Spondylodiscitis: Ernsthafte Entzündung der Wirbelsäule

Spondylodiscitis: Ernsthafte Entzündung der Wirbelsäule

10.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Spondylodiscitis bezeichnet eine Entzündung der Bandscheibe und der angrenzenden Wirbelkörper im Bereich der Wirbelsäule, ausgelöst durch Bakterien oder – seltener – andere Krankheitserreger.

Was passiert bei einer Spondylodiscitis?

Im Zentrum steht eine Infektion, die sich zwischen zwei Wirbeln abspielt: Die Bandscheibe, also die flexible „Polsterung“ zwischen den Wirbelknochen, entzündet sich gemeinsam mit den angrenzenden Knochenstrukturen. Häufig gelangen Bakterien über das Blut in diesen Bereich, etwa nach Operationen, bei bestehenden Infektionen im Körper oder bei geschwächtem Immunsystem. Die Folge ist eine allmähliche Zerstörung der Bandscheibe und der angrenzenden Wirbelkörper – ein Prozess, der ohne Behandlung schwerwiegende Folgen haben kann.

Wie macht sich eine Spondylodiscitis bemerkbar?

Typisch sind starke, anhaltende Rückenschmerzen, die sich oft auch in Ruhe nicht bessern. Im Gegensatz zu klassischen „Rückenschmerzen“ nach Belastung oder Bewegung treten die Beschwerden meist dauerhaft auf und verstärken sich bei Druck auf die betroffene Stelle. Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl und Nachtschweiß können hinzukommen, müssen aber nicht immer auftreten. Manche bemerken auch Schwäche oder Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen, wenn die Entzündung auf Nerven drückt.

Gerade weil Rückenschmerzen so häufig sind, bleibt eine Spondylodiscitis anfangs oft unerkannt. Hält der Schmerz jedoch über Tage oder Wochen an, verschlimmert sich oder treten Lähmungserscheinungen auf, sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.

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Ursachen und Risikofaktoren

Meist sind Bakterien, insbesondere Staphylokokken, die Auslöser. Sie können aus anderen Infektionsherden im Körper – etwa nach einer Lungenentzündung, Harnwegsinfektion oder Operation – über das Blut in die Wirbelsäule gelangen. Auch medizinische Eingriffe an der Wirbelsäule, wie Injektionen oder Operationen, erhöhen das Risiko. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, Diabetes, Drogenabhängigkeit oder chronischen Erkrankungen sind besonders anfällig.

Selten können auch Pilze oder andere Keime eine Spondylodiscitis verursachen, zum Beispiel bei sehr stark geschwächtem Immunsystem.

Ist eine Spondylodiscitis gefährlich?

Eine Entzündung im Bereich der Wirbelsäule ist immer ernst zu nehmen. Unbehandelt kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen: Die Entzündung kann sich ausbreiten, zu Abszessen führen oder sogar das Rückenmark schädigen. Im schlimmsten Fall drohen bleibende Lähmungen oder eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis). Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend.

Die Vorstellung, eine Infektion an der Wirbelsäule zu haben, löst oft große Sorgen aus. Viele fragen sich, ob sie wieder vollständig gesund werden oder bleibende Schäden zurückbleiben. Die gute Nachricht: Mit rechtzeitiger und gezielter Behandlung sind die Heilungschancen heute meist gut, auch wenn die Therapie Geduld erfordert.

Wie wird Spondylodiscitis festgestellt?

Die Diagnose stützt sich auf verschiedene Untersuchungen. Zunächst steht das ausführliche Gespräch über Beschwerden und mögliche Risikofaktoren im Mittelpunkt. Blutuntersuchungen zeigen oft erhöhte Entzündungswerte. Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) liefern genaue Bilder und machen die Entzündung sichtbar. Manchmal wird eine Gewebeprobe entnommen, um den genauen Erreger zu bestimmen. Das ist wichtig, um die passende Behandlung auswählen zu können.

Behandlungsmöglichkeiten bei Spondylodiscitis

Das Ziel ist, die Infektion zu bekämpfen und Folgeschäden zu verhindern. Im Mittelpunkt steht eine konsequente, oft wochenlange Antibiotikatherapie, die gezielt gegen die nachgewiesenen Bakterien wirkt. Anfangs erfolgt diese meist als Infusion direkt ins Blut, später kann auf Tabletten umgestellt werden. Wichtig ist, die Medikamente genau wie verordnet einzunehmen und die Behandlung nicht vorzeitig abzubrechen, auch wenn die Beschwerden nachlassen.

Bettruhe und Entlastung der Wirbelsäule sind in der Anfangsphase oft erforderlich. In manchen Fällen wird ein spezielles Korsett eingesetzt, um die betroffene Stelle zu stabilisieren. Bei schweren Verläufen oder wenn Abszesse, also Eiteransammlungen, entstehen, kann eine Operation nötig werden. Dabei wird das entzündete Gewebe entfernt und die Wirbelsäule stabilisiert.

Wie lange dauert die Heilung?

Die Genesung kann sich über mehrere Wochen bis Monate erstrecken. Geduld ist gefragt, da die Entzündung langsam abklingt und die Knochen Zeit brauchen, um zu heilen. In den meisten Fällen ist eine vollständige Erholung möglich, wenn die Behandlung frühzeitig beginnt und konsequent durchgeführt wird. Bleibende Schäden sind selten, können aber auftreten, wenn die Infektion zu spät erkannt oder nicht ausreichend behandelt wird.

Was kann selbst getan werden?

Während der Behandlung ist es wichtig, sich an die ärztlichen Empfehlungen zu halten und körperliche Belastung zu vermeiden. Nach der akuten Phase helfen gezielte Physiotherapie und sanfte Bewegung, die Rückenmuskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zurückzugewinnen. Regelmäßige Kontrollen beim Arzt sind sinnvoll, um den Heilungsverlauf zu überwachen.

Eine Spondylodiscitis ist eine ernste, aber gut behandelbare Erkrankung – vorausgesetzt, sie wird rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt. Wer länger anhaltende, ungewöhnlich starke Rückenschmerzen verspürt oder nach einer Infektion plötzlich Beschwerden im Rücken entwickelt, sollte nicht zögern, medizinische Hilfe zu suchen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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