Tenesmen: Was ständiger Stuhldrang bedeutet

Tenesmen: Was ständiger Stuhldrang bedeutet

24.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Tenesmen sind schmerzhafte, meist krampfartige Stuhldrang-Gefühle, bei denen das Gefühl besteht, dringend auf die Toilette zu müssen, obwohl der Darm oft schon leer ist oder nur wenig Stuhl entleert werden kann.

Wenn der Darm ständig drückt

Wer schon einmal einen Arztbrief mit dem Begriff Tenesmen gelesen hat, fragt sich schnell, was genau dahintersteckt. Es geht um ein sehr unangenehmes Symptom: Ein dauerhafter oder immer wiederkehrender Drang, den Darm zu entleeren, der oft von Schmerzen, Brennen oder Krämpfen begleitet wird. Das Gefühl, „müssen zu müssen“, bleibt auch nach dem Toilettengang bestehen oder kehrt rasch zurück. Häufig kommt dabei nur wenig Stuhl, manchmal sogar nur Schleim oder gar nichts.

Tenesmen treten meist im Zusammenhang mit Erkrankungen des Enddarms oder des Dickdarms auf. Sie sind also kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Zeichen dafür, dass im Bereich des Darms etwas nicht stimmt. Besonders häufig berichten Menschen mit Entzündungen, wie einer Colitis ulcerosa oder einer Proktitis, von diesen Beschwerden. Aber auch Infektionen oder Tumoren im Enddarm können Tenesmen auslösen.

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Was steckt hinter dem ständigen Stuhldrang?

Die Ursache für Tenesmen liegt meist in einer Reizung oder Entzündung der Darmschleimhaut. Der Darm meldet dem Gehirn dann fälschlicherweise, dass dringend entleert werden muss – obwohl oft gar kein Stuhl mehr vorhanden ist. Das kann sich als heftiger Druck, ziehende Schmerzen oder ein brennendes Gefühl im Afterbereich bemerkbar machen. Häufig ist der Toilettengang dann enttäuschend: Es kommt nur wenig oder gar kein Stuhl, manchmal ist Blut oder Schleim dabei.

Typisch für Tenesmen ist, dass sie sich von einem normalen Stuhldrang deutlich unterscheiden. Während bei gesunden Menschen der Drang nachlässt, sobald der Darm geleert ist, bleibt bei Tenesmen das unangenehme Gefühl bestehen oder kehrt sehr schnell wieder zurück. Das kann im Alltag sehr belastend sein und zu Unsicherheit führen, weil der Gang zur Toilette nie wirklich Erleichterung bringt.

Ist das gefährlich?

Tenesmen selbst sind zunächst ein Symptom und keine Krankheit. Ob sie harmlos sind oder auf eine ernsthafte Erkrankung hindeuten, hängt von der Ursache ab. In vielen Fällen steckt eine harmlose Infektion, eine Reizung durch Hämorrhoiden oder eine leichte Entzündung dahinter, die von selbst wieder abklingt. Allerdings können Tenesmen auch Anzeichen für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sein. Seltener liegen Tumoren oder andere schwerwiegende Veränderungen im Enddarm vor.

Viele machen sich Sorgen, wenn sie Tenesmen zum ersten Mal erleben. Die Angst, dass etwas „Schlimmes“ dahinterstecken könnte, ist verständlich – vor allem, wenn zusätzlich Blut im Stuhl, starke Schmerzen oder Gewichtsverlust auftreten. In solchen Fällen sollte unbedingt eine ärztliche Abklärung erfolgen, um die Ursache zu klären und gezielt behandeln zu können.

Wie werden die Ursachen abgeklärt?

Die Diagnose richtet sich nach den Begleitsymptomen und der Vorgeschichte. Ärztinnen und Ärzte fragen zunächst nach der Art, Dauer und Häufigkeit der Beschwerden. Sie interessieren sich auch für Hinweise auf Entzündungen, Blutungen oder Veränderungen beim Stuhlgang. Eine körperliche Untersuchung, insbesondere des Enddarms, gehört fast immer dazu.

Oft wird eine Darmspiegelung (Koloskopie) empfohlen, um die Schleimhaut direkt zu betrachten und mögliche Ursachen wie Entzündungen, Polypen oder Tumoren auszuschließen. Stuhluntersuchungen können helfen, Infektionen oder Blut im Stuhl nachzuweisen. In manchen Fällen sind auch bildgebende Verfahren oder Laboruntersuchungen notwendig.

Was kann gegen Tenesmen helfen?

Die Behandlung richtet sich immer nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei bakteriellen Infektionen können Antibiotika helfen, bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen kommen spezielle entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Sind Hämorrhoiden oder kleine Schleimhautrisse (Analfissuren) die Ursache, helfen oft Salben, Sitzbäder oder andere lokale Maßnahmen.

Wichtig ist: Tenesmen verschwinden meist dann, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird. Gegen die akuten Beschwerden kann manchmal ein krampflösendes Medikament oder ein schmerzlinderndes Zäpfchen helfen, das sollte jedoch immer mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden.

Wann zum Arzt?

Tenesmen sollten immer dann ärztlich abgeklärt werden, wenn sie länger anhalten, sehr stark sind oder von weiteren Beschwerden begleitet werden. Dazu zählen Blut im Stuhl, Fieber, unerklärlicher Gewichtsverlust oder starke Schmerzen. Auch wenn Unsicherheit besteht oder die Lebensqualität leidet, ist ein Gespräch in der hausärztlichen oder proktologischen Praxis sinnvoll.

Weitere Informationen rund um Beschwerden im Enddarmbereich und deren Behandlungsmöglichkeiten bietet der Artikel zur Proktologie.

Tenesmen sind belastend, aber in den meisten Fällen gut behandelbar – vorausgesetzt, die Ursache wird erkannt und gezielt angegangen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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