Spezifische Phobien und ihre Folgen

Spezifische Phobien und ihre Folgen

PD Dr. med. Witold Polanski

Spezifische Phobien sind ausgeprägte, anhaltende Ängste vor ganz bestimmten Situationen, Objekten oder Lebewesen, die eigentlich ungefährlich sind.

Wenn Angst den Alltag bestimmt

Jeder Mensch kennt das Gefühl, vor etwas Respekt oder sogar Furcht zu haben – etwa vor Spinnen, engen Räumen oder dem Fliegen. Bei einer spezifischen Phobie reicht diese Angst jedoch weit über das normale Maß hinaus. Schon der Gedanke an die gefürchtete Situation oder das Objekt kann starke Unruhe, Herzklopfen, Schweißausbrüche oder sogar Panik auslösen. Betroffene versuchen dann, das Auslösende möglichst zu vermeiden – manchmal mit erheblichen Einschränkungen im Alltag.

Typisch sind Phobien vor Tieren wie Hunden, Spinnen oder Schlangen, aber auch vor Höhen, Spritzen, Blut oder engen Räumen. Die Angst tritt fast immer sofort und sehr heftig auf, sobald die betreffende Situation eintritt oder auch nur vorgestellt wird. Obwohl vielen bewusst ist, dass die Angst übertrieben ist, lässt sie sich kaum kontrollieren.

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Wie entsteht eine spezifische Phobie?

Die Ursachen für eine spezifische Phobie sind vielfältig. Oft beginnt sie schon in der Kindheit oder Jugend. Ein prägendes Erlebnis – etwa ein Hundebiss oder ein beängstigender Flug – kann den Grundstein legen. Manchmal übernehmen Menschen aber auch Ängste von Eltern oder anderen Bezugspersonen, ohne dass ein eigenes Schlüsselerlebnis vorliegt. Auch eine gewisse Veranlagung spielt eine Rolle: Wer generell ängstlicher ist oder schneller auf Stress reagiert, entwickelt häufiger eine Phobie.

Im Gehirn laufen bei einer Phobie bestimmte Alarmprogramme ab, die eigentlich vor echter Gefahr schützen sollen. Bei einer spezifischen Phobie wird dieses Warnsystem jedoch fehlgeleitet und springt bei eigentlich harmlosen Auslösern an.

Ist eine spezifische Phobie gefährlich?

Viele fragen sich, ob so eine Angststörung schlimm ist oder sogar gefährlich werden kann. Die gute Nachricht: Eine spezifische Phobie ist nicht lebensbedrohlich und schadet dem Körper nicht direkt. Allerdings kann sie das Leben erheblich beeinträchtigen, vor allem wenn wichtige Bereiche wie der Arbeitsplatz, die Schule oder soziale Kontakte betroffen sind. Wer zum Beispiel wegen einer Spritzenphobie keine wichtigen Untersuchungen wahrnimmt oder aus Angst vor Hunden nicht mehr spazieren geht, schränkt sich stark ein.

Häufig kommen auch Gefühle von Scham oder Unverständnis hinzu. Viele Betroffene fragen sich, warum sie so stark reagieren, obwohl sie wissen, dass die Angst eigentlich unbegründet ist. Das kann zu Rückzug und einem Gefühl von Hilflosigkeit führen.

Wie wird eine spezifische Phobie behandelt?

Die wichtigste Botschaft: Es gibt wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Am besten bewährt hat sich die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie. Dabei wird gemeinsam mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten schrittweise gelernt, sich der gefürchteten Situation zu nähern. Das kann zunächst in Gedanken, später aber auch ganz praktisch geschehen – etwa indem eine Spinne aus sicherer Entfernung betrachtet wird. Im Laufe der Zeit gewöhnt sich das Gehirn daran, dass keine Gefahr droht, und die Angst lässt nach.

Unterstützend können Entspannungsverfahren, Atemübungen oder bestimmte Techniken zur Stressbewältigung helfen. Medikamente sind bei spezifischen Phobien nur selten nötig und werden meist nur dann eingesetzt, wenn die Angst sehr stark ausgeprägt ist oder andere psychische Probleme hinzukommen.

Wichtig ist, sich nicht zu schämen oder die Angst zu verstecken. Viele Menschen haben eine spezifische Phobie, und professionelle Hilfe kann den Alltag deutlich erleichtern. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser lassen sich Einschränkungen vermeiden.

Was tun, wenn die Angst überhandnimmt?

Wer merkt, dass die Angst das Leben stark einschränkt oder zu großem Leidensdruck führt, sollte sich nicht scheuen, Unterstützung zu suchen. Hausärzte oder Psychotherapeutinnen sind erste Anlaufstellen und können beraten, wie es weitergeht. Auch Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen bieten Hilfe und Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Sich der eigenen Angst zu stellen, fällt nicht leicht – doch mit Geduld, Verständnis und professioneller Unterstützung ist es möglich, den Teufelskreis zu durchbrechen und wieder mehr Freiheit im Alltag zu gewinnen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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