig.

Sprechen ist nach dem Eingriff oft zunächst nicht oder nur eingeschränkt möglich, weil die Luft direkt in die Lunge gelangt und nicht mehr an den Stimmbändern vorbeiströmt. Mit speziellen Sprechventilen oder bestimmten Kanülenarten kann das Sprechen jedoch in vielen Fällen wieder erlernt werden. Auch das Schlucken kann sich verändern, vor allem in den ersten Wochen nach der Operation. Hier helfen gezielte Übungen und die Unterstützung durch Fachkräfte wie Logopädinnen oder Logopäden.

Welche Ängste und Sorgen sind häufig?

Viele Menschen haben nach der Diagnose oder dem Vorschlag für ein Tracheostoma große Bedenken. Die Vorstellung, durch eine Öffnung im Hals atmen zu müssen, löst oft Unsicherheit oder sogar Angst aus. Fragen wie „Kann ich damit noch sprechen?“ oder „Wie sieht mein Leben danach aus?“ sind ganz normal.

Ein häufiger Gedanke ist die Sorge, dauerhaft auf Hilfe angewiesen zu sein. Tatsächlich lässt sich mit etwas Übung der Umgang mit dem Tracheostoma gut erlernen. Viele Menschen werden im Krankenhaus von spezialisierten Pflegekräften und Therapeutinnen begleitet, die zeigen, wie die Kanüle gepflegt wird, wie das Absaugen von Schleim funktioniert und wie der Alltag angepasst werden kann. Nach einer gewissen Zeit gewinnen die meisten wieder mehr Selbstständigkeit zurück.

Manche fragen sich, ob das Tracheostoma für immer bleibt. Das hängt ganz von der Grunderkrankung ab. In manchen Fällen kann die Öffnung wieder verschlossen werden, sobald sich die Atemwege erholt haben oder eine andere Behandlung möglich ist. In anderen Situationen – etwa nach einer Entfernung des Kehlkopfes – bleibt das Tracheostoma dauerhaft bestehen.

Alltag, Pflege und mögliche Komplikationen

Der Alltag mit einem Tracheostoma erfordert neue Routinen. Die Kanüle muss regelmäßig gereinigt und bei Bedarf gewechselt werden, damit sie frei bleibt und keine Infektionen entstehen. Schleim kann sich in der Kanüle oder im Tracheostoma sammeln – dann hilft vorsichtiges Absaugen. Viele Betroffene erhalten dazu eine Einweisung und üben den Umgang mit den Geräten gemeinsam mit Pflegepersonal.

Wasser und Staub sollten vom Tracheostoma ferngehalten werden. Beim Duschen empfiehlt sich ein spezieller Schutz, beim Aufenthalt im Freien ein feines Tuch oder ein Filter, um Verschmutzungen zu vermeiden. Auch bei Aktivitäten wie Schwimmen ist Vorsicht geboten, da Wasser in die Luftröhre gelangen könnte.

Mögliche Komplikationen sind Entzündungen, Blutungen oder eine Verengung der Öffnung. Bei Fieber, Schmerzen, starkem Husten oder Atemnot ist es wichtig, sofort ärztlichen Rat einzuholen. Regelmäßige Kontrollen sorgen dafür, dass Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Unterstützung und Hilfen im Alltag

Mit einem Tracheostoma ist der Austausch mit anderen Betroffenen oft sehr hilfreich. Viele Kliniken vermitteln Kontakte zu Selbsthilfegruppen oder bieten spezielle Schulungen an. Auch Angehörige werden häufig in die Pflege eingewiesen, damit sie im Alltag unterstützen können.

Hilfsmittel wie Sprechventile, Feuchtigkeitsfilter oder spezielle Reinigungssets machen das Leben mit Tracheostoma leichter. Je nach Bedarf verschreiben Ärztinnen und Ärzte die passenden Produkte und sorgen dafür, dass die Versorgung auch zu Hause gut klappt.

Mit der Zeit entwickelt sich meist eine gewisse Routine im Umgang mit dem Tracheostoma. Viele Menschen berichten, dass sie nach der ersten Eingewöhnung wieder ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen können – mit Sport, Reisen und sozialen Kontakten, wenn auch mit kleinen Anpassungen.

Ein Tracheostoma ist also mehr als nur eine medizinische Maßnahme – es ist ein neuer Weg, mit einer schweren Erkrankung oder Beeinträchtigung umzugehen und trotzdem am Leben teilzuhaben. Gute Anleitung, Geduld und Unterstützung helfen dabei, diesen Weg Schritt für Schritt zu gehen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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