Die supraventrikuläre Tachykardie ist eine Herzrhythmusstörung, bei der das Herz plötzlich deutlich schneller schlägt als normal, wobei das elektrische Signal seinen Ursprung oberhalb der Herzkammern – also im Bereich der Vorhöfe oder des sogenannten AV-Knotens – hat.
Was passiert bei einer supraventrikulären Tachykardie?
Normalerweise gibt der sogenannte Sinusknoten, eine kleine Ansammlung spezialisierter Zellen im rechten Vorhof, den Takt für den Herzschlag vor. Bei einer supraventrikulären Tachykardie, kurz SVT genannt, entstehen die schnellen Herzschläge jedoch nicht immer vom Sinusknoten aus, sondern durch kreisende elektrische Impulse oder zusätzliche Leitungsbahnen oberhalb der Herzkammern. Das Herz rast dann plötzlich los, meist mit einer Frequenz zwischen 150 und 250 Schlägen pro Minute. Im Alltag spürt man das oft als Herzrasen, manchmal begleitet von Schwindel, Unruhe oder einem Druckgefühl in der Brust.
Wie fühlt sich das an und wie entsteht es?
Viele berichten bei einer supraventrikulären Tachykardie von einem plötzlichen Einsetzen des Herzrasens, das genauso abrupt wieder verschwinden kann. Es fühlt sich an, als würde der Puls auf einmal „davonlaufen“. Oft bleibt der Blutdruck dabei stabil, aber der schnelle Rhythmus kann trotzdem sehr unangenehm sein. Typisch ist, dass das Herzrasen ohne Vorwarnung beginnt und manchmal wenige Minuten, manchmal aber auch Stunden anhält.
Die Ursache liegt meist in einer Art „Kurzschluss“ im elektrischen System des Herzens. Bei manchen Menschen gibt es von Geburt an zusätzliche Leitungsbahnen, die normalerweise nicht gebraucht werden. Unter bestimmten Bedingungen – etwa Stress, Koffein oder Alkohol – können diese Bahnen aktiviert werden und eine kreisende Erregung auslösen. Auch bestimmte Medikamente oder hormonelle Veränderungen können eine Rolle spielen. In vielen Fällen lässt sich aber kein eindeutiger Auslöser erkennen.
Ist eine supraventrikuläre Tachykardie gefährlich?
Die Diagnose supraventrikuläre Tachykardie sorgt häufig für Unsicherheit. Viele fragen sich, ob das schnelle Herzklopfen gefährlich ist oder bleibende Schäden hinterlassen kann. In den meisten Fällen ist diese Rhythmusstörung zwar unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich. Das Herz selbst bleibt strukturell gesund, und die Attacken hören meist von allein wieder auf.
Trotzdem kann das starke Herzrasen beängstigend wirken, vor allem wenn es erstmals auftritt oder länger anhält. Bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, etwa einer Herzschwäche, kann eine anhaltende Tachykardie jedoch zu Kreislaufproblemen führen. Auch wenn während einer Attacke Schwindel, Ohnmacht, starke Brustschmerzen oder Atemnot auftreten, sollte sofort ärztliche Hilfe gesucht werden.
Wie wird eine supraventrikuläre Tachykardie festgestellt?
Die Diagnose stützt sich in erster Linie auf das typische Beschwerdebild und ein EKG, also eine Aufzeichnung der elektrischen Herzaktivität. Im EKG zeigt sich das Herzrasen meist als regelmäßiger, sehr schneller Puls mit bestimmten Merkmalen, die auf den Ursprung oberhalb der Herzkammern hinweisen. Da die Attacken oft plötzlich beginnen und enden, ist es manchmal schwierig, sie im EKG festzuhalten. In solchen Fällen kann ein Langzeit-EKG oder ein Ereignisrekorder helfen, den schnellen Rhythmus aufzuzeichnen.
Zusätzlich fragen Ärztinnen und Ärzte nach möglichen Auslösern, Vorerkrankungen oder familiären Fällen. Auch Blutuntersuchungen oder ein Herzultraschall können sinnvoll sein, um andere Ursachen auszuschließen.
Behandlungsmöglichkeiten bei supraventrikulärer Tachykardie
Die Therapie hängt davon ab, wie häufig und wie stark die Beschwerden auftreten. Bei gelegentlichen, kurzen Anfällen reicht es oft, einfache Maßnahmen zu kennen, mit denen sich der Rhythmus wieder normalisieren lässt. Dazu gehören sogenannte vagale Manöver, wie kräftiges Pressen (ähnlich wie beim Stuhlgang), Luft anhalten oder das Gesicht in kaltes Wasser tauchen. Diese Tricks können den überaktiven elektrischen Impuls manchmal unterbrechen.
Wenn das Herzrasen nicht von allein aufhört, kann es nötig sein, den Rhythmus medikamentös oder – in seltenen Fällen – durch einen kurzen elektrischen Impuls im Krankenhaus zu beenden. Bei häufigen oder sehr belastenden Attacken gibt es die Möglichkeit einer sogenannten Katheterablation. Dabei wird über einen dünnen Draht gezielt das Gewebe verödet, das für die fehlerhafte Erregung verantwortlich ist. Diese Behandlung kann die SVT dauerhaft heilen.
Medikamente zur Vorbeugung werden meist dann eingesetzt, wenn die Rhythmusstörung sehr regelmäßig auftritt oder andere Maßnahmen nicht ausreichen. Sie dienen dazu, die elektrische Erregbarkeit des Herzens zu dämpfen und neue Anfälle zu verhindern.
Leben mit supraventrikulärer Tachykardie
Auch wenn das Herzrasen erschrecken kann, ist das Leben mit einer supraventrikulären Tachykardie in den allermeisten Fällen gut möglich. Viele haben nur selten Beschwerden, andere lernen mit der Zeit, typische Auslöser zu meiden oder Attacken selbst zu beenden. Ein gesunder Lebensstil, ausreichend Schlaf, der Verzicht auf übermäßigen Koffein- oder Alkoholkonsum und regelmäßige Bewegung können helfen, das Herz zu entlasten.
Wichtig ist, die eigenen Symptome ernst zu nehmen und bei Unsicherheiten oder neuen Beschwerden ärztlichen Rat einzuholen. Besonders wenn sich das Herzrasen verändert, länger anhält oder mit anderen Symptomen wie Atemnot oder Ohnmacht einhergeht, sollte zeitnah eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Die supraventrikuläre Tachykardie ist in den meisten Fällen gut behandelbar und führt selten zu Komplikationen. Wer die Diagnose kennt und weiß, wie im Ernstfall zu reagieren ist, kann dem eigenen Herzen mit mehr Ruhe begegnen.