Scheuermann – Diagnose, Symptome und Alltag

Scheuermann – Diagnose, Symptome und Alltag

PD Dr. med. Witold Polanski

Scheuermann bezeichnet eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule im Jugendalter, bei der sich einzelne Wirbelkörper keilförmig verformen und dadurch eine verstärkte Rundung des Rückens entsteht.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Begriff geht auf den dänischen Arzt Holger Scheuermann zurück, der die typische Veränderung der Wirbelsäule erstmals 1921 beschrieb. Im medizinischen Sprachgebrauch ist auch von Morbus Scheuermann oder juveniler Kyphose die Rede. Gemeint ist damit eine Erkrankung, die vor allem während des Wachstums auftritt und die Form der Brustwirbelsäule beeinflusst. Besonders auffällig ist dabei der sogenannte „Rundrücken“, der sich meist zwischen dem 11. und 17. Lebensjahr entwickelt. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen.

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Wie zeigt sich die Erkrankung?

Im Anfangsstadium bleibt die Veränderung oft unbemerkt. Erst im Verlauf fällt auf, dass der Rücken runder wirkt als gewöhnlich. Viele merken zunächst keine Schmerzen, manchmal treten aber Verspannungen oder ein Ziehen im Rücken auf, besonders nach längerem Sitzen oder Stehen. Im weiteren Verlauf kann es passieren, dass die Beweglichkeit der Wirbelsäule eingeschränkt ist. Bei manchen Betroffenen wird die Körperhaltung auffällig, etwa durch ein Hohlkreuz im unteren Rücken als Ausgleich für den oberen Rundrücken.

Was passiert bei Scheuermann in der Wirbelsäule?

Im Wachstum verknöchern die Wirbelkörper normalerweise gleichmäßig. Bei Scheuermann ist dieser Prozess gestört, sodass einige Wirbel an ihrer Vorderkante weniger wachsen als an der Hinterkante. Dadurch entsteht eine Keilform. Mehrere solcher keilförmigen Wirbel hintereinander führen dazu, dass sich die Wirbelsäule stärker nach vorne krümmt. Typisch ist, dass die Brustwirbelsäule betroffen ist, seltener der Bereich im unteren Rücken.

Ist das schlimm? Muss man sich Sorgen machen?

Die Diagnose Scheuermann kann verunsichern, vor allem wenn sie im Arztbrief steht und zunächst unklar bleibt, was das für das weitere Leben bedeutet. Viele fragen sich, ob die Erkrankung gefährlich ist, ob dauerhafte Schmerzen oder Einschränkungen zu erwarten sind und ob eine Operation nötig wird. Wichtig zu wissen: In den allermeisten Fällen ist Scheuermann nicht bedrohlich. Viele Betroffene haben im Alltag keine oder nur geringe Beschwerden. Die Veränderungen der Wirbelsäule schreiten nach Abschluss des Wachstums meist nicht weiter fort. Allerdings kann eine ausgeprägte Fehlhaltung langfristig zu Rückenschmerzen führen, vor allem wenn die Muskulatur schwach ist oder der Rücken im Alltag stark belastet wird.

Behandlungsmöglichkeiten und was hilft im Alltag

Die Therapie richtet sich danach, wie stark die Wirbelsäule gekrümmt ist und ob Beschwerden bestehen. In den meisten Fällen reicht gezielte Physiotherapie aus. Dabei steht im Vordergrund, die Rückenmuskulatur zu kräftigen, die Beweglichkeit zu fördern und die Haltung zu verbessern. Übungen, die regelmäßig durchgeführt werden, können helfen, Schmerzen vorzubeugen und die Wirbelsäule zu entlasten.

Nur selten, bei sehr starker Verkrümmung oder anhaltenden, schweren Beschwerden, wird über weitere Maßnahmen wie das Tragen eines speziellen Korsetts nachgedacht. Operationen sind nur in Ausnahmefällen nötig, etwa wenn die Wirbelsäule extrem verformt ist und andere Behandlungen keinen Erfolg bringen.

Im Alltag helfen Bewegung, Sport und eine aufrechte Haltung dabei, den Rücken zu unterstützen. Schwimmen, Radfahren oder gezieltes Training für den Rumpf sind besonders empfehlenswert. Auch Pausen bei langem Sitzen und das Vermeiden von schwerem Heben entlasten die Wirbelsäule.

Häufige Sorgen und Fragen

Viele stellen sich die Frage, ob Scheuermann im Erwachsenenalter zu schwerwiegenden Problemen führen kann. In der Regel bleibt die Beweglichkeit erhalten, und die meisten können ein ganz normales Leben führen. Die Erkrankung ist nicht ansteckend und hat nichts mit falscher Haltung oder „Schuld“ zu tun. Die Ursache ist bis heute nicht abschließend geklärt, vermutlich spielen sowohl Veranlagung als auch Wachstumseinflüsse eine Rolle.

Eine weitere Sorge betrifft den Sport: Sport ist sogar ausdrücklich empfohlen, solange keine starken Schmerzen auftreten. Bewegung stärkt die Muskulatur und beugt weiteren Problemen vor.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose ergibt sich meist aus dem typischen Erscheinungsbild und wird durch eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule bestätigt. Dort erkennt man die charakteristischen keilförmigen Wirbel und die verstärkte Krümmung. Weitere Untersuchungen sind selten erforderlich, es sei denn, es bestehen ungewöhnliche Beschwerden oder Verdacht auf andere Erkrankungen.

Was bedeutet das für das weitere Leben?

Auch wenn der Begriff Scheuermann zunächst erschrecken mag, ist die Prognose meist gut. Mit gezielter Bewegung, Training und gelegentlich physiotherapeutischer Unterstützung lassen sich Beschwerden und Fehlhaltungen oft deutlich bessern. Nur in seltenen Fällen kommt es zu stärkeren Einschränkungen. Wer frühzeitig aktiv wird und den Rücken regelmäßig stärkt, kann den Verlauf positiv beeinflussen und die Lebensqualität langfristig erhalten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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