Sulcus Ulnaris Syndrom: Symptome und Risiko

Sulcus Ulnaris Syndrom: Symptome und Risiko

PD Dr. med. Witold Polanski

Das Sulcus Ulnaris Syndrom bezeichnet eine Schädigung oder Reizung des Ellennervs – auch Ulnarisnerv genannt – im Bereich des Ellenbogens, genauer gesagt in einer knöchernen Rinne an der Innenseite des Gelenks. Dort verläuft der Nerv sehr oberflächlich und ist besonders anfällig für Druck, wiederholte Belastung oder Verletzungen.

Wenn der kleine Finger kribbelt

Typisches Anzeichen für das Sulcus Ulnaris Syndrom ist ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl am kleinen Finger und am angrenzenden Teil des Ringfingers. Oft berichten Menschen, dass sich die Hand „eingeschlafen“ anfühlt, besonders nach längerem Abstützen auf dem Ellenbogen oder nach bestimmten Bewegungen. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Schwäche der Handmuskulatur kommen – etwa beim Greifen, Schreiben oder beim Halten kleiner Gegenstände. Manche bemerken, dass sich die Finger nicht mehr so leicht spreizen oder zusammenführen lassen.

Hinter diesen Beschwerden steckt die Tatsache, dass der Ulnarisnerv im sogenannten Sulcus – einer knöchernen Furche am Ellenbogen – sehr wenig geschützt ist. Schon leichter, wiederholter Druck, eine ungünstige Armhaltung im Schlaf oder auch ein Stoß gegen die Innenseite des Ellenbogens (umgangssprachlich „Musikantenknochen“) können zu einer Reizung führen. Bei manchen entwickelt sich das Syndrom allmählich, etwa durch häufiges Arbeiten am Schreibtisch, bei anderen kann eine Verletzung oder ein Bruch im Ellenbogenbereich der Auslöser sein.

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Wie entsteht das Problem?

Im Alltag ist der Ellenbogen oft Belastungen ausgesetzt, die zunächst harmlos erscheinen. Wer viel am Computer arbeitet und dabei die Unterarme auf die Tischkante stützt, kann den Ulnarisnerv immer wieder zusammendrücken. Auch das Schlafen mit stark angewinkeltem Arm oder das Aufstützen beim Lesen fördert die Entstehung des Syndroms. Seltener sind direkte Verletzungen, Fehlstellungen nach Brüchen oder knöcherne Veränderungen im Bereich des Sulcus Ulnaris die Ursache.

Mit der Zeit kann der Nerv durch den ständigen Druck Schaden nehmen. Zunächst macht sich das durch Missempfindungen bemerkbar. Bleibt die Belastung bestehen, können die Beschwerden zunehmen und sogar zu bleibenden Funktionsstörungen führen.

Ist das Sulcus Ulnaris Syndrom gefährlich?

Viele Betroffene sorgen sich, ob die Diagnose dauerhafte Schäden oder eine Operation bedeutet. Grundsätzlich ist das Sulcus Ulnaris Syndrom keine lebensbedrohliche Erkrankung. Allerdings sollte es ernst genommen werden, da sich die Beschwerden ohne Behandlung verschlimmern können. Wird der Ulnarisnerv über längere Zeit stark eingeengt, kann es zu bleibenden Ausfällen oder einer Schwäche der Handmuskeln kommen. In frühen Stadien sind die Veränderungen jedoch meist noch rückgängig zu machen.

Angst vor einer sofortigen Operation ist meist unbegründet. In vielen Fällen helfen schon einfache Maßnahmen, den Nerv zu entlasten und die Symptome zu lindern. Entscheidend ist, rechtzeitig gegenzusteuern und die Ursache zu finden.

Diagnose und Untersuchungen

Um das Sulcus Ulnaris Syndrom festzustellen, reicht oft schon eine genaue Schilderung der Beschwerden. Ärztinnen und Ärzte prüfen, ob typische Missempfindungen an der Hand bestehen und ob die Kraft in den betroffenen Fingern nachgelassen hat. Häufig wird auch gezielt auf den Nerv am Ellenbogen gedrückt, um die Symptome auszulösen.

Um die Diagnose zu sichern, kommen manchmal Nervenleitgeschwindigkeitsmessungen zum Einsatz. Dabei wird überprüft, wie schnell elektrische Signale durch den Ulnarisnerv geleitet werden. Ist die Geschwindigkeit deutlich reduziert, spricht das für eine Schädigung. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Magnetresonanztomografie (MRT) helfen, andere Ursachen auszuschließen – etwa Tumoren, Zysten oder knöcherne Veränderungen.

Was hilft gegen die Beschwerden?

Im Anfangsstadium reicht es oft schon, den Ellenbogen zu schonen und belastende Bewegungen zu vermeiden. Eine Umstellung der Arbeitsplatzergonomie, das Vermeiden von Abstützen auf harten Flächen und das Schlafen mit ausgestrecktem Arm können die Beschwerden deutlich bessern. Es gibt spezielle Ellenbogenbandagen oder Schienen, die nachts getragen werden und den Nerv entlasten.

Wenn die Symptome trotz Schonung und konservativer Maßnahmen bestehen bleiben oder sich verschlimmern, kann ein operativer Eingriff notwendig werden. Ziel der Operation ist es, den Ulnarisnerv dauerhaft zu entlasten. Dabei wird er aus seiner knöchernen Rinne verlagert oder das umliegende Gewebe erweitert. Nach dem Eingriff bessern sich die Beschwerden in vielen Fällen deutlich, vor allem wenn die Schädigung des Nervs noch nicht zu weit fortgeschritten ist.

Worauf achten im Alltag?

Mit ein paar einfachen Veränderungen lässt sich das Risiko für ein Sulcus Ulnaris Syndrom senken. Häufige Pausen bei monotonen Tätigkeiten, ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz und das bewusste Vermeiden von Druck auf den Ellenbogen sind hilfreich. Wer nachts dazu neigt, den Arm stark zu beugen, kann versuchen, das Gelenk mit einem Kissen zu stützen oder eine leichte Schiene zu nutzen.

Bei anhaltenden Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schwäche in der Hand ist es sinnvoll, zeitnah ärztlichen Rat einzuholen. Je früher die Ursache erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Rückbildung der Beschwerden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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