Tetanie bezeichnet eine Übererregbarkeit der Nerven und Muskeln, die sich durch krampfartige Muskelzuckungen, Kribbeln oder auch schmerzhafte Krämpfe äußern kann.
Wie kommt es zu Tetanie?
Die Ursache liegt meist in einem gestörten Gleichgewicht bestimmter Mineralstoffe im Blut. Besonders häufig ist ein Mangel an Kalzium verantwortlich. Kalzium ist wichtig, damit Nerven und Muskeln reibungslos zusammenarbeiten. Fehlt Kalzium, können die Nerven leichter und schneller Signale weitergeben, als sie eigentlich sollten. Dadurch kommt es zu den typischen Beschwerden. Manchmal spielt auch ein Mangel an Magnesium oder eine Störung im Säure-Basen-Haushalt eine Rolle. In sehr seltenen Fällen kann Tetanie durch eine Erkrankung der Nebenschilddrüsen ausgelöst werden, die normalerweise den Kalziumspiegel im Blut regulieren.
Typische Symptome und Beschwerden
Die Anzeichen einer Tetanie sind meist eindeutig. Häufig beginnt es mit einem Kribbeln in den Händen, den Füßen oder um den Mund herum. Es kann sich anfühlen wie „Ameisenlaufen“ oder ein leichtes Taubheitsgefühl. Im weiteren Verlauf können sich die Muskeln verkrampfen. Besonders oft sind Hände und Füße betroffen. Es kann passieren, dass die Finger sich verkrümmen oder die Hand eine typische „Pfötchenstellung“ einnimmt. Auch im Gesicht können sich die Muskeln verziehen, manchmal zucken die Augenlider oder es kommt zu einem verkrampften Lächeln. In schweren Fällen treten schmerzhafte Muskelkrämpfe am ganzen Körper auf. Hinzu kommen manchmal Herzrasen, Schwitzen, Unruhe oder Angstgefühle.
Ist Tetanie gefährlich?
Viele Menschen erschrecken, wenn sie plötzlich Krämpfe oder heftiges Muskelzucken erleben. Die Beschwerden sind zwar unangenehm und können Angst machen, aber in den meisten Fällen ist Tetanie nicht lebensbedrohlich. Wichtig ist jedoch, die Ursache abzuklären. Bleibt ein ausgeprägter Kalziummangel unbehandelt, kann es auf Dauer zu ernsten Komplikationen kommen. Deshalb sollte bei typischen Beschwerden immer eine ärztliche Untersuchung erfolgen.
Wie wird Tetanie festgestellt?
Die Diagnose beruht auf einer Kombination aus Gespräch, körperlicher Untersuchung und Blutuntersuchung. Ärztinnen und Ärzte fragen nach den genauen Beschwerden, wie lange sie bestehen und ob sie in bestimmten Situationen auftreten. Bei der Untersuchung können bestimmte Zeichen überprüft werden, zum Beispiel das sogenannte Chvostek-Zeichen: Ein leichtes Klopfen auf den Gesichtsnerv löst dann ein Zucken der Gesichtsmuskeln aus. Im Labor werden die Werte von Kalzium, Magnesium und manchmal auch Vitamin D im Blut gemessen. Auch die Funktion der Nebenschilddrüsen kann überprüft werden, falls ein Verdacht auf eine Hormonstörung besteht.
Mögliche Auslöser im Alltag
Nicht immer steckt eine ernste Erkrankung dahinter. Auch im Alltag können Situationen auftreten, die eine vorübergehende Tetanie auslösen. Häufig geschieht das beim schnellen oder tiefen Atmen, etwa bei Angst, Aufregung oder Panikattacken. Durch das verstärkte Ausatmen von Kohlendioxid verändert sich der Säure-Basen-Haushalt im Blut, was wiederum die Nerven reizbarer macht. Auch eine sehr einseitige Ernährung, starke körperliche Belastung oder langanhaltender Durchfall können einen Mineralstoffmangel verursachen.
Behandlung und was du selbst tun kannst
Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Liegt ein Kalziummangel vor, wird dieser gezielt ausgeglichen – meist durch Tabletten oder in akuten Fällen auch durch eine Infusion. Magnesium kann ebenfalls ergänzt werden, wenn es fehlt. Ist eine Erkrankung der Nebenschilddrüsen der Auslöser, wird diese entsprechend behandelt. Bei einer Tetanie durch „Hyperventilation“, also übermäßiges Atmen bei Stress, hilft es oft schon, langsam und ruhig zu atmen oder in eine Tüte zu atmen, damit sich das Gleichgewicht im Blut wieder normalisiert.
Im Alltag hilft eine ausgewogene Ernährung, um den Körper ausreichend mit Kalzium und Magnesium zu versorgen. Milchprodukte, grünes Gemüse, Nüsse und Vollkornprodukte sind gute Quellen. Bei häufigen Krämpfen oder Kribbeln lohnt sich ein Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt, um die Ursache zu klären und gezielt gegenzusteuern.
Tetanie und Ängste: Was tun, wenn die Beschwerden wiederkehren?
Gerade weil die Symptome so plötzlich auftreten, sorgen sie oft für Unsicherheit. Viele fragen sich, ob sie eine ernsthafte Krankheit haben oder ob die Krämpfe ein Warnsignal für etwas anderes sind. In den meisten Fällen steckt eine harmlose, gut behandelbare Ursache dahinter. Dennoch sollte jede anhaltende oder wiederkehrende Tetanie ärztlich abgeklärt werden. Wer die Auslöser kennt und weiß, wie er reagieren kann, fühlt sich meist schnell wieder sicherer.
Wichtig ist, auf Warnzeichen zu achten: Halten die Beschwerden länger an, kommen starke Schmerzen oder Bewusstseinsstörungen hinzu, sollte unbedingt ärztliche Hilfe gesucht werden. In der Regel lassen sich die meisten Formen der Tetanie jedoch gut behandeln und die Beschwerden verschwinden nach Ausgleich des Mineralstoffmangels wieder.
Tetanie ist also ein Zeichen, dass im Körper etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Mit einer gezielten Behandlung und kleinen Anpassungen im Alltag lassen sich die Beschwerden in den allermeisten Fällen gut in den Griff bekommen.