Der Romberger Stehversuch ist eine neurologische Untersuchung, bei der getestet wird, wie gut das Gleichgewicht im Stehen mit geschlossenen Augen gehalten werden kann.
Was steckt hinter dem Romberger Stehversuch?
Der Romberger Stehversuch, manchmal auch als Romberg-Stehversuch oder einfach Romberg-Test bezeichnet, gehört zu den Standarduntersuchungen in der Neurologie. Ziel ist es, die sogenannte Standstabilität zu überprüfen – also die Fähigkeit, im aufrechten Stand nicht zu schwanken oder zu fallen. Dabei steht die getestete Person zunächst mit geschlossenen Füßen und geöffneten Augen ruhig da. Im zweiten Schritt werden die Augen geschlossen. Nun beobachtet die Ärztin oder der Arzt, ob das Gleichgewicht weiterhin gehalten werden kann oder ob Unsicherheiten, Schwanken oder gar ein Fallneigung auftreten.
Der Name geht auf den deutschen Neurologen Moritz Heinrich Romberg zurück, der im 19. Jahrhundert diesen Test erstmals beschrieben hat. Der Romberger Stehversuch ist einfach durchzuführen, liefert aber wichtige Hinweise auf bestimmte Störungen des Nervensystems.
Wofür wird der Test eingesetzt?
Der Romberger Stehversuch kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein Verdacht auf Gleichgewichtsstörungen besteht. Besonders häufig wird er im Rahmen einer neurologischen Untersuchung durchgeführt, wenn Beschwerden wie Unsicherheit beim Gehen, Schwindel, Stürze oder Taubheitsgefühle bestehen. Auch bei Erkrankungen, die das sogenannte periphere Nervensystem betreffen – also die Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark – ist der Test hilfreich.
Ein auffälliges Ergebnis kann auf eine sogenannte Störung der Tiefensensibilität hindeuten. Das bedeutet, dass die Wahrnehmung der eigenen Körperstellung im Raum beeinträchtigt ist. Das kann zum Beispiel bei Nervenerkrankungen wie einer Polyneuropathie, nach einem Bandscheibenvorfall oder bei bestimmten Vitaminmangelzuständen vorkommen.
Was passiert beim Romberger Stehversuch genau?
Für den Test wird zunächst gebeten, mit geschlossenen Füßen gerade zu stehen und die Arme locker hängen zu lassen. Zuerst bleiben die Augen geöffnet. Nach einigen Sekunden werden die Augen geschlossen. In diesem Moment muss der Körper das Gleichgewicht ohne die Hilfe des Sehsinns halten. Die untersuchende Person achtet nun darauf, ob Unsicherheiten, Schwanken oder sogar ein seitliches oder rückwärtiges Fallen auftreten.
Schwanken oder Unsicherheiten bei geschlossenen Augen deuten darauf hin, dass die Informationen aus den Nerven, die die Stellung der Gelenke und Muskeln melden, nicht mehr ausreichen, um das Gleichgewicht zu halten. Das ist zum Beispiel typisch bei einer gestörten Tiefensensibilität.
Wenn das Gleichgewicht bereits bei offenen Augen nicht gehalten werden kann, liegt meist eine andere Ursache vor, etwa eine Störung des Kleinhirns oder eine schwere Gleichgewichtserkrankung.
Was bedeutet ein auffälliger Befund?
Ein auffälliger Romberger Stehversuch – also Schwanken oder gar Fallen mit geschlossenen Augen – weist auf eine Störung der sogenannten Propriozeption hin. Die Propriozeption ist die Fähigkeit, die eigene Körperlage und -bewegung wahrzunehmen, ohne hinzusehen. Diese Fähigkeit ist wichtig für eine gute Koordination.
Mögliche Ursachen für einen auffälligen Befund sind Erkrankungen der Nervenbahnen, wie sie zum Beispiel bei einer Polyneuropathie, bei Vitamin-B12-Mangel oder bei bestimmten Formen der Rückenmarksschädigung (etwa bei der sogenannten funikulären Myelose) vorkommen. Auch Störungen im Bereich des Innenohrs oder des Kleinhirns können ähnliche Symptome verursachen, zeigen sich aber oft schon bei geöffneten Augen.
Ein auffälliger Romberger Stehversuch ist keine Diagnose, sondern ein Hinweis darauf, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um die genaue Ursache zu finden.
Muss man sich Sorgen machen?
Ein auffälliger Romberger Stehversuch allein ist kein Grund zur Panik. Viele Ursachen lassen sich gut behandeln oder zumindest lindern. Der Test ist ein wichtiger Baustein in der Diagnostik, aber erst in Kombination mit anderen Untersuchungen und der genauen Krankengeschichte ergibt sich ein vollständiges Bild. Manchmal steckt eine harmlose Ursache dahinter, manchmal ist eine weiterführende Abklärung sinnvoll.
Wenn Unsicherheit beim Stehen oder Gehen, häufiger Schwindel oder Stürze auftreten, sollte das ärztlich abgeklärt werden. Gerade bei älteren Menschen oder bei bestehenden Nervenerkrankungen hilft eine frühzeitige Diagnose, Stürzen und deren Folgen vorzubeugen.
Was passiert nach dem Romberger Stehversuch?
Wenn der Test auffällig ist, folgen meist weitere Untersuchungen. Dazu zählen zum Beispiel Blutuntersuchungen, Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit oder bildgebende Verfahren wie MRT oder CT. Die genaue Therapie richtet sich immer nach der jeweiligen Ursache. Manchmal reichen schon gezielte Bewegungsübungen oder eine Anpassung der Medikation, um das Gleichgewicht zu verbessern.
Der Romberger Stehversuch ist eine einfache, aber sehr aussagekräftige Methode, um Störungen der Standfestigkeit frühzeitig zu erkennen. So kann gezielt nach der Ursache gesucht und die passende Behandlung eingeleitet werden.