Tarlov Zysten verständlich erklärt

Tarlov Zysten verständlich erklärt

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Tarlov Zysten sind flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, die sich an den Nervenwurzeln im Bereich der Wirbelsäule, meist im Kreuzbein, bilden und oft zufällig bei bildgebenden Untersuchungen entdeckt werden.

Was sind Tarlov Zysten genau?

Bei einer Tarlov Zyste handelt es sich um eine sogenannte perineurale Zyste. Das bedeutet, dass sie direkt an einer Nervenwurzel entsteht, meistens im unteren Abschnitt der Wirbelsäule, dem sogenannten Sakralbereich. Diese Zysten sind mit Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit gefüllt und umgeben die Nervenfasern, die aus dem Rückenmark austreten. Ihren Namen verdanken sie der amerikanischen Neurologin Isadore Tarlov, die diese besondere Form der Zyste erstmals beschrieben hat.

Die meisten Tarlov Zysten werden zufällig entdeckt – etwa bei einer MRT-Untersuchung des Rückens, die aus anderen Gründen durchgeführt wird. In vielen Fällen verursachen sie keine Beschwerden und bleiben unbemerkt. Erst wenn sie größer werden oder auf Nerven drücken, können Symptome auftreten.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Wie entstehen Tarlov Zysten?

Die genaue Ursache für die Entstehung von Tarlov Zysten ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass eine Schwachstelle in der Hülle der Nervenwurzel dazu führt, dass sich dort Flüssigkeit ansammelt und eine Zyste bildet. Manchmal können auch Verletzungen, Entzündungen oder angeborene Veränderungen eine Rolle spielen. Häufig sind mehrere Zysten gleichzeitig vorhanden.

Welche Beschwerden können auftreten?

Viele Menschen mit Tarlov Zysten merken ihr Leben lang nichts davon. Erst wenn die Zyste eine bestimmte Größe erreicht oder ungünstig liegt, kann es zu Beschwerden kommen. Typisch sind dann Rückenschmerzen im Kreuzbeinbereich, die manchmal in Gesäß, Hüfte oder Beine ausstrahlen. Es kann auch zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schwäche in den Beinen kommen. In seltenen Fällen berichten Betroffene über Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang, wenn die Zyste auf bestimmte Nerven drückt.

Die meisten Tarlov Zysten bleiben jedoch klein und verursachen keine Symptome. Viele Menschen erfahren erst durch einen Zufallsbefund von ihrer Existenz.

Muss man sich Sorgen machen?

Der Fund einer Tarlov Zyste sorgt oft für Verunsicherung, weil der Begriff ungewohnt klingt und im Arztbrief plötzlich im Raum steht. Die gute Nachricht: In den allermeisten Fällen sind Tarlov Zysten harmlos und müssen nicht behandelt werden. Sie wachsen selten weiter und führen nur selten zu ernsthaften Problemen. Wenn keine Beschwerden auftreten, besteht kein Grund zur Sorge oder für eine Therapie.

Treten jedoch Schmerzen, Gefühlsstörungen oder andere Symptome auf, sollte ärztlich geklärt werden, ob tatsächlich die Zyste die Ursache ist. Häufig gibt es auch andere Gründe für Rückenschmerzen, die nichts mit der Zyste zu tun haben.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Tarlov Zysten werden fast immer durch Zufall bei einer Magnetresonanztomografie (MRT) des Beckens oder der Lendenwirbelsäule entdeckt. Im MRT sind sie als kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Strukturen zu erkennen, die an den Nervenwurzeln sitzen. In seltenen Fällen kann eine zusätzliche Untersuchung mit Kontrastmittel sinnvoll sein, um die Zyste besser abzugrenzen.

Entscheidend ist, ob die Zyste tatsächlich Beschwerden verursacht. Dazu werden die Symptome genau besprochen und auf einen Zusammenhang mit der Lage der Zyste geprüft.

Behandlungsmöglichkeiten bei Beschwerden

Wenn eine Tarlov Zyste keine Symptome macht, ist keine Behandlung nötig. Bei Beschwerden richtet sich das weitere Vorgehen danach, wie stark die Beeinträchtigungen sind. Zunächst wird meist versucht, die Beschwerden mit Schmerzmitteln, Physiotherapie oder gezielten Injektionen zu lindern. In sehr seltenen Fällen, wenn die Zyste stark auf Nerven drückt und andere Maßnahmen nicht helfen, kann ein operativer Eingriff erwogen werden. Dabei wird die Zyste entleert oder entfernt. Solche Operationen sind jedoch mit Risiken verbunden und werden nur dann empfohlen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

Was kann man selbst tun?

Bei einer zufällig entdeckten, beschwerdefreien Tarlov Zyste ist keine spezielle Maßnahme nötig. Es genügt, auf den eigenen Körper zu achten und bei neuen oder ungewohnten Beschwerden ärztlichen Rat einzuholen. Bewegung, gezielte Rückengymnastik und ein gesunder Lebensstil unterstützen die Wirbelsäule insgesamt und können helfen, Rückenschmerzen vorzubeugen – unabhängig von der Zyste.

Tarlov Zysten sind also meist ein harmloser Befund. Erst wenn tatsächlich Beschwerden auftreten, sollte gemeinsam mit einer Fachperson über das weitere Vorgehen entschieden werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen