Subclavian Steal Syndrom: Blutstrom aus dem Gleichgewicht

Subclavian Steal Syndrom: Blutstrom aus dem Gleichgewicht

10.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Das Subclavian Steal Syndrom beschreibt eine Durchblutungsstörung, bei der Blut aus einer Halsarterie umgeleitet wird, weil die Arterie unter dem Schlüsselbein verengt oder verschlossen ist. Dadurch kann es zu einer Minderversorgung des Gehirns und des Armes kommen.

Was passiert bei diesem Syndrom?

Normalerweise versorgt die sogenannte Arteria subclavia, die unter dem Schlüsselbein verläuft, den Arm mit sauerstoffreichem Blut. Gleichzeitig gibt sie einen wichtigen Ast, die Arteria vertebralis, ab, der Blut zum hinteren Teil des Gehirns leitet. Wenn die Subclavia an ihrem Anfang stark verengt ist, entsteht ein Unterdruck hinter der Engstelle. Das Blut sucht sich dann einen Umweg: Es fließt rückwärts durch die Arteria vertebralis aus dem Gehirn in den Arm. Der medizinische Ausdruck „Steal“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Blut aus dem Gehirn „gestohlen“ wird, um den Arm zu versorgen. Mehr zur Anatomie der Subclavia findest du hier.

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Welche Beschwerden können auftreten?

Viele Menschen bemerken zunächst gar nichts. Das Syndrom entwickelt sich oft über Jahre. Beschwerden entstehen meist erst, wenn der betroffene Arm belastet wird, zum Beispiel beim Tragen schwerer Gegenstände oder bei sportlicher Aktivität. Typisch sind dann Schwäche, Müdigkeit oder ein Kältegefühl im Arm. Manche spüren ein Kribbeln oder Taubheit. In seltenen Fällen treten Schwindel, Sehstörungen oder sogar Ohnmachtsanfälle auf, insbesondere, wenn das Gehirn kurzzeitig weniger Blut erhält. Das kann zum Beispiel passieren, wenn der Arm stark beansprucht wird.

Wie wird das Subclavian Steal Syndrom festgestellt?

Die Diagnose beginnt meist mit einer gründlichen Befragung und körperlichen Untersuchung. Oft fällt auf, dass der Blutdruck in beiden Armen unterschiedlich hoch ist. Mithilfe eines Ultraschalls lässt sich der Blutfluss in den Hals- und Armarterien sichtbar machen. Ärztinnen und Ärzte erkennen dabei, ob das Blut in der Arteria vertebralis rückwärts fließt. In manchen Fällen sind weitere bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) notwendig, um die genaue Engstelle darzustellen und andere Ursachen auszuschließen.

Ist das Subclavian Steal Syndrom gefährlich?

Viele Betroffene fragen sich, ob sie sich Sorgen machen müssen. In den meisten Fällen ist das Syndrom zwar unangenehm, aber nicht akut lebensbedrohlich. Das Risiko für einen Schlaganfall ist leicht erhöht, vor allem wenn zusätzlich andere Gefäße im Gehirn betroffen sind oder weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen oder Diabetes vorliegen. Plötzliche schwere Verläufe sind selten. Bei ausgeprägten Symptomen oder wenn das Gehirn wiederholt zu wenig Sauerstoff bekommt, sollte jedoch eine Behandlung erwogen werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Ob eine Therapie notwendig ist, hängt davon ab, wie stark die Beschwerden sind und wie ausgeprägt die Durchblutungsstörung ist. Bei leichten Symptomen reicht es oft, die Risikofaktoren zu senken: Das bedeutet, den Blutdruck gut einzustellen, Cholesterin zu kontrollieren, auf Nikotin zu verzichten und sich regelmäßig zu bewegen. Medikamente zur Blutverdünnung oder zur Gefäßweitstellung können sinnvoll sein, wenn zusätzlich andere Gefäße betroffen sind.

Bei ausgeprägten Beschwerden oder wenn die Lebensqualität stark eingeschränkt ist, kommen auch Eingriffe infrage. Dabei kann die verengte Stelle mit einem Ballon geweitet und manchmal eine kleine Gefäßstütze (Stent) eingesetzt werden. In seltenen Fällen ist eine Operation nötig, bei der eine Umleitung um die Engstelle gelegt wird. Über die beste Therapie entscheidet immer die individuelle Situation.

Was kann selbst getan werden?

Ein gesunder Lebensstil hilft, das Fortschreiten der Gefäßverengung zu verlangsamen. Besonders wichtig ist es, auf Rauchen zu verzichten und Bluthochdruck sowie Blutzucker gut einzustellen. Wer Übergewicht abbaut und sich regelmäßig bewegt, unterstützt die Gefäßgesundheit zusätzlich. Bei Unsicherheiten oder neuen Symptomen sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.

Was steckt hinter dem Namen?

Der Name setzt sich aus den Begriffen „Subclavian“ für die Arterie unter dem Schlüsselbein und „Steal“ für das Umleiten oder „Stehlen“ von Blut zusammen. Das Syndrom beschreibt also eine Umverteilung des Blutstroms, weil die Hauptleitung zum Arm verengt ist. Die dadurch entstehende Minderversorgung kann vor allem dann zu Problemen führen, wenn der Arm beansprucht wird oder das Gehirn auf eine besonders gute Durchblutung angewiesen ist.

Weitere Informationen zur Anatomie der betroffenen Arterie gibt es im Artikel zur Subclavia.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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