Thrombolyse: Was bei Blutgerinnseln wichtig ist

Thrombolyse: Was bei Blutgerinnseln wichtig ist

14.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Die Thrombolyse ist ein medizinisches Verfahren, bei dem spezielle Medikamente eingesetzt werden, um Blutgerinnsel im Körper gezielt aufzulösen.

Was passiert bei einer Thrombolyse?

Ein Blutgerinnsel, auch Thrombus genannt, kann wichtige Blutgefäße verstopfen und so die Versorgung von Organen mit Sauerstoff und Nährstoffen unterbrechen. Besonders kritisch ist das zum Beispiel beim Schlaganfall oder Herzinfarkt. Bei der Thrombolyse werden sogenannte „Gerinnsel-auflösende“ Medikamente – häufig spricht man auch von „Lyse-Therapie“ oder „Fibrinolyse“ – direkt in die Blutbahn verabreicht. Diese Wirkstoffe sorgen dafür, dass das schädliche Gerinnsel möglichst rasch aufgelöst wird und das Blut wieder frei fließen kann.

Das Ziel ist immer, den betroffenen Bereich möglichst schnell wieder mit Sauerstoff zu versorgen und bleibende Schäden zu verhindern. Je früher die Thrombolyse nach Auftreten der Symptome beginnt, desto größer sind die Chancen auf eine gute Erholung.

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Wann kommt diese Behandlung zum Einsatz?

Am häufigsten wird dieses Verfahren bei bestimmten Formen des Schlaganfalls angewendet, wenn ein Gefäß im Gehirn durch ein Gerinnsel verstopft ist. Auch bei einem akuten Herzinfarkt, einer sogenannten Lungenembolie oder bei Thrombosen großer Venen kann eine Thrombolyse in Erwägung gezogen werden. Die Entscheidung, ob eine solche Therapie sinnvoll ist, trifft das Behandlungsteam immer individuell und nach sorgfältiger Abwägung aller Risiken und Vorteile.

Es gibt genaue Zeitfenster, in denen die Thrombolyse durchgeführt werden kann. Wird ein Hirninfarkt vermutet, zählt jede Minute. In der Regel sollte die Behandlung spätestens vier bis viereinhalb Stunden nach Symptombeginn starten. Bei anderen Erkrankungen, wie der Lungenembolie, können diese Zeitspannen unterschiedlich sein.

Welche Risiken und Nebenwirkungen sind möglich?

Viele Menschen haben Sorge, ob diese Art der Behandlung gefährlich ist. Tatsächlich kann die Thrombolyse mit Nebenwirkungen einhergehen. Da die Medikamente die Blutgerinnung beeinflussen, besteht ein erhöhtes Risiko für Blutungen – etwa im Magen-Darm-Trakt, an Punktionsstellen oder im schlimmsten Fall im Gehirn. Deshalb prüfen Ärztinnen und Ärzte sehr genau, ob Gegenanzeigen wie frische Operationen, schwere Verletzungen oder Blutgerinnungsstörungen vorliegen.

Leichte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Hautrötungen oder Kopfschmerzen können ebenfalls auftreten. In den allermeisten Fällen überwiegt jedoch der Nutzen, wenn die Therapie rechtzeitig und unter strenger Überwachung erfolgt.

Was bedeutet das für Betroffene?

Die Diagnose, dass eine Thrombolyse notwendig ist, löst oft Unsicherheit aus. Viele fragen sich: Wie hoch ist das Risiko? Was passiert, wenn keine Behandlung erfolgt? Die Antwort ist meist eindeutig: Ohne eine schnelle Wiederherstellung des Blutflusses drohen bleibende Schäden – zum Beispiel Lähmungen, Sprachstörungen oder sogar Lebensgefahr. Die Thrombolyse ist daher eine wichtige therapeutische Maßnahme, die in Notfallsituationen Leben retten und Folgeschäden deutlich verringern kann.

Trotzdem ist es normal, sich vor möglichen Komplikationen zu fürchten. Das Behandlungsteam klärt in der Regel umfassend auf und wägt gemeinsam mit dir ab, ob die Vorteile die Risiken überwiegen. Die Entscheidung wird nicht leichtfertig getroffen, sondern immer individuell und nach aktuellen Leitlinien.

Mehr zum Thema findest du auch im Artikel Therapeutische Maßnahme.

Wie läuft die Behandlung ab?

In den meisten Fällen wird das Medikament über eine Infusion direkt in eine Vene gegeben. Manchmal, etwa bei bestimmten Schlaganfällen, kann der Wirkstoff auch direkt über einen Katheter an das Gerinnsel herangeführt werden. Während und nach der Thrombolyse erfolgt eine engmaschige Überwachung – meist auf einer spezialisierten Überwachungsstation. Kontrolluntersuchungen, etwa per Bildgebung oder Bluttests, sind Standard, um den Behandlungserfolg zu beurteilen und mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Nach der akuten Behandlung schließt sich oft eine weiterführende Therapie an, um das Risiko für neue Gerinnsel zu senken. Dazu zählen blutverdünnende Medikamente, eine Anpassung des Lebensstils und regelmäßige Kontrolltermine.

Gibt es Alternativen zur Thrombolyse?

Nicht in allen Fällen ist eine Thrombolyse möglich oder sinnvoll. Je nach Ursache und Lage des Gerinnsels kommen auch andere Therapien infrage. Dazu gehören etwa mechanische Verfahren, bei denen das Blutgerinnsel mit einem Katheter entfernt wird (Thrombektomie), oder eine rein medikamentöse Behandlung mit sogenannten Antikoagulanzien, also Blutverdünnern. Die Wahl der Therapie hängt von vielen Faktoren ab, darunter die genaue Diagnose, der Allgemeinzustand und bestehende Vorerkrankungen.

Die Thrombolyse ist also eine gezielte, zeitkritische Behandlung, die bei akuten Gefäßverschlüssen Leben retten und schwere Folgeschäden verhindern kann. Die Entscheidung für oder gegen diese Therapie erfolgt immer individuell und nach sorgfältiger Prüfung aller Umstände.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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