Das Sonnenuntergangsphänomen beschreibt eine typische Veränderung der Augenstellung, bei der die Augen nach unten abweichen und der obere Teil des Augapfels von außen sichtbar wird – das wirkt so, als würde die Sonne am Horizont untergehen.
Wie sieht das Sonnenuntergangsphänomen aus?
Charakteristisch ist, dass die Iris, also der farbige Teil des Auges, teilweise von der oberen Lidkante verdeckt wird. Gleichzeitig bleibt ein weißer Streifen der Sklera (das ist die weiße Augenhaut) oberhalb der Iris sichtbar. Das Auge schaut also scheinbar nach unten, während oben mehr Weiß zu sehen ist als normalerweise. Besonders auffällig ist dieser Blick bei Babys oder kleinen Kindern, weil ihre Augen insgesamt größer wirken.
Wann tritt dieses Phänomen auf?
Das Sonnenuntergangsphänomen ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein auffälliges Symptom. Es kann zum Beispiel bei erhöhtem Hirndruck auftreten, also einem zu hohen Druck im Schädelinneren. Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern, deren Schädelknochen noch nicht vollständig verknöchert sind, ist dieses Zeichen manchmal zu beobachten. Auch bei bestimmten Erkrankungen des Gehirns, wie etwa einem Wasserkopf (Hydrozephalus), kann das Sonnenuntergangsphänomen vorkommen.
Was bedeutet das für die Gesundheit?
Das Auftreten dieses Phänomens ist ein Warnsignal, das auf eine Störung im Gehirn hindeuten kann. Besonders bei Kindern mit einem bekannten Hydrozephalus gilt es als wichtiges Zeichen, dass sich der Hirndruck verändert haben könnte. Ein solcher Druckanstieg kann gefährlich werden, wenn er nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Neben der auffälligen Augenstellung können noch weitere sogenannte Hirndruckzeichen auftreten, wie zum Beispiel Erbrechen, Kopfschmerzen, eine gespannte Fontanelle (bei Babys) oder Bewusstseinsveränderungen.
Muss man sich Sorgen machen?
Das Sonnenuntergangsphänomen selbst ist erst einmal ein Symptom und keine Diagnose. Es weist darauf hin, dass etwas im Kopf nicht stimmt – häufig ist es ein Hinweis auf einen erhöhten Hirndruck. Gerade bei Kindern, die schon wegen eines Hydrozephalus oder anderer Hirnerkrankungen behandelt werden, ist dieses Zeichen ernst zu nehmen. Wird es bemerkt, sollte möglichst schnell eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um die Ursache abzuklären. Bei rechtzeitiger Behandlung kann oft Schlimmeres verhindert werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache. Ist der erhöhte Hirndruck zum Beispiel durch einen gestörten Abfluss von Gehirnflüssigkeit (Liquor) bedingt, kann ein sogenannter Shunt (eine Ableitung) notwendig sein. Manchmal reicht es auch, wenn die zugrunde liegende Erkrankung behandelt wird. Wichtig ist, dass die Ursache des Symptoms gefunden und gezielt behandelt wird. Die Augenstellung normalisiert sich meist wieder, sobald der Hirndruck sinkt.
Wann sollte man ärztlichen Rat suchen?
Sobald das Sonnenuntergangsphänomen auffällt, vor allem in Verbindung mit anderen Beschwerden wie Erbrechen, auffälliger Schläfrigkeit oder einer gespannten Fontanelle, sollte nicht gezögert werden. Eine zügige Untersuchung beim Kinderarzt oder in einer Klinik hilft, die Ursache schnell zu erkennen und zu behandeln. Besonders bei Kindern mit bekannten Hirnerkrankungen ist Aufmerksamkeit gefragt.
Das Sonnenuntergangsphänomen ist also ein sichtbares Warnzeichen, das ernst genommen werden sollte. Es kann auf eine Veränderung im Gehirn hinweisen, die rasches Handeln erfordert, um Folgeschäden zu vermeiden.