Was ist eine Riesenzellarteriitis?
Die Riesenzellarteriitis ist eine entzündliche Erkrankung der Blutgefäße, bei der vor allem mittlere und große Arterien – häufig an den Schläfen – betroffen sind. Sie zählt zu den sogenannten Gefäßentzündungen und tritt meist bei Menschen über 50 Jahren auf.
Wenn Blutgefäße sich entzünden
Bei einer Riesenzellarteriitis greift das körpereigene Immunsystem die Wände bestimmter Arterien an. Besonders oft sind die Schläfenarterien, aber auch andere große Gefäße, zum Beispiel an Hals oder Oberkörper, betroffen. Diese Entzündung führt dazu, dass die Gefäßwände anschwellen und sich verengen. Der Name stammt von den typischen, unter dem Mikroskop sichtbaren „Riesenzellen“, die sich im entzündeten Gewebe finden.
Die Folge: Der Blutfluss kann behindert werden und die betroffenen Bereiche werden schlechter mit Sauerstoff versorgt. Das kann verschiedene Beschwerden auslösen – je nachdem, welche Gefäße betroffen sind.
Typische Anzeichen und Beschwerden
Viele bemerken anfangs starke, meist einseitige Kopfschmerzen im Bereich der Schläfe. Die Haut über der betroffenen Arterie kann druckempfindlich sein, manchmal ist sogar eine verdickte, harte Schläfenarterie tastbar. Häufig treten zusätzlich allgemeine Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Appetitlosigkeit oder ungewollter Gewichtsverlust auf.
Ein Warnzeichen, das besonders ernst genommen werden muss, sind Sehstörungen. Dazu gehören verschwommenes Sehen, Doppeltsehen oder sogar ein vorübergehender Verlust des Sehvermögens auf einem Auge. In seltenen Fällen kann die Entzündung so stark sein, dass sie zum vollständigen Erblinden führt. Auch Schmerzen beim Kauen oder Kieferschmerzen sind möglich, weil die Durchblutung der Kaumuskulatur gestört wird.
Ist die Diagnose bedrohlich?
Viele stellen sich nach dem Lesen eines Arztbriefes die Frage, wie gefährlich eine Riesenzellarteriitis wirklich ist. Tatsächlich handelt es sich um eine Erkrankung, die schnell erkannt und behandelt werden muss. Unbehandelt besteht das Risiko bleibender Schäden, vor allem an den Augen oder anderen Organen, die von den betroffenen Gefäßen versorgt werden.
Glücklicherweise gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten, die meist rasch zu einer Besserung führen. Je früher die Therapie beginnt, desto geringer ist das Risiko für Komplikationen.
Wie wird die Riesenzellarteriitis festgestellt?
Die Diagnose stützt sich auf mehrere Hinweise. Neben den typischen Beschwerden werden oft Blutuntersuchungen gemacht, bei denen sich Zeichen einer Entzündung zeigen. Besonders auffällig ist eine stark erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit oder ein hoher CRP-Wert. In manchen Fällen wird die betroffene Schläfenarterie mit Ultraschall untersucht. Um die Diagnose endgültig zu sichern, entnehmen Ärztinnen oder Ärzte manchmal ein kleines Stück der Schläfenarterie (Biopsie), das dann unter dem Mikroskop auf die typischen Riesenzellen untersucht wird.
Behandlung und Therapieoptionen
Die wichtigste Maßnahme bei einer Riesenzellarteriitis ist der schnelle Beginn einer entzündungshemmenden Therapie. Meist kommen dafür Kortisonpräparate (Glukokortikoide) in relativ hoher Dosierung zum Einsatz. Diese Medikamente dämpfen die Entzündung und verhindern, dass die Gefäße weiter geschädigt werden. Die Dosis wird nach und nach reduziert, sobald die Beschwerden nachlassen und die Entzündungswerte im Blut sinken.
In bestimmten Fällen, zum Beispiel wenn die Erkrankung besonders schwer verläuft oder das Risiko für Nebenwirkungen durch Kortison hoch ist, können zusätzliche Medikamente eingesetzt werden, die das Immunsystem gezielt beeinflussen. Dazu zählen sogenannte Immunsuppressiva oder Biologika.
Während der Behandlung ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle wichtig, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und das Risiko für Rückfälle zu minimieren.
Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?
Nach der Diagnose stellen sich viele Fragen: Wie geht es weiter? Kann das Leben wie gewohnt fortgesetzt werden? Die gute Nachricht: Mit einer konsequenten Behandlung und regelmäßigen Kontrollen lässt sich die Riesenzellarteriitis in den meisten Fällen gut in den Griff bekommen. Viele kehren nach der ersten Behandlungsphase zu ihren alltäglichen Aktivitäten zurück.
Wichtig ist, auf Warnzeichen wie erneute Kopfschmerzen oder Sehstörungen zu achten und diese umgehend ärztlich abklären zu lassen. Auch eine Anpassung der Lebensgewohnheiten kann helfen, mögliche Nebenwirkungen der Therapie zu reduzieren – dazu zählen eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und der Schutz vor Infektionen.
Mögliche Langzeitfolgen und Prognose
Die meisten Menschen sprechen gut auf die Therapie an. Dennoch kann es in einigen Fällen zu Rückfällen kommen, die eine erneute oder intensivere Behandlung nötig machen. Manchmal bleibt ein leicht erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestehen, weil die Gefäßwände dauerhaft verändert sein können.
Regelmäßige Kontrollen, das frühzeitige Erkennen von Rückfällen und eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Team sind entscheidend, um langfristige Schäden zu vermeiden.
Die Riesenzellarteriitis ist eine ernstzunehmende, aber behandelbare Erkrankung, bei der eine frühzeitige Diagnose und Therapie die besten Chancen auf eine gute Lebensqualität bieten.