Splenektomie – Leben ohne Milz

Splenektomie – Leben ohne Milz

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Splenektomie?

Splenektomie bezeichnet die vollständige oder teilweise Entfernung der Milz durch einen chirurgischen Eingriff. Die Milz ist ein Organ im linken Oberbauch, das unter anderem eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Infektionen und beim Abbau alter Blutzellen spielt.

Wann wird die Milz entfernt?

Eine Splenektomie kommt meist dann zum Einsatz, wenn die Milz krankhaft verändert ist oder ihre Funktion zu Problemen im Körper führt. Häufige Gründe sind zum Beispiel Verletzungen, etwa nach einem Unfall, bei denen die Milz stark blutet und sich nicht mehr retten lässt. Auch bestimmte Erkrankungen, wie Blutkrankheiten (zum Beispiel die sogenannte Thalassämie oder Sichelzellanämie), manche Krebsarten wie Lymphome, oder schwere Entzündungen können eine Entfernung der Milz notwendig machen. In seltenen Fällen ist die Milz so stark vergrößert, dass sie andere Organe verdrängt oder Schmerzen verursacht.

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Was bedeutet das für den Körper?

Die Milz ist zwar ein wichtiges Organ, aber nicht lebensnotwendig. Nach einer Splenektomie übernehmen andere Organe, vor allem die Leber und das Knochenmark, viele Aufgaben der Milz. Trotzdem verändert sich das Immunsystem: Die Fähigkeit, bestimmte Bakterien abzuwehren, ist nach einer Milzentfernung verringert. Besonders Infektionen durch sogenannte bekapselte Bakterien (wie Pneumokokken, Meningokokken oder Haemophilus influenzae) können dann schwerer verlaufen.

Direkt nach dem Eingriff kann es zu Beschwerden wie Schmerzen im Oberbauch, Müdigkeit oder einer erhöhten Infektanfälligkeit kommen. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper meist an die neue Situation, trotzdem bleibt das Risiko für bestimmte Infektionen dauerhaft erhöht.

Ist das schlimm? Häufige Sorgen nach einer Splenektomie

Viele Menschen machen sich nach einer Milzentfernung Sorgen, ob sie jetzt anfälliger für Krankheiten sind oder ihr Alltag stark eingeschränkt wird. Die Angst vor schweren Infektionen ist nicht unbegründet, denn tatsächlich besteht ein erhöhtes Risiko, zum Beispiel für eine sogenannte „overwhelming post-splenectomy infection“ (OPSI). Das ist eine seltene, aber gefährliche Blutvergiftung, die sehr schnell verlaufen kann.

Trotzdem kann mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen das Leben nach einer Splenektomie meist ganz normal weitergehen. Impfungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Auch eine gute Aufklärung, wie im Krankheitsfall zu handeln ist, hilft, das Risiko zu minimieren.

Worauf achten nach einer Milzentfernung?

Nach der Operation ist es besonders wichtig, alle empfohlenen Impfungen zu erhalten. Dazu gehören in der Regel Schutzimpfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae. Diese Impfstoffe verringern das Risiko für schwere Infektionen deutlich. Zusätzlich kann eine jährliche Grippeimpfung sinnvoll sein.

In manchen Fällen verschreiben Ärztinnen und Ärzte nach der Splenektomie für einige Zeit vorsorglich Antibiotika, um das Infektionsrisiko noch weiter zu senken. Besonders bei Kindern oder Menschen mit weiteren Erkrankungen kann das empfohlen werden.

Im Alltag sollte bei Fieber oder Krankheitsgefühl frühzeitig ärztlicher Rat eingeholt werden. Ein Notfallausweis, der auf die fehlende Milz hinweist, kann im Ernstfall helfen, damit Ärztinnen und Ärzte sofort die richtigen Maßnahmen ergreifen können.

Wie läuft die Operation ab?

Die Entfernung der Milz kann auf zwei Arten erfolgen: entweder als offene Operation mit einem größeren Schnitt im Oberbauch oder als sogenannte laparoskopische Splenektomie, bei der über kleine Schnitte und mithilfe einer Kamera gearbeitet wird. Die minimal-invasive Methode wird heute, wenn möglich, bevorzugt, weil sie meist weniger Schmerzen verursacht und die Heilung schneller verläuft. Nach der Operation bleibt ein Krankenhausaufenthalt von mehreren Tagen nötig, um Komplikationen wie Nachblutungen oder Infektionen auszuschließen.

Leben ohne Milz – was ist zu beachten?

Auch ohne Milz ist ein normales Leben möglich. Das Immunsystem arbeitet weiterhin, nur eben etwas anders. Wichtig ist, sich der erhöhten Infektanfälligkeit bewusst zu sein und bei Anzeichen einer Infektion – wie Fieber, Schüttelfrost oder starkem Krankheitsgefühl – nicht zu zögern, medizinische Hilfe zu suchen. Reisen in bestimmte Länder oder Regionen mit erhöhtem Infektionsrisiko sollten gut geplant werden, manchmal sind zusätzliche Impfungen oder vorbeugende Medikamente nötig.

Sport und Bewegung sind grundsätzlich möglich, sobald die Wunden verheilt sind. Nur auf Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko für den Bauchbereich sollte, zumindest in der ersten Zeit nach der Operation, verzichtet werden.

Zusammengefasst

Eine Splenektomie bedeutet die Entfernung der Milz – meist aufgrund von Verletzungen oder bestimmten Krankheiten. Das Leben danach ist in aller Regel gut möglich, wenn auf Impfungen und einen achtsamen Umgang mit Infektionen geachtet wird. Das Immunsystem ist zwar etwas geschwächt, aber mit der richtigen Vorsorge lässt sich das Risiko für schwere Erkrankungen deutlich verringern.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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