Spirometrie: Wie die Atemwege getestet werden

Spirometrie: Wie die Atemwege getestet werden

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Die Spirometrie ist eine der wichtigsten Methoden zur Messung der Lungenfunktion. Dabei werden vor allem das Lungenvolumen und die Atemflussgeschwindigkeit überprüft. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten und hilft, Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD frühzeitig zu erkennen und ihren Verlauf zu kontrollieren. Allein in Deutschland werden jährlich mehrere Millionen Spirometrien durchgeführt – sie gilt als Routineuntersuchung in der Pneumologie.

Wie läuft eine Spirometrie ab?

Bei einer Spirometrie wird durch ein Mundstück in ein spezielles Gerät, das sogenannte Spirometer, geatmet. Dabei misst das Gerät, wie viel Luft in kurzer Zeit ein- und ausgeatmet werden kann. Meist erfolgt die Untersuchung im Sitzen. Zunächst folgt eine ruhige Atmung, dann werden tiefes Einatmen und kräftiges, schnelles Ausatmen verlangt. Die Messung dauert nur 5-10 Minuten und ist in der Regel unkompliziert und schmerzfrei.

Häufig wird die Untersuchung in Lungenarztpraxen, Hausarztpraxen oder in Kliniken durchgeführt. Vor der Messung gibt es meist eine kurze Einweisung, damit die Technik richtig ausgeführt wird. In manchen Fällen wird die Spirometrie mehrmals hintereinander wiederholt, etwa vor und nach der Inhalation eines Medikaments, um zu sehen, wie gut die Atemwege auf die Behandlung ansprechen.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Was misst die Spirometrie genau?

Besonders wichtig sind zwei Messgrößen:

  • Die Einsekundenkapazität (FEV1) zeigt, wie viel Luft in einer Sekunde mit voller Kraft ausgeatmet werden kann. Bei gesunden Erwachsenen beträgt dieser Wert meist über 80 % des Sollwerts, der nach Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht berechnet wird. Liegt der Wert darunter, kann das ein Hinweis auf eine Atemwegsverengung sein.

  • Die Vitalkapazität (VC) beschreibt die größtmögliche Luftmenge, die nach tiefem Einatmen wieder ausgeatmet werden kann.

Anhand dieser Werte lassen sich typische Muster erkennen: Bei Asthma und COPD ist die FEV1 deutlich vermindert, bei Lungenfibrose oder anderen restriktiven Erkrankungen ist das gesamte Lungenvolumen reduziert.

Wann wird eine Spirometrie durchgeführt?

Eine Spirometrie wird empfohlen, wenn anhaltender Husten, Luftnot, Engegefühl in der Brust oder häufige Infekte bestehen. Auch Raucher:innen und Menschen mit familiärer Vorbelastung profitieren von einer frühzeitigen Kontrolle. Bei bekannten Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale oder COPD ist die Untersuchung ein wichtiger Bestandteil der Therapiekontrolle.

Darüber hinaus dient die Spirometrie als Routineuntersuchung vor Operationen oder bei Berufen mit hoher Staub- oder Schadstoffbelastung. Sie hilft, Risiken früh zu erkennen und rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten.

Was bedeuten auffällige Ergebnisse?

Veränderte Werte in der Spirometrie können auf verschiedene Ursachen hinweisen. Am häufigsten werden zwei Arten von Störungen unterschieden: Bei sogenannten obstruktiven Atemwegserkrankungen, wie Asthma bronchiale oder COPD, sind die Atemwege verengt, was sich durch einen verminderten Luftstrom bemerkbar macht. Bei restriktiven Störungen, wie sie etwa bei Lungenfibrose vorkommen, ist das Lungenvolumen insgesamt vermindert, weil das Lungengewebe verhärtet oder geschädigt ist.

Nicht immer muss ein auffälliger Befund sofort auf eine schwere Erkrankung hindeuten. Manchmal sind die Werte auch durch vorübergehende Infekte, falsche Technik bei der Messung oder andere harmlose Ursachen beeinflusst. Die genaue Einordnung übernimmt die behandelnde Ärztin oder der Arzt, oft im Zusammenhang mit weiteren Untersuchungen und der individuellen Vorgeschichte.

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?

Für die meisten Menschen ist die Spirometrie ungefährlich und gut verträglich. In seltenen Fällen kann das kräftige Ausatmen zu Husten, Schwindel oder einem kurzen Unwohlsein führen. Wer starke Atemnot, akute Infekte oder kürzlich einen Herzinfarkt hatte, sollte die Untersuchung nur nach Rücksprache mit dem Arzt durchführen. Patient:innen können selbst dazu beitragen, dass die Messung zuverlässig ausfällt: 2–3 Stunden vor der Untersuchung nicht rauchen, keine schweren Mahlzeiten zu sich nehmen und körperliche Anstrengung vermeiden. Medikamente sollten nur nach ärztlicher Rücksprache weggelassen werden.

Was passiert nach der Untersuchung?

Ein Vorteil der Spirometrie ist, dass die Ergebnisse sofort verfügbar sind. Schon wenige Minuten nach der Messung können Ärztinnen und Ärzte die Werte erklären und eine erste Einschätzung geben. Bei auffälligen Ergebnissen folgen häufig weitere Tests wie eine Bodyplethysmographie oder ein Röntgen- bzw. MRT-Bild der Lunge.

Für Betroffene ist die Spirometrie ein wertvolles Werkzeug: Sie macht die eigene Lungenleistung sichtbar und zeigt, ob eine Behandlung wirkt oder angepasst werden muss. Besonders bei chronischen Erkrankungen liefert sie wichtige Verlaufsinformationen – kleine Veränderungen in der FEV1 können bereits auf eine Verschlechterung hinweisen und so eine frühzeitige Therapieanpassung ermöglichen.

Wissenschaftliche Quellen

  • Pellegrino R, Viegi G, Brusasco V, Crapo RO, Burgos F, Casaburi R, Coates A, van der Grinten CP, Gustafsson P, Hankinson J, Jensen R, Johnson DC, MacIntyre N, McKay R, Miller MR, Navajas D, Pedersen OF, Wanger J. Interpretative strategies for lung function tests. Eur Respir J. 2005;26(5):948–968. doi: 10.1183/09031936.05.00035205

  • Miller MR, Hankinson J, Brusasco V, Burgos F, Casaburi R, Coates A, Crapo R, Enright P, van der Grinten CP, Gustafsson P, Jensen R, Johnson DC, MacIntyre N, McKay R, Navajas D, Pedersen OF, Pellegrino R, Viegi G, Wanger J; ATS/ERS Task Force. Standardisation of spirometry. Eur Respir J. 2005;26(2):319–338. doi: 10.1183/09031936.05.00034805

  • Quanjer PH, Stanojevic S, Cole TJ, Baur X, Hall GL, Culver BH, Enright PL, Hankinson JL, Ip MS, Zheng J, Stocks J; ERS Global Lung Function Initiative. Multi-ethnic reference values for spirometry for the 3–95-yr age range: the global lung function 2012 equations. Eur Respir J. 2012;40(6):1324–1343. doi: 10.1183/09031936.00080312

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen