Tonsillektomie – Risiken, Ablauf und Folgen

Tonsillektomie – Risiken, Ablauf und Folgen

02.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Tonsillektomie ist die vollständige Entfernung der Gaumenmandeln durch einen chirurgischen Eingriff. Gaumenmandeln, medizinisch auch Tonsillae palatinae genannt, sind kleine lymphatische Organe, die im hinteren Bereich des Rachens sitzen und eine Rolle im Immunsystem spielen. Sie können sich jedoch entzünden oder vergrößern, was manchmal eine Operation notwendig macht.

Wann wird eine Mandelentfernung durchgeführt?

Nicht jede Entzündung der Mandeln führt direkt zu einer Operation. Meistens kommen andere Behandlungen wie Medikamente oder Hausmittel zum Einsatz, wenn die Gaumenmandeln Probleme bereiten. Erst wenn bestimmte Bedingungen vorliegen, raten Fachärztinnen und Fachärzte zu einer Tonsillektomie. Häufige Gründe sind immer wiederkehrende, schwere Mandelentzündungen (chronische oder rezidivierende Tonsillitis), die trotz Behandlung nicht dauerhaft abklingen. Auch wenn die Mandeln so stark vergrößert sind, dass sie das Atmen oder Schlucken behindern, kann eine Entfernung notwendig sein. In seltenen Fällen, etwa bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung, ist der Eingriff ebenfalls angezeigt.

Mehr zu den Aufgaben und Beschwerden der Gaumenmandeln findest du hier.

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Wie läuft die Operation ab?

Die klassische Tonsillektomie erfolgt in Vollnarkose. Während des Eingriffs werden beide Gaumenmandeln vollständig aus dem Gewebe herausgelöst und entfernt. Das dauert in der Regel weniger als eine Stunde. In den meisten Fällen bleibt man nach der Operation für einige Tage im Krankenhaus, damit mögliche Komplikationen wie Nachblutungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden können.

Neben der vollständigen Mandelentfernung gibt es auch die sogenannte Tonsillotomie. Dabei wird nur ein Teil des Mandelgewebes entfernt, was manchmal bei Kindern mit sehr großen Mandeln zum Einsatz kommt. Die Entscheidung, welches Verfahren angewendet wird, hängt von den Beschwerden und der jeweiligen Diagnose ab.

Was ändert sich nach der Entfernung?

Viele fragen sich, ob das Immunsystem nach einer Tonsillektomie geschwächt ist. Die Gaumenmandeln sind Teil der körpereigenen Abwehr, doch andere Lymphgewebe im Rachenraum übernehmen nach der Entfernung ihre Aufgaben. Bei Erwachsenen hat die Operation deshalb meist keine spürbaren Auswirkungen auf die Infektanfälligkeit. Bei Kindern wird sorgfältig abgewogen, ob eine Entfernung wirklich notwendig ist, um das Immunsystem nicht unnötig zu belasten.

Typische Sorgen rund um den Eingriff

Vor einer Tonsillektomie tauchen oft Unsicherheiten auf. Ist der Eingriff gefährlich? Welche Risiken gibt es? Das Risiko für Komplikationen ist insgesamt gering, aber wie bei jeder Operation können Blutungen, Infektionen oder Probleme mit der Narkose auftreten. Besonders gefürchtet sind Nachblutungen, die meist in den ersten Tagen nach dem Eingriff vorkommen können. Deshalb wird empfohlen, nach der Operation für einige Zeit körperliche Anstrengung zu vermeiden und auf bestimmte Speisen zu verzichten.

Auch die Frage nach den Schmerzen ist verständlich. Nach der Entfernung der Mandeln treten in den ersten Tagen Halsschmerzen auf, die beim Schlucken stärker werden können. Schmerzmittel helfen, diese Beschwerden zu lindern. Das Sprechen, Trinken und Essen fällt anfangs schwerer, bessert sich aber meist rasch.

Wie sieht die Zeit nach der Operation aus?

Nach einer Tonsillektomie ist Schonung wichtig. In den ersten Tagen sollte auf heiße, scharfe oder feste Speisen verzichtet werden, um die Wundheilung nicht zu stören. Kühle Getränke und weiche Kost sind angenehmer. Die Heilung dauert meist etwa zwei Wochen. In dieser Zeit ist es ratsam, auf Sport, Schwimmen oder größere körperliche Anstrengungen zu verzichten, um das Risiko für Nachblutungen zu verringern.

Eine Krankschreibung für Schule oder Arbeit ist üblich, damit die Genesung in Ruhe erfolgen kann. Bei Anzeichen von starken Schmerzen, Fieber oder Blutungen sollte sofort ärztlicher Rat eingeholt werden.

Was bringt die Mandelentfernung langfristig?

Für viele bedeutet die Operation eine deutliche Besserung der Lebensqualität. Wer vorher häufig unter schmerzhaften Mandelentzündungen litt, hat nach dem Eingriff meist deutlich weniger Probleme mit Infekten im Rachenraum. Auch das Schnarchen oder nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe), die durch vergrößerte Mandeln ausgelöst wurden, verschwinden oft nach der Entfernung.

Die Entscheidung für oder gegen eine Tonsillektomie wird immer individuell getroffen. Sie hängt von der Häufigkeit und Schwere der Beschwerden, dem allgemeinen Gesundheitszustand und dem Alter ab. Ein ausführliches Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt hilft, die beste Lösung zu finden.

Mehr Informationen über die Funktion und Beschwerden der Gaumenmandeln gibt es hier.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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