Sinustachykardie und der schnelle Puls

Sinustachykardie und der schnelle Puls

PD Dr. med. Witold Polanski

Sinustachykardie bezeichnet einen beschleunigten Herzschlag, der von einem bestimmten Bereich im Herzen, dem sogenannten Sinusknoten, ausgeht. Normalerweise schlägt das Herz in Ruhe zwischen 60 und 100 Mal pro Minute. Bei einer Sinustachykardie liegt die Herzfrequenz über 100 Schlägen pro Minute, wobei der Ursprung des Taktes weiterhin im Sinusknoten bleibt – dem natürlichen Taktgeber des Herzens.

Wie entsteht eine Sinustachykardie?

Im Körper sorgt der Sinusknoten dafür, dass das Herz in einem regelmäßigen Rhythmus schlägt. Verschiedene Einflüsse können allerdings dazu führen, dass er schneller arbeitet. Häufige Auslöser sind körperliche Anstrengung, Aufregung, Stress oder starke Gefühle wie Angst. Auch Fieber, Flüssigkeitsmangel, Blutverlust oder bestimmte Medikamente können den Herzschlag beschleunigen. Sogar eine Schilddrüsenüberfunktion oder andere Erkrankungen kommen als Ursache infrage.

Im Unterschied zu anderen Herzrhythmusstörungen bleibt der Takt bei der Sinustachykardie regelmäßig, nur eben schneller als gewöhnlich. Das ist ein wichtiger Unterschied zu Herzrasen, das durch andere Ursachen wie Vorhofflimmern oder sogenannte supraventrikuläre Tachykardien ausgelöst wird.

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Was bedeutet das für den Alltag?

Ein schneller Herzschlag fühlt sich oft unangenehm an. Manche Menschen spüren ein Herzklopfen oder Herzrasen, andere bemerken kaum etwas. In vielen Fällen ist eine Sinustachykardie eine normale Reaktion des Körpers, zum Beispiel beim Sport oder bei Aufregung. Dann reguliert sich der Puls wieder von selbst, sobald die auslösende Situation vorbei ist.

Manchmal tritt die Sinustachykardie aber auch in Ruhe auf, ohne dass ein offensichtlicher Grund vorliegt. Das kann verunsichern, besonders wenn der schnelle Puls länger anhält oder mit Beschwerden wie Schwindel, Schwäche oder Luftnot einhergeht. In solchen Fällen sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen, um mögliche Ursachen auszuschließen.

Muss man sich Sorgen machen?

Viele fragen sich: Ist eine Sinustachykardie gefährlich? In den meisten Fällen ist sie harmlos und eine normale Reaktion auf körperliche oder seelische Belastungen. Erst wenn der schnelle Puls ohne erkennbaren Grund auftritt, sehr lang andauert oder mit weiteren Beschwerden verbunden ist, sollte genauer hingeschaut werden.

Besonders Menschen mit Vorerkrankungen des Herzens, einer Schilddrüsenüberfunktion oder anderen chronischen Erkrankungen sollten aufmerksam sein. Auch bei anhaltendem Herzrasen, starkem Unwohlsein, Brustschmerzen oder Ohnmachtsanfällen ist es sinnvoll, kurzfristig medizinischen Rat einzuholen.

Wie wird eine Sinustachykardie festgestellt?

Die Diagnose erfolgt meist über das EKG, also die Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Herzens. Im EKG zeigt sich bei einer Sinustachykardie ein regelmäßiger, beschleunigter Rhythmus, der eindeutig vom Sinusknoten ausgeht. Zusätzlich fragt die Ärztin oder der Arzt nach möglichen Auslösern und Begleitbeschwerden.

Oft werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um andere Ursachen für einen schnellen Puls auszuschließen. Dazu gehören zum Beispiel Blutuntersuchungen, um eine Schilddrüsenüberfunktion oder einen Infekt zu erkennen, sowie manchmal ein Langzeit-EKG, wenn die Beschwerden nur gelegentlich auftreten.

Was kann gegen Sinustachykardie helfen?

Ob und wie behandelt werden muss, hängt von der Ursache ab. Ist der schnelle Puls eine normale Reaktion auf Sport, Stress oder Aufregung, besteht kein Grund zur Sorge und keine Notwendigkeit für eine Therapie. Auch bei Fieber oder nach körperlicher Anstrengung ist ein beschleunigter Puls völlig normal.

Wenn eine Erkrankung wie eine Schilddrüsenüberfunktion, Blutarmut oder Flüssigkeitsmangel dahintersteckt, wird gezielt diese Ursache behandelt. Erst wenn die Sinustachykardie sehr ausgeprägt ist, Beschwerden verursacht oder Folge einer anderen Erkrankung ist, kann eine spezifische Behandlung nötig werden. Hier kommen dann manchmal Medikamente zum Einsatz, die den Puls verlangsamen.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Ein schneller Herzschlag ist oft harmlos, kann aber auch ein Zeichen dafür sein, dass im Körper etwas nicht stimmt. Besonders wenn zusätzlich Schwindel, Schwäche, Luftnot oder Brustschmerzen auftreten, sollte das ärztlich abgeklärt werden. Auch wer ohne ersichtlichen Grund immer wieder einen sehr schnellen Puls bemerkt, sollte dies nicht auf die leichte Schulter nehmen.

In den meisten Fällen ist eine Sinustachykardie jedoch kein Grund zur Panik. Sie zeigt, dass das Herz flexibel auf die Anforderungen des Lebens reagiert. Erst wenn sie ungewöhnlich auftritt oder Beschwerden macht, lohnt sich ein genauer Blick – um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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