Was bedeutet Synovitis?
Die Synovitis beschreibt eine Entzündung der Gelenkinnenhaut, die in der Fachsprache als Synovialmembran bezeichnet wird. Diese dünne Schicht kleidet das Gelenk von innen aus und produziert die Gelenkflüssigkeit, die für geschmeidige Bewegungen sorgt. Kommt es zu einer Entzündung, schwillt die Synovialmembran an, bildet vermehrt Flüssigkeit und verursacht Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Besonders häufig sind Knie, Finger- und Handgelenke betroffen. Schätzungen zufolge entwickelt etwa jede dritte Patientin oder jeder dritte Patient mit Kniebeschwerden eine Synovitis. Bei Menschen mit rheumatoider Arthritis sind es sogar rund 50–70 %, die im Krankheitsverlauf eine entzündete Gelenkinnenhaut entwickeln. Während eine akute Synovitis nach einer Überlastung oft innerhalb von ein bis drei Wochen vollständig ausheilt, besteht bei chronischen Verläufen das Risiko bleibender Gelenkschäden.
Ursachen – warum entsteht eine Synovitis?
Die Auslöser sind vielfältig. Sehr häufig tritt eine Synovitis im Rahmen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen auf. Dabei greift das Immunsystem irrtümlich körpereigenes Gewebe an, was langfristig Knorpel und Knochen schädigen kann. Auch Arthrose, also der Verschleiß eines Gelenks, führt bei etwa 40 % der Betroffenen zu wiederkehrenden entzündlichen Schüben. Eine weitere häufige Ursache sind Verletzungen und Überlastungen. So entwickelt sich bei bis zu 80 % der Patient:innen nach einer Sportverletzung wie einem Kreuzbandriss oder Meniskusschaden eine Synovitis mit Gelenkerguss. Seltener sind Infektionen der Auslöser: Eine sogenannte septische Synovitis betrifft jährlich etwa 2–10 von 100.000 Menschen und gilt als akuter Notfall, weil das Gelenk innerhalb weniger Tage zerstört werden kann. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Pseudogicht können die Gelenkinnenhaut reizen, wenn sich Kristalle im Gelenk ablagern.
Typische Beschwerden bei Synovitis
Wenn die Gelenkinnenhaut entzündet ist, macht sich das meist deutlich bemerkbar. Typisch sind Schmerzen im betroffenen Gelenk, die oft bei Bewegung, manchmal aber auch in Ruhe auftreten. Das Gelenk kann anschwellen, sich warm anfühlen und gerötet sein. Durch die Entzündung wird oft mehr Gelenkflüssigkeit gebildet, was zu einer sogenannten Gelenkerguss führt – das Gelenk wirkt dann „aufgepolstert“ oder prall.
Viele berichten, dass das Gelenk steif ist, vor allem morgens oder nach längerer Ruhe. Je nach Schweregrad kann die Beweglichkeit eingeschränkt sein, und manchmal fällt es schwer, das Gelenk überhaupt zu benutzen. Besonders betroffen sind häufig Knie, Finger oder Handgelenke, aber grundsätzlich kann jedes Gelenk im Körper eine Synovitis entwickeln.
Ist Synovitis gefährlich?
Ob eine Synovitis gefährlich ist, hängt stark von der Ursache ab. Eine einmalige Entzündung nach einer Überlastung oder einem Sturz ist meist harmlos und heilt folgenlos aus. Gefährlich sind dagegen infektiöse und chronische Formen. Eine septische Synovitis kann bereits innerhalb von 48 Stunden Knorpel und Gelenkstrukturen zerstören, wenn sie nicht behandelt wird. Chronische Synovitiden, wie sie bei rheumatoider Arthritis auftreten, führen bei 30–40 % der Patient:innen innerhalb von zehn Jahren zu bleibenden Schäden, wenn keine konsequente Therapie erfolgt. Auch die Rückfallquote ist hoch: Etwa jede dritte bis jede zweite Person mit rheumatischer Synovitis erleidet innerhalb eines Jahres einen erneuten Schub.
Untersuchungen und Diagnose
Die Diagnose stützt sich auf eine sorgfältige körperliche Untersuchung. Schwellungen, Überwärmung und Druckschmerzen liefern erste Hinweise. Ergänzend setzen Ärzt:innen Ultraschall ein, um Ergüsse oder Verdickungen sichtbar zu machen. Ein MRT kann zusätzlich Aufschluss über Knorpel und Weichteile geben. Häufig wird auch Gelenkflüssigkeit entnommen und im Labor untersucht – so lässt sich erkennen, ob Bakterien, Harnsäurekristalle oder Entzündungszellen vorliegen. Blutuntersuchungen mit Parametern wie CRP, Blutsenkungsgeschwindigkeit oder Rheumafaktoren helfen, die Ursache einzugrenzen. Besonders wichtig ist die Unterscheidung zwischen einer infektiösen und einer nicht-infektiösen Synovitis, da sich die Therapieansätze grundlegend unterscheiden.
Möglichkeiten der Behandlung
Die Behandlung verfolgt drei Hauptziele: die Entzündung zu stoppen, Schmerzen zu lindern und das Gelenk vor bleibenden Schäden zu schützen. Bei einer akuten, nicht-infektiösen Synovitis stehen Schonung, Hochlagerung und regelmäßige Kühlung im Vordergrund. Kälteanwendungen von zehn bis fünfzehn Minuten mehrmals täglich reduzieren Schwellungen und Schmerzen, wobei ein Tuch zwischen Haut und Kühlpack gelegt werden sollte, um Erfrierungen zu vermeiden. Zusätzlich kommen entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac zum Einsatz. Hat sich viel Flüssigkeit im Gelenk angesammelt, kann eine Punktion sofort Entlastung bringen.
Bei chronischen Synovitiden, etwa im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis, ist eine langfristige Therapie notwendig. Basistherapeutika wie Methotrexat oder moderne Biologika regulieren das Immunsystem und verhindern Gelenkzerstörung. Bei akuten Schüben helfen Kortison-Injektionen direkt ins Gelenk, die innerhalb weniger Tage eine deutliche Besserung bringen. Ergänzend spielt Physiotherapie eine große Rolle. Schonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Aquagymnastik halten das Gelenk beweglich, ohne es zu überlasten.
Eine septische Synovitis erfordert sofortige Maßnahmen. Antibiotika werden über die Vene verabreicht, oft ergänzt durch eine operative Gelenkspülung. Ohne diese Behandlung drohen innerhalb weniger Tage irreversible Schäden. In sehr schweren oder chronischen Fällen kann eine Synovektomie notwendig werden, bei der die entzündete Gelenkinnenhaut chirurgisch entfernt wird.
Worauf achten im Alltag?
Für Patient:innen ist es entscheidend, selbst aktiv zur Heilung und Stabilisierung beizutragen. Vollständige Schonung ist kontraproduktiv, da sie zu einer Versteifung führt. Besser ist eine dosierte, gelenkschonende Bewegung, die die Durchblutung fördert und den Knorpel mit Nährstoffen versorgt. Besonders geeignet sind Schwimmen, Radfahren oder sanftes Yoga. Belastende Aktivitäten wie Joggen auf hartem Untergrund oder Kontaktsportarten sollten dagegen vermieden werden, um Rückfälle zu verhindern.
Auch Hilfsmittel können den Alltag erleichtern. Kühlmanschetten helfen, akute Schwellungen schnell zu lindern, elastische Bandagen oder Orthesen stabilisieren das Gelenk, und gutes Schuhwerk mit weicher Dämpfung reduziert die Belastung auf Knie- und Sprunggelenke. Ein oft unterschätzter Faktor ist das Körpergewicht: Jedes Kilo weniger entlastet das Knie beim Gehen um etwa das Vierfache, sodass eine Gewichtsreduktion spürbar Beschwerden verringern kann.
Ernährung spielt ebenfalls eine Rolle. Eine entzündungshemmende Kost mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Omega-3-Fettsäuren wirkt unterstützend. Alkohol und zuckerreiche Lebensmittel sollten möglichst reduziert werden. Darüber hinaus ist Stressmanagement ein wichtiger Baustein, da dauerhafte Anspannung Entzündungen fördert. Entspannungsverfahren wie Atemübungen, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, das Wohlbefinden zu steigern.
Wissenschaftliche Quellen
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