Sollwerte – Die Orientierung bei Blutwerten

Sollwerte – Die Orientierung bei Blutwerten

14.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Sollwerte sind feste Zahlenbereiche oder Zielwerte, die in der Medizin angeben, welche Messwerte bei gesunden Menschen als normal gelten und angestrebt werden.

Was versteht man unter Sollwerten?

Im medizinischen Alltag taucht der Begriff immer wieder auf – etwa im Zusammenhang mit Blutwerten, Blutdruck oder Laboruntersuchungen. Sollwerte beschreiben dabei den Bereich, in dem ein bestimmter Messwert idealerweise liegen sollte. Sie dienen als Orientierung, um zu beurteilen, ob beispielsweise der Blutzucker, die Leberwerte oder der Cholesterinspiegel im „normalen“ Bereich sind oder ob eine Abweichung vorliegt.

Die Festlegung solcher Werte basiert auf wissenschaftlichen Studien und Erfahrungswerten. Große Gruppen gesunder Menschen werden untersucht, um herauszufinden, welche Werte im Durchschnitt als gesund angesehen werden können. Daraus ergeben sich dann sogenannte Referenzbereiche, die in Laborberichten oder Arztbriefen oft als „Sollwert“ oder „Normwert“ bezeichnet werden.

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Wo werden Sollwerte angewendet?

In fast jedem medizinischen Befund finden sich Angaben zu Sollwerten. Besonders häufig begegnet man ihnen bei Blutuntersuchungen. Dort steht dann zum Beispiel: „Glukose: 90 mg/dl (Sollwert: 70–100 mg/dl)“. Das bedeutet, dass Werte zwischen 70 und 100 Milligramm pro Deziliter als normal gelten. Auch beim Blutdruck, bei der Körpertemperatur oder bei bestimmten Hormonwerten werden Sollbereiche angegeben.

Nicht nur im Labor, sondern auch bei Messungen wie dem Blutdruck oder der Lungenfunktion spielen sie eine Rolle. Ärztinnen und Ärzte vergleichen die gemessenen Werte mit den jeweiligen Sollwerten, um einzuschätzen, ob alles in Ordnung ist oder ob ein weiterer Handlungsbedarf besteht.

Warum sind Sollwerte wichtig?

Sie helfen dabei, Veränderungen im Körper frühzeitig zu erkennen. Liegt ein Wert außerhalb des Sollbereichs, kann das ein Hinweis auf eine Erkrankung, eine Störung oder einen besonderen Zustand sein. Ein zu hoher Blutzucker kann zum Beispiel auf Diabetes hindeuten, während ein zu niedriger Wert andere Ursachen haben kann.

Allerdings bedeutet eine Abweichung nicht immer gleich eine Krankheit. Viele Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ernährung, Tageszeit oder auch Stress können bestimmte Werte beeinflussen. Deshalb werden Sollwerte immer im Zusammenhang mit dem Gesamtbild und den Beschwerden betrachtet. Ein einzelner Wert, der leicht über oder unter dem Soll liegt, ist oft noch kein Grund zur Sorge.

Gibt es für jeden Menschen die gleichen Sollwerte?

Nicht immer. Die meisten Normbereiche richten sich nach Untersuchungen an Erwachsenen. Bei Kindern, älteren Menschen oder während einer Schwangerschaft können andere Werte als normal gelten. Auch individuelle Unterschiede spielen eine Rolle: Was für die eine Person optimal ist, kann für jemand anderen schon zu hoch oder zu niedrig sein.

Deshalb ist es wichtig, nicht nur auf die Zahlen zu schauen, sondern sich bei Unsicherheiten an die behandelnde Ärztin oder den Arzt zu wenden. Sie können am besten einschätzen, welche Werte für die persönliche Situation wirklich relevant sind.

Umgang mit abweichenden Messwerten

Wenn ein Wert außerhalb des Sollbereichs liegt, steht das oft in Laborbefunden oder Arztbriefen. Das kann zunächst verunsichern. Doch nicht jede Abweichung ist bedenklich. Manchmal reicht es, einen Wert nach einiger Zeit erneut zu kontrollieren, um auszuschließen, dass es sich nur um eine vorübergehende Schwankung handelt.

Erst wenn die Abweichung deutlich ist oder länger anhält, wird in der Regel weiter untersucht, woran das liegen könnte. Je nach Ergebnis kann dann entschieden werden, ob eine Behandlung nötig ist oder nicht. Die Sollwerte helfen dabei, die Situation besser einzuschätzen und die nächsten Schritte zu planen.

Weitere Begriffe rund um Sollwerte

Neben dem Begriff „Sollwert“ tauchen in Befunden häufig auch die Begriffe „Normwert“, „Referenzwert“ oder „Referenzbereich“ auf. Sie meinen im Wesentlichen das Gleiche: den Bereich, in dem ein Wert bei gesunden Menschen normalerweise liegt. Auch die Begriffe „Grenzwert“ oder „Schwellenwert“ werden gelegentlich verwendet, wenn es um die Grenzen des Normalbereichs geht.

Zusammengefasst geben Sollwerte eine wichtige Orientierung im medizinischen Alltag. Sie helfen, Ergebnisse einzuordnen, Veränderungen zu erkennen und Entscheidungen zu treffen – immer angepasst an die jeweilige Situation und die persönlichen Besonderheiten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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