Sildenafil ist ein gut erforschter Wirkstoff, der ursprünglich zur Behandlung von Erektionsstörungen entwickelt wurde. Heute wird er auch bei bestimmten Herz- und Lungenerkrankungen eingesetzt, etwa bei Formen des Lungenhochdrucks. Millionen Männer weltweit haben mit Sildenafil bereits positive Erfahrungen gemacht – es gehört zu den meistverordneten Medikamenten seiner Art.
Was steckt hinter Sildenafil?
Der Name Sildenafil taucht häufig im Zusammenhang mit Medikamenten auf, die bei Schwierigkeiten mit der Erektion verschrieben werden. Am bekanntesten ist dabei das Präparat Viagra, das diesen Wirkstoff enthält. Sildenafil gehört zu einer Gruppe von Medikamenten, die sogenannten PDE-5-Hemmer genannt werden. Diese Substanzen sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße entspannen und erweitern, sodass mehr Blut durchfließen kann – besonders in bestimmten Körperregionen.
Wie wirkt Sildenafil im Körper?
Damit eine Erektion entsteht, müssen sich die Blutgefäße im Penis erweitern, damit Blut in die Schwellkörper einströmen kann. Bei manchen Männern ist dieser Mechanismus gestört – etwa durch Gefäßverengungen, Diabetes, Bluthochdruck oder Stress.
Hier setzt Sildenafil an: Es hemmt das Enzym Phosphodiesterase-5 (PDE-5). Dadurch bleibt ein körpereigener Botenstoff (cGMP) länger aktiv, der die Gefäße im Penis erweitert.
Das führt dazu, dass bei sexueller Erregung mehr Blut einströmen kann – die Erektion wird fester und hält länger an.
Wichtig ist: Sildenafil wirkt nur bei sexueller Stimulation. Es ist kein Aphrodisiakum, sondern unterstützt den natürlichen körperlichen Ablauf.
Die Wirkung setzt nach etwa 30 bis 60 Minuten ein und hält durchschnittlich vier bis fünf Stunden an.
Weitere Einsatzgebiete von Sildenafil
Neben der Behandlung von Erektionsstörungen wird Sildenafil auch bei pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) eingesetzt – einer Form des Lungenhochdrucks, bei der sich die Blutgefäße in der Lunge verengen.
Hier hilft Sildenafil, die Gefäße zu erweitern, den Druck im Lungenkreislauf zu senken und die Belastbarkeit beim Atmen und bei körperlicher Aktivität zu verbessern.
In diesem Fall wird der Wirkstoff in deutlich geringerer Dosierung (z. B. 20 mg dreimal täglich) angewendet und steht unter anderem unter dem Handelsnamen Revatio zur Verfügung.
Ist die Anwendung von Sildenafil gefährlich?
Sildenafil gilt bei richtiger Anwendung als sicher und gut verträglich. Es ist eines der am besten untersuchten Medikamente weltweit. Dennoch kann es Nebenwirkungen geben, besonders bei falscher Dosierung oder Kombination mit bestimmten Arzneimitteln.
Häufige, meist harmlose Nebenwirkungen sind:
Kopfschmerzen
Gesichtsrötung oder Wärmegefühl
verstopfte Nase
Magenbeschwerden
leichter Schwindel oder Blutdruckabfall
vorübergehende Sehstörungen (bläuliches Sehen oder Lichtempfindlichkeit)
Diese Effekte klingen meist nach einigen Stunden ab.
Gefährlich kann Sildenafil werden, wenn es zusammen mit sogenannten Nitraten (z. B. Nitroglycerin, Isosorbidmononitrat) eingenommen wird, die bei Herzbeschwerden wie Angina pectoris verwendet werden. Diese Kombination kann zu einem lebensbedrohlichen Blutdruckabfall führen.
Deshalb darf Sildenafil nur nach ärztlicher Abklärung eingenommen werden, insbesondere bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- oder Nierenproblemen oder bei Einnahme anderer Medikamente.
Fragen und Unsicherheiten rund um Sildenafil
Wer zum ersten Mal von Sildenafil liest oder ein entsprechendes Rezept erhält, hat oft viele Fragen. Ist es peinlich, dieses Medikament zu nehmen? Was passiert, wenn es nicht wirkt? Muss man es dauerhaft einnehmen? Solche Unsicherheiten sind ganz normal. Sildenafil ist ein Medikament wie jedes andere, das bei einem konkreten gesundheitlichen Problem helfen kann. Es muss nicht dauerhaft eingenommen werden, sondern wird meist bei Bedarf verwendet. Sollte die Wirkung ausbleiben oder Nebenwirkungen auftreten, empfiehlt sich ein erneutes Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt. Auch bei Unsicherheiten rund um Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ist eine fachliche Beratung wichtig.
Was ist bei der Einnahme zu beachten?
Die Tablette wird etwa eine Stunde vor dem gewünschten Wirkungseintritt eingenommen.
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt in der Regel 50 mg, kann aber je nach Wirkung zwischen 25 und 100 mg angepasst werden.
Eine fettreiche Mahlzeit kann die Aufnahme verzögern.
Alkohol kann die Wirkung abschwächen und das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen.
Die Einnahme sollte nicht häufiger als einmal pro Tag erfolgen. Wenn Sildenafil nicht wie gewünscht wirkt, ist keine höhere Dosis ohne ärztliche Rücksprache empfehlenswert – häufig liegen die Gründe in Stress, Müdigkeit oder einer zu kurzen Vorlaufzeit.
Wechselwirkungen und besondere Vorsicht
Sildenafil kann mit anderen Medikamenten in Wechselwirkung treten. Besonders wichtig ist, den Arzt über alle eingenommenen Präparate zu informieren, auch über pflanzliche Mittel.
Nicht geeignet ist Sildenafil bei:
gleichzeitiger Einnahme von Nitraten oder NO-Donatoren
schweren Herzrhythmusstörungen oder Herzschwäche
sehr niedrigem Blutdruck (unter 90/50 mmHg)
schweren Leber- oder Nierenerkrankungen
Bei leichten oder moderaten Herzproblemen kann Sildenafil dagegen oft sicher angewendet werden, wenn die Ärztin oder der Arzt zustimmt.
Sildenafil und rezeptfreie Angebote
Im Internet kursieren viele vermeintlich „rezeptfreie“ Präparate mit Sildenafil oder ähnlichen Stoffen. Von solchen Angeboten ist dringend abzuraten. Untersuchungen zeigen, dass mehr als 70 Prozent der im Netz angebotenen Potenzmittel Fälschungen sind. Sie enthalten oft falsche Dosierungen, gefährliche Zusatzstoffe oder gar keinen Wirkstoff. Echte Sildenafil-Präparate sind verschreibungspflichtig und sollten nur über Apotheken bezogen werden.
Sildenafil und die Psyche
Viele Männer berichten nach erfolgreicher Behandlung mit Sildenafil über eine deutlich verbesserte Lebensqualität. Die Sicherheit, eine Erektion erreichen zu können, reduziert Leistungsdruck und Ängste. Manchmal kann eine Erektionsstörung jedoch auch psychische Ursachen haben, etwa Stress, Angst oder Partnerschaftsprobleme. In solchen Fällen kann eine Kombination aus Medikament und psychologischer Unterstützung sinnvoll sein, um das Selbstvertrauen wiederherzustellen.
Wissenschaftliche Quellen
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