Rigor: Mehr als nur steife Muskeln

Rigor: Mehr als nur steife Muskeln

PD Dr. med. Witold Polanski

Rigor bezeichnet eine krankhafte Muskelsteifigkeit, bei der sich die Muskeln dauerhaft anspannen und sich nicht mehr richtig entspannen können. Dieser medizinische Begriff taucht häufig im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen auf, besonders bei der Parkinson-Krankheit.

Wie zeigt sich Rigor?

Typisch für einen Rigor ist, dass sich Arme oder Beine schwer und wie „steif“ anfühlen. Die Bewegungen wirken oft abgehackt oder stockend, als ob ein innerer Widerstand überwunden werden muss. Besonders auffällig ist das, wenn ein Arm beim Gehen nicht mehr mitschwingt oder das Drehen im Bett plötzlich schwerfällt. Im Unterschied zu einer normalen Muskelverspannung lässt sich der betroffene Muskel auch beim Entspannen nicht lockern. Das Gefühl ähnelt manchmal dem, als würde ein Gummiband ständig unter Spannung stehen.

Ein weiteres Kennzeichen ist, dass sich die Steifigkeit nicht nur bei Bewegung, sondern auch in Ruhe zeigt. Beim Arztbesuch kann das spürbar werden, wenn ein Arm oder Bein langsam durchbewegt wird und dabei ein gleichmäßiger, zäher Widerstand zu fühlen ist. Manchmal spricht man dann auch vom sogenannten „Zahnradphänomen“, weil sich das Gelenk ruckartig bewegt, ähnlich wie bei einem Zahnrad.

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Wann tritt Rigor auf?

Rigor tritt fast immer im Rahmen von Erkrankungen des Nervensystems auf. Am bekanntesten ist die Parkinson-Krankheit, bei der die Muskelsteifigkeit eines der Hauptsymptome darstellt. Aber auch andere sogenannte „Parkinson-Syndrome“ oder seltene neurologische Erkrankungen können einen Rigor verursachen. Sehr selten entsteht eine solche Steifigkeit durch bestimmte Medikamente, zum Beispiel durch Mittel gegen Übelkeit oder Psychopharmaka.

Die Ursache liegt darin, dass bestimmte Nervenzellen im Gehirn – die sogenannten Basalganglien – ihre Steuerungsfunktion für die Bewegungen verlieren. Dadurch gerät das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung der Muskeln aus dem Lot. Das Ergebnis ist eine dauerhafte Grundspannung, die sich nicht mehr richtig regulieren lässt.

Was bedeutet das für den Alltag?

Eine anhaltende Muskelsteifigkeit kann den Alltag stark beeinflussen. Schon einfache Bewegungen wie Anziehen, Aufstehen oder das Gehen werden mühsamer. Es kann passieren, dass die Arme beim Gehen nicht mehr locker mitschwingen oder das Umdrehen im Bett schwerfällt. Viele berichten auch von Schmerzen oder Verspannungsgefühlen in den betroffenen Muskeln.

Im weiteren Verlauf kann sich die Steifigkeit auf mehrere Körperregionen ausbreiten. Besonders belastend ist das, wenn die Beweglichkeit der Hände oder Beine eingeschränkt wird. Das kann dazu führen, dass alltägliche Aufgaben wie Schreiben, Kochen oder das Öffnen von Flaschen schwieriger werden.

Ist Rigor gefährlich?

Die Muskelsteifigkeit selbst ist nicht direkt lebensbedrohlich, kann aber die Lebensqualität deutlich einschränken. Besonders in Verbindung mit anderen Parkinson-Symptomen – wie Zittern oder verlangsamten Bewegungen – kann Rigor dazu führen, dass die Selbstständigkeit im Alltag abnimmt. Viele machen sich Sorgen, ob sie irgendwann auf Hilfe angewiesen sind oder nicht mehr allein zurechtkommen.

Wichtig zu wissen: Ein Rigor ist immer ein Symptom und keine eigenständige Krankheit. Die genaue Ursache muss ärztlich abgeklärt werden, damit gezielt behandelt werden kann. Bei frühzeitiger Diagnose und passender Therapie lassen sich die Beschwerden oft deutlich lindern.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Bei der Parkinson-Krankheit kommen meist Medikamente zum Einsatz, die das fehlende Dopamin im Gehirn ersetzen oder dessen Wirkung verstärken. Dadurch können Steifigkeit und andere Symptome gelindert werden. Ergänzend helfen regelmäßige Bewegung, Physiotherapie und gezielte Übungen, die Beweglichkeit zu erhalten und Verspannungen zu lösen.

In manchen Fällen ist eine Anpassung der Medikamente notwendig, falls diese selbst einen Rigor verursachen. Dann sollte gemeinsam mit dem behandelnden Arzt geprüft werden, ob ein anderes Präparat besser verträglich ist. Auch Wärmebehandlungen, Massagen oder Entspannungstechniken können unterstützend wirken.

Entscheidend ist, dass die Behandlung individuell angepasst wird. Nicht jede Therapie hilft bei jedem gleich gut. Deshalb ist eine enge Zusammenarbeit mit Fachärzten und Therapeuten wichtig, um die bestmögliche Lebensqualität zu erreichen.

Wenn der Begriff im Arztbrief steht

Steht im Arztbrief oder Befund das Wort Rigor, beschreibt das eine beobachtete Muskelsteifigkeit. Das allein sagt noch nichts über die genaue Ursache oder den Schweregrad aus. Erst im Zusammenhang mit anderen Beschwerden und den Ergebnissen weiterer Untersuchungen kann die Ärztin oder der Arzt einschätzen, wie ausgeprägt das Symptom ist und welche Behandlung sinnvoll ist.

Wer einen solchen Befund liest, muss sich nicht sofort Sorgen machen. Es handelt sich lediglich um eine medizinische Beschreibung eines körperlichen Zeichens. Die weitere Abklärung und Behandlung erfolgt dann individuell, je nachdem, welche Ursache zugrunde liegt.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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