Thyreotoxische Krise: Plötzliche Gefahr für Herz und Kreislauf

Thyreotoxische Krise: Plötzliche Gefahr für Herz und Kreislauf

PD Dr. med. Witold Polanski

Die thyreotoxische Krise ist ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall, der durch eine plötzliche und massive Überfunktion der Schilddrüse ausgelöst wird. Dabei schüttet die Schilddrüse in sehr kurzer Zeit extrem große Mengen an Schilddrüsenhormonen ins Blut aus, was den gesamten Stoffwechsel außer Kontrolle geraten lässt.

Was passiert bei einer thyreotoxischen Krise?

Normalerweise steuert die Schilddrüse mit ihren Hormonen viele wichtige Abläufe im Körper – sie beeinflusst etwa den Kreislauf, die Verdauung, die Temperaturregulation und das Nervensystem. Bei einer Überfunktion, medizinisch Hyperthyreose genannt, werden bereits zu viele dieser Hormone produziert. Kommt es jedoch zu einer thyreotoxischen Krise, schnellen die Hormonwerte in gefährliche Höhen. Das kann zum Beispiel passieren, wenn eine bestehende Schilddrüsenerkrankung plötzlich entgleist – etwa durch eine Infektion, eine Operation, starke seelische Belastung oder das Absetzen von Medikamenten.

Typisch für diese Krise sind sehr hohe Fieberwerte, Herzrasen, starker Schweißausbruch, Unruhe, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma sowie Kreislaufzusammenbruch. Die Beschwerden entwickeln sich oft innerhalb weniger Stunden und verschlimmern sich rasch.

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Wer ist besonders gefährdet?

Eine thyreotoxische Krise tritt fast immer bei Menschen auf, die bereits an einer Schilddrüsenüberfunktion leiden – zum Beispiel beim Morbus Basedow oder einer sogenannten Schilddrüsenautonomie. Besonders kritisch wird es, wenn zusätzliche Belastungen auftreten: Infektionen, Unfälle, große Operationen oder das plötzliche Absetzen von Schilddrüsenmedikamenten können den Auslöser geben.

Auch ältere Menschen oder Personen mit Herzerkrankungen sind besonders gefährdet, weil ihr Körper die plötzliche Mehrbelastung schlechter ausgleichen kann. Manchmal reicht schon ein scheinbar harmloser Infekt, um eine solche Krise auszulösen.

Ist eine thyreotoxische Krise gefährlich?

Ja, sie ist sogar ein echter medizinischer Notfall. Ohne schnelle Behandlung kann eine thyreotoxische Krise tödlich enden. Die enormen Mengen an Schilddrüsenhormonen bringen Herz und Kreislauf an ihre Belastungsgrenze. Es drohen Herzrhythmusstörungen, schwerer Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen und Durchfall, Fieber über 40 Grad und am Ende ein Versagen lebenswichtiger Organe.

Gerade weil die Symptome anfangs unspezifisch wirken können – etwa Unruhe, Angst, Schwitzen oder Herzklopfen – wird die Gefahr manchmal unterschätzt. Wer eine bekannte Schilddrüsenüberfunktion hat und plötzlich starke Beschwerden bekommt, sollte deshalb sofort ärztliche Hilfe suchen.

Wie wird behandelt?

Die Behandlung einer thyreotoxischen Krise erfolgt immer im Krankenhaus, oft sogar auf einer Intensivstation. Ziel ist es, die Schilddrüsenhormonproduktion schnell zu bremsen, die bereits im Blut vorhandenen Hormone zu blockieren und die Organe zu schützen. Dafür werden spezielle Medikamente eingesetzt, die direkt auf die Schilddrüse wirken. Zusätzlich erhalten Betroffene meist Beruhigungsmittel, Infusionen gegen den Flüssigkeitsverlust und Medikamente, die das Herz entlasten.

Auch die Ursache der Krise wird behandelt – zum Beispiel eine Infektion mit Antibiotika. Die medizinische Überwachung ist engmaschig, weil sich der Zustand von Minute zu Minute ändern kann.

Was bedeutet das für den Alltag?

Wer eine Schilddrüsenüberfunktion hat, sollte seine Medikamente immer wie verordnet einnehmen und regelmäßige Kontrollen beim Arzt wahrnehmen. Es ist wichtig, Warnzeichen wie plötzliches Herzrasen, starke Unruhe, Fieber oder Verwirrtheit ernst zu nehmen. Auch bei bevorstehenden Operationen oder Infekten sollte die behandelnde Ärztin oder der Arzt über die Schilddrüsenerkrankung informiert werden.

Nach einer überstandenen thyreotoxischen Krise ist eine genaue Ursachenforschung und Anpassung der Schilddrüsentherapie nötig, um Rückfälle zu verhindern.

Typische Sorgen und Fragen

Die Diagnose „thyreotoxische Krise“ kann sehr beängstigend wirken. Viele fragen sich, ob eine Schilddrüsenüberfunktion immer so gefährlich werden kann. Die gute Nachricht: Mit einer konsequenten Behandlung und regelmäßigen Kontrollen ist das Risiko für eine Krise sehr gering. Wer seine Medikamente regelmäßig nimmt und bei ungewöhnlichen Beschwerden rechtzeitig reagiert, kann einer solchen Eskalation gut vorbeugen.

Auch die Angst vor bleibenden Schäden ist verständlich. In den meisten Fällen erholen sich Betroffene nach einer rechtzeitig behandelten Krise vollständig. Entscheidend ist, die Warnzeichen zu kennen und nicht zu zögern, medizinische Hilfe zu holen.

Eine thyreotoxische Krise ist selten, aber sie zeigt, wie wichtig eine gut eingestellte Schilddrüsenbehandlung ist. Wer weiß, worauf zu achten ist, kann im Ernstfall schnell handeln und Schlimmeres verhindern.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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