Was bedeutet Retroversion?
Retroversion beschreibt in der Medizin eine Rückwärtsneigung oder das Zurückkippen eines Organs oder Körperteils. Am häufigsten wird der Begriff für die Lage der Gebärmutter verwendet, aber auch bei Gelenken, etwa der Hüfte, kann von Retroversion die Rede sein.
Rückwärtsneigung im Körper – was steckt dahinter?
Im medizinischen Alltag taucht Retroversion meist auf, wenn es um die Gebärmutter geht. Normalerweise ist dieses Organ leicht nach vorne geneigt, in Richtung der Harnblase. Bei einer Retroversion zeigt die Gebärmutter stattdessen nach hinten, also in Richtung des Rückens. Das ist eine anatomische Variante, die bei vielen Frauen vorkommt und in der Regel keine Beschwerden verursacht.
Auch bei Gelenken, zum Beispiel am Hüftgelenk, spricht man von Retroversion, wenn bestimmte Knochenanteile oder Achsen nach hinten ausgerichtet sind. In Arztbriefen oder Befunden kann zum Beispiel stehen, dass das Hüftgelenk eine vermehrte oder verminderte Retroversion zeigt. Das bezieht sich auf die Stellung des Oberschenkelknochens oder der Hüftpfanne im Verhältnis zum restlichen Skelett.
Ist eine Retroversion gefährlich?
Die Retroversion der Gebärmutter ist meist harmlos und stellt keine Krankheit dar. Viele bemerken diese Lageveränderung gar nicht. In seltenen Fällen kann es zu leichten Beschwerden kommen, etwa einem Druckgefühl im unteren Rücken oder gelegentlichen Schmerzen während der Periode. Auch beim Geschlechtsverkehr kann es manchmal zu einem veränderten Empfinden kommen.
Bei Gelenken wie der Hüfte ist eine Retroversion in der Regel ebenfalls eine normale anatomische Variante. Nur wenn sie sehr ausgeprägt ist, kann sie die Beweglichkeit beeinflussen oder, bei bestimmten Fehlstellungen, das Risiko für Gelenkbeschwerden erhöhen. In den meisten Fällen bleibt sie aber unbemerkt und bedarf keiner Behandlung.
Woher kommt eine Retroversion?
Die rückwärtige Neigung der Gebärmutter ist meist angeboren. Sie entsteht durch die natürliche Form und die Aufhängung des Organs im Becken. Auch nach Schwangerschaften, Operationen oder durch Verwachsungen kann sich die Gebärmutter in eine retrovertierte Lage verschieben. Bei Gelenken sind Form und Stellung oft genetisch bedingt, können aber auch durch Verletzungen, Fehlbelastungen oder im Rahmen von Wachstumsprozessen beeinflusst werden.
Muss eine Retroversion behandelt werden?
In den allermeisten Fällen besteht kein Grund zur Sorge und auch kein Anlass für eine Behandlung. Nur wenn wirklich Beschwerden auftreten, kann eine ärztliche Abklärung sinnvoll sein. Selten kann eine stark ausgeprägte Retroversion der Gebärmutter mit anderen Problemen wie Endometriose oder Verwachsungen zusammenhängen, dann steht aber die Grunderkrankung im Vordergrund. Auch bei Gelenken wird nur dann behandelt, wenn die Stellung zu Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen führt.
Wie wird eine Retroversion festgestellt?
Die rückwärtige Neigung der Gebärmutter wird meist zufällig bei einer gynäkologischen Untersuchung entdeckt. Sie lässt sich mit dem Ultraschall oder bei der Tastuntersuchung erkennen. Bei Gelenken wie der Hüfte erfolgt die Diagnose meist durch bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT, wenn etwa Beschwerden bestehen oder eine genaue Vermessung notwendig ist.
Bedeutung für den Alltag
Eine Retroversion ist in den meisten Fällen einfach eine normale Variante der Körperanatomie. Sie hat keinen Einfluss auf die Gesundheit und muss auch nicht weiter beachtet werden, solange keine Beschwerden auftreten. Wer in einem Arztbrief oder Befund auf diesen Begriff stößt, kann meist beruhigt sein: Es handelt sich lediglich um eine Beschreibung der Lage oder Ausrichtung eines Organs oder Gelenks, nicht um eine Krankheit.