Sequester – Abgetrenntes Gewebe im Körper

Sequester – Abgetrenntes Gewebe im Körper

26.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ein Sequester ist in der Medizin ein abgetrennter, nicht mehr durchbluteter Gewebeteil, der im Körper verbleibt und sich von gesundem Gewebe unterscheidet. Der Begriff taucht vor allem in Befunden, Arztbriefen und radiologischen Berichten auf und kann verschiedene Ursachen und Bedeutungen haben, je nachdem, in welchem Zusammenhang er verwendet wird.

Was bedeutet Sequester genau?

Ein Sequester entsteht, wenn ein Stück Gewebe, zum Beispiel Knochen, Bandscheibe oder Lunge, von seiner Blutversorgung abgeschnitten wird und daraufhin abstirbt. Dieses abgestorbene Material bleibt im Körper zurück, wird aber nicht mehr vom umliegenden Gewebe versorgt oder „integriert“. Der Körper erkennt den Sequester oft als Fremdkörper und versucht, ihn entweder abzukapseln, abzubauen oder wenn das nicht gelingt, kann es zu Entzündungen kommen.

Der Begriff wird in unterschiedlichen Fachgebieten verwendet und kann sich auf verschiedene Gewebearten beziehen. Besonders häufig ist von einem Sequester die Rede bei Knocheninfektionen (Osteomyelitis), bei Bandscheibenvorfällen (Bandscheibensequester) oder in der Lunge (Lungensequester).

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Sequester in der Orthopädie und Unfallchirurgie

Im Bereich der Knochenheilkunde meint Sequester meist ein abgestorbenes Knochenstück, das sich zum Beispiel nach einer Entzündung oder Verletzung gebildet hat. Das passiert häufig bei schweren Knocheninfektionen, wenn das Immunsystem oder Medikamente nicht mehr ausreichen, um das betroffene Gewebe zu retten. Das tote Knochenstück wird dann von gesundem Gewebe getrennt und kann im Röntgenbild oder bei einer Operation sichtbar sein.

Häufig fragen sich Betroffene, ob so ein Sequester gefährlich ist. Entscheidend ist, ob das abgestorbene Material Entzündungen verursacht oder den Heilungsprozess behindert. In manchen Fällen kann der Körper kleine Sequester selbst abbauen. Größere oder entzündete Sequester müssen manchmal operativ entfernt werden, um Komplikationen wie chronische Infektionen, Schmerzen oder eine Ausbreitung der Entzündung zu vermeiden.

Bandscheibensequester – was bedeutet das?

Im Zusammenhang mit der Wirbelsäule bezeichnet ein Sequester einen Teil der Bandscheibe, der sich komplett gelöst hat und nun frei im Wirbelkanal liegt. Das passiert meist bei einem Bandscheibenvorfall, wenn der innere Gallertkern der Bandscheibe austritt und ein Stück davon sich abspaltet. Dieser Bandscheibensequester kann auf Nerven drücken und starke Schmerzen, Taubheitsgefühle oder sogar Lähmungen auslösen.

Viele Menschen sorgen sich, wenn sie im Befund das Wort Sequester lesen. Nicht jeder Bandscheibensequester ist automatisch ein Notfall, aber die Beschwerden können sehr belastend sein. Je nach Lage und Ausmaß der Beschwerden kann eine konservative Behandlung, also Schmerztherapie, Physiotherapie und Schonung, ausreichend sein. In manchen Fällen, etwa bei anhaltenden Lähmungserscheinungen oder starken Schmerzen, wird eine Operation empfohlen, um den Sequester zu entfernen und den Druck auf die Nerven zu nehmen.

Sequester in der Lunge

Auch im Bereich der Lunge gibt es den Begriff Sequester. Hier beschreibt er meist ein abgegrenztes Lungengewebe, das nicht mit dem normalen Bronchialsystem verbunden ist und eine eigene Blutversorgung hat. Dieser sogenannte Lungensequester ist meist angeboren und wird oft zufällig entdeckt, etwa bei einer Röntgenuntersuchung. In manchen Fällen verursacht er keine Beschwerden und bleibt das ganze Leben unbemerkt. Wenn jedoch wiederkehrende Entzündungen oder Infektionen auftreten, kann eine Entfernung des Sequesters notwendig werden.

Wie wird ein Sequester festgestellt?

Die Diagnose eines Sequesters erfolgt meist durch bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT. Je nach betroffenem Gewebe sieht der Arzt oder die Ärztin eine abgetrennte Struktur, die sich vom umliegenden Gewebe unterscheidet. Manchmal wird der Sequester erst bei einer Operation entdeckt.

Muss ein Sequester immer behandelt werden?

Ob eine Behandlung nötig ist, hängt immer vom Einzelfall ab. Nicht jeder Sequester macht Beschwerden oder führt zu Komplikationen. Viele kleine Sequester werden vom Körper selbst abgebaut oder bleiben ohne Folgen. Größere oder entzündete Sequester können jedoch Schmerzen, Infektionen oder andere Probleme verursachen. Dann wird meist eine Entfernung empfohlen.

Im Zweifel lohnt es sich, bei Unsicherheiten den Befund mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zu besprechen. Die genaue Bedeutung und das weitere Vorgehen hängen immer davon ab, wo der Sequester liegt, wie groß er ist und ob Beschwerden auftreten.

Zusammengefasst

Der Begriff Sequester beschreibt ein abgestorbenes, abgetrenntes Gewebestück im Körper, das je nach Lage und Ursache unterschiedliche Folgen haben kann. Ob eine Behandlung notwendig ist, entscheidet sich anhand der Beschwerden, der Größe und des betroffenen Gewebes. In vielen Fällen bleibt ein Sequester ohne größere Bedeutung, manchmal ist jedoch eine gezielte Therapie oder Entfernung notwendig.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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