Selenmangel bedeutet, dass dem Körper zu wenig Selen zur Verfügung steht – ein lebenswichtiges Spurenelement, das für zahlreiche Funktionen im Organismus gebraucht wird.
Was steckt hinter einem Selenmangel?
Selen zählt zu den sogenannten Spurenelementen. Das heißt, es wird nur in sehr kleinen Mengen benötigt, ist aber für viele Abläufe im Körper unverzichtbar. Besonders bekannt ist Selen als Bestandteil von Enzymen, die die Zellen vor schädlichen Einflüssen schützen. Es unterstützt das Immunsystem, spielt eine Rolle bei der Schilddrüsenfunktion und hilft dabei, Entzündungen zu regulieren.
Ein Mangel entsteht, wenn über längere Zeit weniger Selen aufgenommen wird, als der Körper verbraucht. Das kann zum Beispiel passieren, wenn die Ernährung sehr einseitig ist, bestimmte Erkrankungen die Aufnahme im Darm stören oder der Bedarf in besonderen Lebenssituationen steigt.
Wie macht sich ein Selenmangel bemerkbar?
Die Symptome sind oft unspezifisch und entwickeln sich langsam. Häufig bleibt ein leichter Mangel lange Zeit unbemerkt. Erst wenn die Speicher deutlich erschöpft sind, zeigen sich Beschwerden. Dazu gehören zum Beispiel anhaltende Müdigkeit, Muskelschwäche oder eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte. Auch brüchige Nägel, Haarausfall oder Hautprobleme werden manchmal mit einem Selenmangel in Verbindung gebracht.
In sehr seltenen Fällen, etwa bei ausgeprägtem Mangel über längere Zeit, können ernstere gesundheitliche Probleme auftreten. Dazu zählen Störungen der Schilddrüse, Herzmuskelschwäche oder bei Kindern Entwicklungsverzögerungen. Die Symptome hängen aber immer davon ab, wie stark und wie lange der Mangel besteht.
Wer ist besonders gefährdet?
Nicht alle Menschen haben das gleiche Risiko, einen Selenmangel zu entwickeln. Besonders betroffen sind oft Personen, die sich streng vegetarisch oder vegan ernähren, da Selen vor allem in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Eiern vorkommt. Aber auch in Regionen mit selenarmen Böden – etwa in Teilen Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz – kann das Risiko erhöht sein, weil die Pflanzen dort weniger Selen enthalten.
Menschen mit chronischen Magen-Darm-Erkrankungen, die die Aufnahme von Nährstoffen stören, sind ebenfalls anfällig. Auch bei bestimmten chronischen Erkrankungen, Dialysepflicht oder in der Schwangerschaft und Stillzeit kann der Bedarf steigen.
Ist Selenmangel gefährlich?
Oft taucht die Sorge auf, ob ein Selenmangel schwerwiegende Folgen haben kann. In den meisten Fällen entwickelt sich ein leichter Mangel allmählich und verursacht keine akuten Beschwerden. Wird er jedoch über längere Zeit nicht erkannt, kann das Risiko für bestimmte Erkrankungen ansteigen. Besonders die Schilddrüse und das Immunsystem reagieren empfindlich auf einen niedrigen Selenstatus.
Schwere Mangelfolgen wie Herzmuskelerkrankungen oder neurologische Störungen sind in Mitteleuropa sehr selten. Sie treten meist nur bei extrem niedrigen Selenwerten und zusätzlicher Belastung – zum Beispiel durch Infektionen oder andere Mangelzustände – auf. Wer sich ausgewogen ernährt und keine chronischen Erkrankungen hat, ist normalerweise gut versorgt.
Wie wird ein Selenmangel festgestellt?
Ob tatsächlich ein Mangel vorliegt, lässt sich durch eine Blutuntersuchung feststellen. Dabei wird die Selenkonzentration im Blutserum gemessen. Der Referenzbereich kann je nach Labor leicht variieren, liegt aber meist zwischen 60 und 120 Mikrogramm pro Liter. Wichtig ist, dass die Werte immer im Zusammenhang mit den Beschwerden und der Ernährung bewertet werden.
Manchmal wird auch die Aktivität bestimmter Enzyme, die Selen enthalten, als zusätzlicher Hinweis herangezogen. Eine alleinige Messung ohne weitere Hinweise ist jedoch selten aussagekräftig.
Was tun bei Selenmangel?
Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß des Mangels und den individuellen Ursachen. Meist genügt es, die Ernährung gezielt umzustellen. Selenreiche Lebensmittel sind zum Beispiel Paranüsse, Fisch, Fleisch, Eier und einige Getreidesorten. Bereits eine Paranuss pro Tag kann den Bedarf oft decken, weil sie besonders viel Selen enthält.
In bestimmten Fällen – etwa bei nachgewiesenem, ausgeprägtem Mangel oder bei Erkrankungen, die die Aufnahme verhindern – können Selenpräparate sinnvoll sein. Die Einnahme sollte jedoch immer in Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt erfolgen, denn zu viel Selen kann ebenfalls schädlich sein. Eine Überdosierung äußert sich durch Übelkeit, Haarausfall oder sogar Nervenschäden.
Kann Selenmangel vorgebeugt werden?
Mit einer abwechslungsreichen Ernährung lässt sich einem Mangel meist gut vorbeugen. Wer sich vegan oder vegetarisch ernährt, sollte auf eine ausreichende Selenzufuhr achten und im Zweifel die Werte kontrollieren lassen. Auch bei chronischen Erkrankungen lohnt sich eine regelmäßige Überprüfung, um rechtzeitig gegensteuern zu können.
Eine gezielte Nahrungsergänzung ist nur dann nötig, wenn tatsächlich ein Mangel vorliegt oder ein erhöhtes Risiko besteht. Unkontrollierte Einnahme von Selenpräparaten ist nicht empfehlenswert, da der Körper nur geringe Mengen benötigt und ein Zuviel ebenso problematisch sein kann wie ein Mangel.