Thrombozytenaggregationshemmung: Wie das Blut sicher bleibt

Thrombozytenaggregationshemmung: Wie das Blut sicher bleibt

20.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Die Thrombozytenaggregationshemmung bezeichnet eine medizinische Maßnahme, bei der das Zusammenkleben von Blutplättchen – den sogenannten Thrombozyten – gezielt verhindert oder abgeschwächt wird. Dadurch sinkt das Risiko, dass sich im Blut unerwünschte Gerinnsel (Thrombosen) oder gefährliche Verschlüsse in den Gefäßen bilden.

Warum ist das Verkleben der Thrombozyten überhaupt ein Problem?

Blutplättchen spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Kommt es zu einer Verletzung, sorgen sie dafür, dass die Blutung gestoppt wird, indem sie sich an der verletzten Stelle zusammenlagern und einen Pfropf bilden. Dieses „Verklumpen“ der Thrombozyten nennt sich Aggregation. Normalerweise ist das ein lebenswichtiger Vorgang. In manchen Situationen kann das aber auch gefährlich werden: Wenn sich die Blutplättchen ohne Grund oder an den falschen Stellen zusammenlagern, können sie Blutgefäße verstopfen. Besonders kritisch ist das zum Beispiel in den Herzkranzgefäßen oder im Gehirn. Dort kann ein solcher Verschluss einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.

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Wann kommt eine Thrombozytenaggregationshemmung zum Einsatz?

Eine Hemmung der Thrombozytenaggregation ist vor allem dann sinnvoll, wenn das Risiko für Blutgerinnsel besonders hoch ist. Das betrifft zum Beispiel Menschen, die bereits einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall hatten oder bei denen eine sogenannte koronare Herzkrankheit bekannt ist. Auch nach dem Einsetzen von Gefäßstützen (Stents) im Herzen oder nach bestimmten Eingriffen am Herzen und an den Gefäßen wird oft eine Thrombozytenaggregationshemmung verordnet. Das Ziel ist immer, neue Verschlüsse zu verhindern und die Durchblutung der Organe zu sichern.

Wie funktioniert die Hemmung der Thrombozytenaggregation?

Bestimmte Medikamente sorgen dafür, dass die Blutplättchen weniger „klebrig“ sind. Sie verhindern, dass sich die Thrombozyten aneinanderlagern und größere Pfropfen bilden. Am bekanntesten ist dabei Acetylsalicylsäure (ASS), vielen auch als Aspirin bekannt. Es gibt aber auch andere Wirkstoffe, wie Clopidogrel, Prasugrel oder Ticagrelor. Je nach Erkrankung und Risikoprofil werden manchmal auch mehrere dieser Medikamente kombiniert.

Die Wirkung dieser Mittel setzt meist schon wenige Stunden nach der Einnahme ein und hält – je nach Präparat – unterschiedlich lange an. Die Dosis wird in der Regel genau angepasst, um das Risiko für Blutgerinnsel zu senken, ohne das Blutungsrisiko unnötig zu erhöhen.

Was bedeutet das für den Alltag?

Wer eine Thrombozytenaggregationshemmung einnimmt, muss einige Besonderheiten beachten. Durch die Medikamente ist die Blutgerinnung insgesamt etwas herabgesetzt. Das heißt: Bei Verletzungen kann es länger bluten, blaue Flecken treten schneller auf und auch kleinere Eingriffe, wie das Ziehen eines Zahns, müssen vorher mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden. In den meisten Fällen sind diese Nebenwirkungen aber gut beherrschbar. Wichtig ist, die Medikamente regelmäßig und wie verordnet einzunehmen und nicht eigenmächtig abzusetzen. Bei Unsicherheiten oder vor geplanten Operationen sollte immer das Behandlungsteam informiert werden.

Typische Sorgen und Fragen rund um die Thrombozytenaggregationshemmung

Viele fragen sich, ob sie durch die Medikamente „ausbluten“ könnten oder im Alltag stark eingeschränkt sind. In der Regel ist das Risiko für schwere Blutungen bei richtiger Anwendung gering. Kleinere Blutungen, etwa Nasenbluten oder blaue Flecken, sind häufiger, aber meist harmlos. Wer auffällige, langanhaltende oder sehr starke Blutungen bemerkt, sollte sich jedoch direkt an eine Ärztin oder einen Arzt wenden.

Ein weiteres Thema ist die Dauer der Therapie. Wie lange die Thrombozytenaggregationshemmung notwendig ist, hängt von der Grunderkrankung und dem individuellen Risiko ab. Manchmal ist sie nur für einige Monate nötig, zum Beispiel nach einem Stent-Eingriff. In anderen Fällen – etwa nach einem Herzinfarkt – kann eine lebenslange Einnahme sinnvoll sein.

Gibt es Alternativen oder Ergänzungen?

Die Auswahl des passenden Medikaments richtet sich immer nach der jeweiligen Erkrankung und dem persönlichen Risiko. In seltenen Fällen, etwa bei Unverträglichkeiten, kann auf andere Präparate ausgewichen werden. Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung spielen Lebensstilfaktoren eine große Rolle: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, Rauchstopp und die Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker helfen, das Risiko für weitere Gefäßverschlüsse zu senken. Die Thrombozytenaggregationshemmung ersetzt diese Maßnahmen nicht, sondern ergänzt sie.

Wichtige Hinweise im Zusammenhang mit anderen Medikamenten

Wer weitere Medikamente einnimmt, sollte immer prüfen lassen, ob Wechselwirkungen möglich sind. Manche Schmerzmittel, bestimmte pflanzliche Präparate oder andere Blutverdünner können die Wirkung der Thrombozytenaggregationshemmung beeinflussen. Auch Impfungen oder neue Therapien sollten mit dem Behandlungsteam abgesprochen werden.

Die Thrombozytenaggregationshemmung ist also ein wichtiger Bestandteil der modernen Medizin, um Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen Gefäßverschlüssen vorzubeugen. Mit der richtigen Information und etwas Aufmerksamkeit im Alltag lässt sich die Therapie in den allermeisten Fällen gut und sicher umsetzen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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